Ein Kirwabaum muss bewacht werden vor Diebstahl und Schabernack. In Kümmersbruck verbinden die Kirwaleut die Pflicht mit dem Spaß und messen nebenbei sich in einem ganz besonderen Zehnkampf. Am Ende gab es nicht nur ein paar nasse Haare.
Und plötzlich taucht Lara den ganzen Kopf ins Wasser. Ein paar Sekunden dauert es, dann ist sie wieder da. Die Haare tropfen, die Kapuze ihres Hoodies hat sich auch noch kurz mit reingedippt. Aber der Apfel klemmt zwischen ihren Zähnen und das Team jubelt. Gewonnen hat ihr diese Disziplin zwar nicht, Applaus bekommt sie aber trotzdem.
Die Kirwaleut aus Kümmersbruck haben am Freitag vor der Kirwa ihren frisch geschlagenen und hart erarbeiteten Kirwabaum bewacht und sich dabei gegenseitig in einem Bayerischen Zehnkampf herausgefordert. Hart erarbeitet, weil es seit dem Nachmittag in Strömen regnet. „Ist ein bisschen blöd jetzt, aber wir machen das Beste draus”, findet Sindy, die sich selbst die Kirwa-Oma nennt.
Eigentlich hätte der Zehnkampf draußen stattfinden sollen, rund um den Baum, der noch auf der nassen Wiese liegt – „der ist wieder über 35 Meter wahrscheinlich”, schätzt Kirwabursch Tobi. Tatsächlich steht hier aber nur ein kleiner Pavillon, unter dem immer zwei Kirwapaare je eine Stunde auf den Baum aufpassen müssen. Der Gesundheit wegen sind die anderen nach drinnen ins trockene Festzelt gegangen.
Hier geht es erstmal entspannt zu. Die einen packen die Spielkarten aus, die anderen gehen kurz nach Hause, um trockene Klamotten anzuziehen. In der Ecke dudelt die Bluetoothbox. Ein paar weitere Mitglieder der Kirwagemeinschaft, die nicht mehr mittanzen, laufen auch herum. Das geht nämlich nur, bis man verheiratet ist, erklären sie. Mithelfen, die Kirwa noch fertig vorzubereiten, dürfen sie aber schon.
Auf einem Tisch haben die Kirwaleut selbstgemachte Salate abgestellt, die es gleich zu essen geben soll. Sindy und Kirwamoidl Sabi sind außerdem Schnitzel holen gegangen. Zuerst bedienen sich Lena und Andi, die die allererste Baumwachen-Schicht von 18 bis 19 Uhr übernehmen. „Wir essen jetzt erstmal und dann voller Fokus auf die Baumwache”, sagt Andi.
Dann dürfen die anderen ran. Während sie sich für einen langen Abend stärken, richten Lukas, genannt Hammer und Michael Güzel das Abendprogramm her: „Zehn Wettbewerbe, sechs Teams. Möge der Beste gewinnen.” Der Plan im Schnelldurchlauf: Biertischklettern, Gummistiefelweitwurf, Apfeltauchen, Seilziehen und Maßkrugschieben. In der Zehnkampfpause ist eine kurze Tanzprobe. Dann folgen Schubkarrenschieben, in der Bar einen Transporter ziehen, „Skifahren”, blind 457 Gramm Kartoffeln abwiegen und schließlich der Klassiker Sackhüpfen.
Mit dabei ist auch das sogenannte Oldie-Team, bestehend aus ehemaligen Kirwaleuten.
Sie gewinnen schließlich auch den Zehnkampf. Und dann? „Wir werden jetzt noch ein bisschen zusammensitzen und dann schlafen gehen”, erklärt Sindy nach dem Wettkampf. Und natürlich auf den Baum aufpassen.