Learning by Doing im Amberger Sprachklub | Amberg24

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Roman und Iryna sind die Gründer des Amberger Sprachklubs.  (Bild: Trishinia Daos)
Roman und Iryna sind die Gründer des Amberger Sprachklubs. (Bild: Trishinia Daos)
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Roman und Iryna sind die Gründer des Amberger Sprachklubs. (Bild: Trishinia Daos)

Learning by Doing im Amberger Sprachklub

Roman und Iryna zogen vor ein paar Jahren nach Amberg. Aufgrund anfänglicher Sprachprobleme entwickelte sich eine Idee. Ein Klub, der Menschen zusammen und ihnen die deutsche Sprache näherbringt: Jeden Samstag, um 13 Uhr an der OTH Amberg.

Stellt euch vor, ihr kommt in einem neuen Land an, kennt niemanden und könnt mit keinem reden. Vor fünf Jahren befand Roman Sharov sich genau in dieser Situation. Roman (28) studiert Medientechnik und Medienproduktion im achten Semester an der OTH-Amberg Weiden. Seine Freundin Iryna Bahdanets (30) ist IT-Entwicklerin in München. Er zog während der Corona-Pandemie von Russland nach Deutschland. Es sei schwer für ihn gewesen, Deutsch zu üben. Aufgrund des Lockdowns hatte er nur wenig menschliche Interaktion. Deshalb gründete er zusammen mit seiner Freundin einen Sprachklub.

Im Urlaub kam er mit dem Konzept in Berührung. „Es war keine spontane Idee”, erzählt Roman. Sie waren im Januar auf Malta und besuchten vor Ort einen Sprachklub. Dort lernten sie neue Leute kennen und erweiterten ihre Sprachkenntnisse.

Auch für seine Freundin Iryna ist der Sprachklub eine gute Übung. Sie zog vor zwei Jahren von Belarus nach Deutschland. „Auf der Arbeit spricht sie Englisch, daheim sprechen wir Russisch, also wir haben keine Möglichkeit Deutsch zu üben.” Er möchte, dass Iryna mehr Sprachpartner hat, um das Sprechlevel zu steigern. Nach jedem Treffen merkte sie bisher einen Erfolg.

Ein weiteres Ziel ist, internationalen Studierende zusammenzubringen und ihnen einen geschützten Raum zu geben, in welchem sie Deutsch sprechen können. Roman stellt das Kurs-Programm selbst zusammen. Wenn er Ideen hat, dann redet er mit Iryna darüber: „Sie ist meine Inspiration - sie unterstützt mich.”

Der Sprachklub: Ablauf eines Treffen

Der 28-Jährige macht in der Regel eine kurze Abstimmung zu unterschiedlichen, einfachen Themen. Er schickt die Auswahl in eine Whatsapp-Gruppe: Beispielsweise Hobby, Reisen oder Umwelt. Jede Woche haben sie ein neues Thema. Den relevanten Wortschatz erhalten die Teilnehmenden vor dem Workshop in Form einer Liste. Diese können sie während des Treffens verwenden. Roman sagt, viele Leute denken, dass der Klub wie Deutsch-Unterricht ist – ist er aber nicht. Es wird keine deutsche Grammatik korrigiert, aber versucht, ein fließendes Gespräch zu führen.

Begonnen haben Roman und Iryna den Sprachklub im Januar. Der Start war holprig. Es kamen nur zwei bis drei Leute zu den Treffen. Dafür hat Roman eine Erklärung: „Es könnte daran liegen, dass die Prüfungsphase war. Viele haben dann keine Zeit gefunden, um was anderes zu machen.” Trotz weniger Teilnahmen organisieren Roman und Iryna die Treffen weiter, und es lohnt sich. Aktuell sind knapp 100 Leute in der Whatsapp Gruppe. Jede Woche sehen sie neue Gesichter und sind jetzt durchschnittlich zehn bis elf Leute.

Der 28-Jährige ist optimistisch, dass im kommenden Semester noch mehr Studierende teilnehmen. Sie treffen sich jeden Samstag um 13 Uhr an der OTH Amberg in einer Lounge. Offiziellen Support der Hochschule gibt es derzeit noch nicht. Die Treffen bestehen nicht immer nur aus Gesprächen. Auch Ausflüge oder Spiele stehen auf dem Plan: „Also ich möchte nicht nur sitzen und reden. Das ist langweilig – ich will immer was Neues bringen.” Roman geht es nicht nur um die gemeinsame Interaktion. Auch die Zukunft von internationalen Student*innen liegt ihm am Herzen: „Ich denke nicht, dass jede Firma bereit ist, jemanden mit Englischkenntnissen zu nehmen, daher es ist einfacher eine Arbeitsstelle zu finden, wenn man die deutsche Sprache besser kann.”

Reichweite und Motivation auch weiterhin hochhalten

Roman würde gerne mehr Reichweite haben, auch an andere Universitäten, aber da braucht man „viel Werbung und Unterstützung”, erzählt er. An der OTH Weiden gibt es ebenfalls einen Sprachklub, dieser sei aber nicht sehr gut besucht. Roman hat vor, Kontakt aufzunehmen.

Es ist schwer, Leute zu motivieren. Häufig tauchen Studierende auf, verstehen nicht viel und kommen nicht mehr. Roman sagt, dass viele Personen denken, nach dem Erhalt eines Sprachzertifikats oder Sprachniveaus schon fließend Deutsch zu sprechen und zu verstehen. Aber die Realität ist anders: „Es ist entscheidend, jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, um Deutsch zu üben. Genau hier bietet der Sprachklub die ideale Möglichkeit.”

Der Sprachklub soll auch im nächsten Semester bestehen

Da sich Roman am Ende seines Studiums befindet und Iryna Vollzeit arbeitet, ist es schwer zu sagen, ob sie weitermachen. Nach seinem Abschluss wollen sie nach Nürnberg ziehen und den Klub erweitern. Sie versuchen auch einen Nachfolger zu finden: „Man muss aber jemanden finden, der das macht. Es war meine Initiative. Ohne Motivation und ohne Initiative ist schwierig was zu machen.”

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