„Alienation”: Von der Sommerschule zum Jugendfilmfestival | Amberg24

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Diana Efremenkov mit ihrem Filmpreis. (Bild: knz)
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Diana Efremenkov mit ihrem Filmpreis. (Bild: knz)

„Alienation”: Von der Sommerschule zum Jugendfilmfestival

Dass sie das Jugendfilmfestival Oberpfalz gewinnen, hätten die Mitwirkenden der Sommerschule Alienation nicht erwartet, als sie in den vergangenen Sommerferien ihren Kurzfilm „Alienation” gedreht haben. So kam es zur Idee.

Eigentlich wollten sie nur ukrainischen Jugendlichen helfen, über die Sommerferien ihre hart erlernten Deutschkenntnisse nicht zu verlieren. Nun ist der Film „Alienation” der Alienation Sommerschule aus Weiden bei den Bayerischen Jugendfilmfestspielen 2024 in Passau nominiert. Und das, obwohl noch kaum einer der Mitwirkenden irgendetwas mit Film zu tun hatte. Im Gespräch erzählen Diana Efremenkov und Herbert Schmid vom Bildungsträger Arbeit und Leben Weiden, wie es zu dem Projekt gekommen ist.

„Wir hatten eigentlich eine Schreibwerkstatt geplant”, erzählt Diana. Die 19-Jährige ist die stellvertretende Vorsitzende der Jugendbewegung „Die Falken” Weiden und Sprecherin des Jugendforums Weiden. In den ersten beiden Wochen der Sommerferien bot Arbeit und Leben an, mit Ukrainern Kurzgeschichten zu schreiben und Zeit zu verbringen. „Wir wollten uns kreativ betätigen, aber irgendwie auch keine Kurzgeschichten schreiben”, sagt Diana. Deshalb switchten sie um auf einen Kurzfilm. „In der ersten Woche haben wir erstmal gebrainstormt, uns auf ein Thema geeinigt, welche Art Film es sein sollte, Szenen überlegt.” Die Woche drauf wurde dann gedreht.

Im Mockumentary-Stil

„Alienation”, der am Ende dabei herauskam, ist im Mockumentary-Stil gedreht, ähnlich wie „The Office” oder „Die Discounter”. Er handelt vom 17-jährigen Hans, der nicht nur eine silberne Alienmaske trägt, sondern sich auch wie einer fühlt. In einer Szene steht sein „junges Ich” neben einem Spielplatz. Als ihn ein Mädchen mit zum Spielen nehmen will, bleibt er einfach stehen und geht schließlich. Der ältere Hans sitzt in einer anderen Szene mit seinen Freunden am Tisch, fasst seine Currywurst aber genauso wenig an wie er mit den anderen am Tisch spricht. Am Ende verlässt er auch hier die Szene alleine. Hans entfremdet sich so immer mehr, bis seine Freunde lieber ohne ihn etwas unternehmen.

Begleitet wird diese „Doku” von Dianas Schwester Sophia als Erklärstimme und sogar Herbert Schmid ist als „Experte” zwischengeschnitten”. „Ich bin verdonnert zum Darsteller”, sagt er und lacht. Der „Experte” erklärt zum Beispiel, dass so wie Katzen auch manche Menschen introvertiert sind. Dass es aber nicht unbedingt um Introvertiertheit geht, betont Diana. „Es geht eher darum, wie schwer es einem die Sprachbarriere macht.” Damit haben die Beteiligten ja direkte Erfahrung. Bei den Dreharbeiten auf dem Gelände des Vereinsheims des Naabwiesen e.V. wurde übrigens fast nur Deutsch gesprochen. „Außer, es hat jemand etwas wirklich nicht verstanden, dann haben wir es auf Russisch erklärt.”

Viel Filmerfahrung hatte das Team nicht. Diana studiert in Bayreuth Geoökologie, ihre Schwester ist auf dem Elly, andere besuchen die FOS. Der einzige, der schon mal geschauspielert hat, ist Maksym Vasjlkovskji. „Maksym hat in der Ukraine schon Schauspielerfahrung gesammelt”, sagt Herbert Schmid. „Das merkt man, er hat richtig Bühnenpräsenz.” Die Hauptrolle hinter der Alienmaske spielte allerdings nicht er, sondern Atrem Vediaskin.

Wenn schon drehen, dann auch veröffentlichen

Dass sie ihren Film dann beim Jugendfilmfestival Oberpfalz einreichen werden, wussten die Sommerschule-Teilnehmer damals noch nicht. „Die Ausschreibung ist kurz vorher gekommen”, sagt Herbert Schmid. „Aber wenn wir schon drehen, macht es ja Sinn, den Film auch einzureichen und zu veröffentlichen”, fügt Diana an. Dass sie mit ihrem allerersten Film dann gleich das Festival in ihrer Altersgruppe gewinnen werden, damit rechneten die Filmemacher gar nicht. „Wir waren ganz erstaunt, wie gut die anderen Gruppen waren. Es hätte auch locker jemand anders gewinnen können.”

Ganz ohne Erwartungen waren Diana, Sophia und Herbert Schmid im vergangenen November nach Regensburg gefahren. „Wir wollten uns einfach einen schönen Nachmittag machen.” Dann stieg die Spannung aber trotzdem ein bisschen. Schließlich stand fest: Die Alienation Sommerschule hat den ersten Preis in der Alterskategorie 18 bis 21 Jahre gewonnen. Gleichzeitig ist sie auch bei Bayerischen Jugendfilmfestspielen nominiert. Die sind im Juli in Passau, diesmal ein ganzes Wochenende inklusive Workshops und Veranstaltungen.

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