Weidener Filmteam Ainbahnstraße gewinnt Jugendfilmpreis | Amberg24

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Actionreich, düster und irgendwie witzig: „The Madman” hat beim Jugendfilmfestival begeistert. (Bildmontage: Sebastian Rathgeber)
Actionreich, düster und irgendwie witzig: „The Madman” hat beim Jugendfilmfestival begeistert. (Bildmontage: Sebastian Rathgeber)
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Actionreich, düster und irgendwie witzig: „The Madman” hat beim Jugendfilmfestival begeistert. (Bildmontage: Sebastian Rathgeber)

Weidener Filmteam Ainbahnstraße gewinnt Jugendfilmpreis

Toni ist ein Kleinstadt-Batman, dem langweilig ist. Bis er auf blöde Ideen kommt. Darum geht es im Kurzfilm „Madman”, für den das Filmteam „Ainbahnstraße” beim Jugendfilmfestival Oberpfalz einen Preis gewonnen hat.

Wegen einer weggeworfenen Zigarette ist in der nördlichen Oberpfalz eine Tankstelle explodiert. Der Schuldige: ein selbsternannter Superheld, der Verbrecher jagen will. Weil in seinem Dorf aber nichts passiert, sucht er sich eben selbst Probleme. Zum Beispiel Menschen, die an Tankstellen rauchen.

Das ist der Plot von „The Madman”, dem neuesten Kurzfilm der „Ainbahnstraße”. Die Ainbahnstraße sind ein Haufen Freunde aus Weiden, die gerne Filme drehen und damit bei Filmfestivals teilnehmen. Erfolgreich. „Wir haben so lange darauf hingearbeitet und jetzt endlich gewonnen”, erzählt Vincent Poschenrieder über ihre Auszeichnung beim Jugendfilmfestival Oberpfalz im vergangenen November im Ringkino in Amberg.

Dritter Film beim Festival

Vincent übernimmt gerne den Part vor der Kamera, hat in „The Madman” den Madman gespielt. Auch in vorherigen Projekten war er oft in der Hauptrolle. Im Gespräch mit Weiden24 dabei sind auch noch Jonas Frenzel, der für den Ton im Film zuständig war, und Sebastian Rathgeber, der schon einige Erfahrung mit Kurz- und Animationsfilmen hat.

„Unser erster Film ist damals, 2019, an einem Nachmittag entstanden. Da haben wir relativ wenig Arbeit hineingesteckt und waren dementsprechend überrascht, dass wir zum Jugendfilmfestival eingeladen wurden. Aber dankbar, natürlich.” Das motivierte die Freunde, weiterzumachen und ihren zweiten Film „Das Alien – Bob auf geheimer Mission” zu drehen. Auch damit nahmen sie 2021 am Filmfestival teil. Und dieses Mal sind sie tatsächlich mit einem Sieg nach Hause gegangen.

In allen Kategorien abgeräumt

Das hatten die drei gar nicht so erwartet. „The Madman” war der vorletzte Film des Tages, vorher sahen sie schon „richtig geile Filme”, wie es Sebastian ausdrückt. In der Pause hatte die Gruppe ihr Gespräch mit der Jury und bekam wertvolles Feedback. Und dann hieß es weiter warten. „Es ist immer beindruckend, was gezeigt wird, gerade in der Altersklasse 22 und aufwärts”, findet auch Vincent. Ainbahnstraße sind in der Klasse 22 bis 26 angetreten. Gewonnen haben sie tatsächlich in allen. Wegen eines technischen Fehlers erschien nämlich bei jeder Preisverleihung – also in den jüngeren Alterskategorien – der Einspieler von „The Madman”.

„Es war dann schon ein bisschen absehbar, dass wir vielleicht gewinnen”, erklärt Vincent. Als dann auch noch ihre „stärkste Konkurrenz” die besondere Anerkennung, also quasi den Trostpreis, bekam, stieg die Vorfreude enorm. Und als schließlich in der richtigen Kategorie der „Madman”-Einspieler kam, „da sind wir komplett eskaliert”, erinnern sich die drei.

