Kirwa-Kira: Baum holen mit den Ammersrichter Kirwaburschen | Amberg24

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So ein Kirwabaum ist halt doch nicht so leicht zu holen. Vor allem, wenn er in die falsche Richtung fällt und sich im Wald verkeilt. (Bild: knz)
So ein Kirwabaum ist halt doch nicht so leicht zu holen. Vor allem, wenn er in die falsche Richtung fällt und sich im Wald verkeilt. (Bild: knz)
So ein Kirwabaum ist halt doch nicht so leicht zu holen. Vor allem, wenn er in die falsche Richtung fällt und sich im Wald verkeilt. (Bild: knz)
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So ein Kirwabaum ist halt doch nicht so leicht zu holen. Vor allem, wenn er in die falsche Richtung fällt und sich im Wald verkeilt. (Bild: knz)

Kirwa-Kira: Baum holen mit den Ammersrichter Kirwaburschen

Wer Kirwa hat, braucht erstmal einen Baum. Deshalb ist Kira am allerersten Kirwasamstag der Saison mit den Kirwaburschen des Ammersrichter Kirwavereins ab in den Wald und einen Kirwabaum holen gefahren. Das war aber gar nicht so einfach.

Der Baum wollte einfach nicht aus dem Wald raus. Nicht vorwärts, nicht rückwärts, seitwärts schon gar nicht. Fast eineinhalb Stunden friemelten die rund 20 Kirwaburschen aus Ammersricht am Samstagmorgen ihren Kirwabaum aus dem Dickicht. Auf der einen Seite war er an einen Traktor angehängt, auf der anderen hoben sie die Krone per Hand von links nach rechts und wieder zurück. Und das bei drei Grad, Nieselregen und einer unchristlichen Uhrzeit von halb sieben Uhr früh.

Dabei ist der Kirwabaum doch mit das, was eine Kirwa ausmacht. Das Herzstück, sozusagen, ein Symbol für ein friedliches Fest und immer ein bisschen größer als im Nachbarort. Der diesjährige Ammersrichter Kirwabaum ist stolze 28 Meter lang. „Ein schöner Baum”, findet der Oberkirwabursch des vergangenen Jahres, Jakob Lotter. Nur macht ihn das nicht handlicher. „Es war nicht einfach, aber Spitzensport ist nicht gesund.”

Falsch gefallen

Das Problem: Der Baum war in die falsche Richtung gefallen. Jakob hatte eigenhändig die Motorsäge angesetzt, die restlichen Kirwaburschen in Arbeitshosen und Wollmützen schauten in sicherer Entfernung zu, wie er immer wieder am Baum herumsägte. Als es schließlich einen Schlag tat und der Baum lag, war es leider klar: Das wird eine schwierige Geburt. Statt praktisch in Heraushol-Richtung zu zeigen, hat sich die Fichte parallel zum Weg gelegt, auf dem die beiden Traktoren standen, die ihn zum Kirwaplatz bringen sollten.

Aber hilft nichts, dann mussten ihn die Kirwaburschen halt zwischen jungen Bäumen und Büschen herausheben. Dazu sägten sie sich sogenannte Riegel zurecht, aus dünnen Stämmen, die vergangenes Jahr noch beim Aufstellen des vergangenen Kirwabaums geholfen hatten. Die steckten sie unter die Krone, links und rechts jeweils ein Mann. Und dann, hau ruck, aufheben. „Wenn die Krone dranbleibt, geh ich wieder in die Kirche”, wettete einer der Kirwaburschen. Es sah nicht gut aus für den Baum, ständig blieb er an anderen Stämmen hängen oder ging gerade so nicht um die Kurve. Alles unter dem Kommando von Jakob, der die andere Seite des Baums an die Gabel seines Frontladers gebunden hatte. „Nicht bloß die Backen aufblasen!”

Heimritt auf dem Kirwabaum

Als es schließlich so weit war, dass die Spitze auf einen Wagen gebunden werden konnte, hatten es die Kirwaburschen fast geschafft. Könnte man meinen. Denn der Baum brauchte noch ordentlich Hin und Her, auch Auf und Ab, bis er endlich auf dem Forstweg stand. In der richtigen Richtung, um 08.05 Uhr. Getroffen hatten sich die Kirwaburschen um 6 Uhr am Kirwazelt. Dann waren sie alle zusammen auf dem Hänger in den Wald gefahren, auf dem sich jetzt die abgesägten unteren Äste der Fichte stapelten. Daraus wurden später die Kränze gebunden, die den aufgestellten Kirwabaum schmücken.

Nur: Platz war auf dem Hänger jetzt keiner mehr. Für den Heimweg setzten sich die Kirwaburschen stattdessen einfach rittlings auf den Kirwabaum. Den zog der zweite Traktor, der zur Hilfe mit dazugekommen war. Musiker Felix haute in die Tasten seiner Quetschn und los ging es. Aber nicht weit. Noch im Wald hielt die Prozession an und Jakob kommandierte: „Absitzen!” Nun folgte eine kleine Show. „Die, die den Juchizer noch nicht so können, dürfen jetzt nochmal üben”, erklärt Flo Göbl, der Vorsitzende des Ammersrichter Kirwavereins, „alle, die das erste Mal dabei sind oder grundsätzlich keinen Juchizer können.”

Kriegsgeschrei und andere Tiere

Ein junger Kirwabursch nach dem anderen stiefelte ein paar Meter in den Wald, um seine Juchizer-Künste zu präsentieren, vom Kriegsgeschrei über ein Hirsch-Röhren bis zum sterbenden Tier. Dann hieß es wieder aufsitzen, „können wir jetzt fahren?”, und der Rückweg ging weiter. Felix stimmte den Ammersrichter Klassiker „Ari-Kirwa” auf die Melodie von „Mendocino” an, die Kirwaburschen sangen mehr oder weniger gerade mit. Dann fragte Flo das erste Mal die Frage aller Fragen: „Wer hod Kirwa?”, worauf es natürlich nur eine Antwort gab: „Mir ham Kirwa!”. Allerdings noch ein bisschen verhalten, schließlich mussten alle kurz ihre Kräfte sammeln nach den Strapazen im Wald.

Das änderte sich aber spätestens, als die Prozession um kurz nach neun wieder in Ammersricht eintraf. Eine kleine Straßensperre später liefen die Kirwaburschen, von ihrem Baum abgestiegen, an dessen Seite auf den Kirwaplatz ein, wo Helfer, Freunde und natürlich die Kirwamoila schon mit einer Brotzeit warteten. Die Moila hatten sich um 8.30 Uhr schon getroffen, um Hutkränze aus Buchs, Schleierkraut und orangenen Rosen zu binden und sich auf die Kirwa einzustimmen. Offiziell fing die um 13 Uhr mit dem Kirwabaum-Aufstellen an. Bevor der in die Vertikale gebracht werden kann, mussten die Kirwaburschen ein Loch graben, die Krone etwas aufhübschen und Muster in die Rinde des Baumes schnitzen. Aber das ist eine andere Geschichte.

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