LEO-Kolumne im April: Angstfrei | Amberg24

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Bist du angstfrei? (Bild: Sara Neidhardt / Grafik: Christian Horz – stock.adobe.com)
Bist du angstfrei? (Bild: Sara Neidhardt / Grafik: Christian Horz – stock.adobe.com)
Bist du angstfrei? (Bild: Sara Neidhardt / Grafik: Christian Horz – stock.adobe.com)
cancel
info
Bist du angstfrei? (Bild: Sara Neidhardt / Grafik: Christian Horz – stock.adobe.com)

LEO-Kolumne im April: Angstfrei

Bist du ein ängstlicher Mensch? Wenn du LEO-Autorin Julia Hammer fragst, würde sie spontan sagen: Nein. Sie fürchtet sich vor nichts. Im zweiten Moment wäre die Antwort wohl ein wenig anders.

Denke ich darüber nach, gibt es einige Dinge, die mir Angst machen – wie vermutlich jedem von uns. Doch was löst dieses Gefühl in uns aus? Sicher ist: Es wird Zeit, angstfreier zu leben.

Eines vorab: Ein Leben ohne Angst ist unmöglich. Sie ist eine angeborene Emotion, die schon unseren Vorfahren das Überleben sicherte. Sind wir einer Gefahrensituation ausgesetzt, muss unser Körper schnell handeln. Das bedeutet: Die Atmung wird schneller, unser Herzschlag erhöht sich. Die Muskeln spannen sich an, während sich andere Körperfunktionen, die nicht akut benötigt werden, herunterfahren. Angst warnt, macht wachsam. Ein archaisches Überbleibsel der Evolution. Doch unsere Ängste sind im Wandel. Vor tausenden von Jahren fürchteten sich die Menschen noch vor Gewitter, der Dunkelheit, Rivalen oder großen Tieren. Im Mittelalter herrschte die Angst vor angeblichen Hexen. Vor damals noch unerklärlichen Naturphänomenen. Der Pest. Unsere heutigen Ängste sehen anders aus. Laut einer aktuellen Studie ist die größte Angst der Deutschen: steigende Lebenshaltungskosten. Das gaben ganze 65 Prozent der Befragten an. Gefolgt von der Angst vor unbezahlbarem Wohnraum, einer Spaltung der Gesellschaft und davor, im Alter ein Pflegefall zu werden, ebenso wie extremem Wetter und dem Klimawandel.

Neben dieser Realangst plagen uns oft unbegründete, diffuse Ängste. Was man darunter versteht? Laufen wir beispielsweise durch einen dunklen Wald, überkommt uns eine durchdringende Angst. Panik. Wir wollen so schnell wie möglich aus dieser Situation entkommen. Selbst dann, wenn es keinen rationalen Grund dafür gibt. Ähnlich ist die Angst vor Clowns oder Puppen. Vor Hausspinnen, die, zugegeben, auch nicht zu meinen Lieblingen gehören, aber ungefährlich sind.

Ich habe große Angst vor Höhe. Wie du dir das vorstellen musst? Alles ab der dritten Leiterstufe ist kritisch. Passend dazu habe ich schlimme Flugangst. So schlimme, dass ich mich jahrelang geweigert habe, mich in ein Flugzeug zu setzen – wodurch mir natürlich viele schöne Erfahrungen entgangen sind. Doch die Kontrolle abzugeben und darauf zu vertrauen, dass alles gut gehen wird, das war es mir einfach nicht wert. Das hängt vermutlich auch mit einer weiteren Angst zusammen. Ich bin schon immer ein Sicherheitsmensch. Ich male mir sämtliche Zukunftsszenarien aus und plane alle Bereiche meines Lebens – natürlich unter Berücksichtigung aller erdenklichen Eventualitäten. Das Ziel? Ich behalte die Kontrolle. Bin ich wichtigen Situationen ausgesetzt, die ich selbst nicht in der Hand habe, macht mich das nervös, um es vorsichtig auszudrücken. Genauso wie der Gedanke mir nahestehende Menschen zu verlieren. Sei es aus freiwilligen oder auch unfreiwilligen Gründen. Die Folge: Vermeidungstaktik. Emotionale Mauern. Unflexibilität.

Wenn ich ehrlich bin, ist es ermüdend, von der eigenen Angst beeinflusst zu werden. Angst lähmt. Und macht uns dümmer. Ist unser Körper in einem akuten oder auch irrationalen Alarmzustand, handeln wir unüberlegt. Je ängstlicher wir sind, desto schlechter können wir Aufgaben lösen und unser IQ sinkt. Zu diesem Ergebnis sind Wissenschaftler der Universität Zürich gekommen. Ich kann das bestätigen.

Irgendwann war ich es leid, mich von meinen Sorgen beeinflussen zu lassen. Alles zu durchdenken und mir düstere Szenarien auszumalen. Leid, Menschen auf Abstand zu halten. Keine Nähe, keine Verlustangst. Schluss damit. Ich habe versucht, meine irrationalen Ängste loszulassen – oder sie als Motivator zu nutzen. Auch unvorhersehbare Veränderungen als Chance zu verstehen anstatt sie abzulehnen. Natürlich ist das nicht leicht. Aber es lohnt sich. Vergangenes Jahr bin ich das erste Mal wieder in ein Flugzeug gestiegen. Ja, ich hatte Angst. Aber ich habe es gemacht – und es war toll. Stell auch du dich deinen Ängsten. Du wirst merken, dass viele von ihnen absolut unbegründet sind.

north