Gewonnen hat die Ainbahnstraße laut Jury unter anderem wegen ihrer witzigen Dialoge, der eigenen Filmsprache und weil sie aus wenig Ressourcen viel herausgeholt haben. „Der Film hatte einen roten Faden und tatsächlich auch mal einen Anfang und ein Ende”, finden die Filmemacher. Madman ist ihr professionellster Film bisher, sie haben dafür externen Ton, ein Drehbuch und sogar eine echte Filmklappe benutzt. Und eben an ihren Film-Skills gearbeitet, durch die Jurygespräche, mit Nebenprojekten und Youtube-Tutorials.

Fester Drehplan

Außerdem gab es bei diesem Projekt einen ausgearbeiteten Drehplan. Der umfasste ursprünglich mal sieben Tage im August 2023. „Wir wollten alles in einer Woche machen”, erzählt Vincent. Nicht jeder war an jedem Tag anwesend. Für die Tankstellenszene hatte etwa die Person, die sich die Zigarette anzündet, kurzfristig keine Zeit. „Also haben wir einfach eine Freundin angerufen und sie gefragt, ob sie sich vorstellen kann, zu rauchen”, sagt Vincent. Konnte sie, und so hatte sie kurzerhand eine kleine Rolle im Film.

Weitere Unterstützer im Cast waren unter anderem Jonas' Papa, der den erbosten Chef spielte und ein ganzer Stammtisch des Dorfwirtshauses in Etzenricht. „Da war viel Dialekt im Hintergrund”, schwärmt Vincent. Hier feierten sie auch Filmpremiere, mit Drei-Meter-Leinwand und allem.

Die Locations zu finden war teilweise gar nicht so einfach. Die Burg Falkenberg als Ort für den finalen Showdown hatten sich die Filmemacher schon 2022 klargemacht, als sie dort bei einer Veranstaltung einen Imagefilm drehten. „Der Bürgermeister hat gesagt, wenn wir hier mal drehen wollen, sollen wir anrufen. Das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen”, erinnert sich Vincent. Doch dann ging es daran, mehr Drehorte möglichst nah an Falkenberg zu finden. „Da mussten wir fremde Leute anrufen.” Sie fanden eine Bäckerei, das Wirtshaus und eine Tankstelle. Da wurden sie allerdings am ersten Drehtag gleich wieder rausgeworfen, weil nur die Mutter des Besitzers zugesagt hatte und er Besitzer gar nicht so begeistert von der Idee war.

Mit dem Sonnenaufgang fertig

Mit allen Problemen und Hürden dauerte der Dreh noch vier Tage länger. Vor allem das Finale in der Burg Falkenberg hielt die Filmcrew auf. „Wir sind am letzten Tag mit dem Sonnenaufgang fertig geworden. Dann mussten wir noch staubsaugen und aufräumen. Als wir raus sind, sind die ersten Besucher rein.” Danach waren sie sich einig: „Nachts drehen wir nie wieder.”

Auch der Schnitt wurde nur ganz knapp fertig – nach Einsendeschluss. „Wir haben aber mit dem Festival geredet und wir durften eine fast fertige Version einschicken”, sagt Sebastian. Es hätten eh nur noch Kleinigkeiten ausgebessert werden müssen, zum Beispiel schaute Jonas – der Sidekick von Madman – mal in die Kamera und Sebastian musste seine Augen retuschieren.

Bessere Arbeitsteilung

Für den nächsten Film hat sich die Ainbahnstraße vorgenommen, die Arbeitsteilung von vor und hinter der Kamera strikter zu teilen. Besonders Jonas war dabei ziemlich gefordert, gleichzeitig eine der Hauptrollen zu spielen und für den Ton verantwortlich zu sein. „Ich möchte nächstes Mal auch einen eigenen Song schreiben”, hat er sich vorgenommen.

Außerdem möchten die Filmemacher mehr Fokus auf Perfektion legen. „Und mehr Szenen am Tag drehen”, sagt Vincent und lacht. Aber vor dem nächsten Film kommt erstmal das Bayerische Jugendfilmfestival im Juli in Passau. Dazu sind sie als Gewinner nämlich automatisch eingeladen.

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