Das Gute, das Schlechte und das Schmutzige: Wie Stela mit OnlyFans erfolgreich ist | Amberg24

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Stela hat über 160.000 Follower auf Instagram - und tausende Abonnenten auf OnlyFans. (Bild: knz)
Stela hat über 160.000 Follower auf Instagram - und tausende Abonnenten auf OnlyFans. (Bild: knz)
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Stela hat über 160.000 Follower auf Instagram - und tausende Abonnenten auf OnlyFans. (Bild: knz)

Das Gute, das Schlechte und das Schmutzige: Wie Stela mit OnlyFans erfolgreich ist

Influencerin und OnlyFans-Model Stela hat in den vergangenen beiden Jahren einiges erlebt: Kündigung, Selbstständigkeit, randvolles Konto, monatelange Reisen, skurrile Erfahrungen mit Fans. Das ist ihre Geschichte.

Stela hat es geschafft: Vom einfachen Angestellten-Job zur Selbstständigkeit, tausende Euro in der Woche, zehntausende im Monat. Als Erotik-Model und Content Creatorin auf OnlyFans. So einfach wie es klingt war es aber nicht. Denn der Sprung vom festen Job ins Creator-Dasein war nicht ganz freiwillig. Als Stela und ihr Mann Sven an einem Sommermorgen 2022 ihre fristlosen Kündigungen von ihren damaligen Jobs öffneten, standen sie kurz mal vor dem Nichts.

Das erste Mal vor der Kamera stand die heute 31-Jährige vor über zehn Jahren, damals noch ganz zahm und angezogen. Ihre ersten Erotik-Shootings hatte Stela 2016, „nichts Wildes”, wie sie heute findet. Das Gefühl danach allerdings, davon schwärmt Stela jetzt noch. „Du lernst dich von einer ganz anderen Seite kennen. Seien wir ehrlich, jeder hat seine Macken und Unsicherheiten, aber auf den Fotos sieht man sich selbst ganz anders. Es ist einfach überwältigend.”

2020 nahm Stela das Hobby wieder intensiver auf. Sie fing an, die Akt-Bilder auf Instagram zu posten, modelte für den Kalender einer Brauerei. „Da kamen dann schon Anfragen, 'kann man das auch unzensiert sehen?'”, erzählt sie. Deshalb richtete Stela sich 2021 einen Account auf BestFans ein, einer deutschen OnlyFans-Version.

Aktfotos im Azubi-Spind

Das Modeln wurde zu einem Hobby, von dem die meisten wussten. Auch in der Arbeit. „Für alle war das normal.” Stela und ihr Mann Sven waren beide in der Logistik eines großen Unternehmens tätig. Zuerst waren sie dort glücklich, hatten Freunde unter den Kollegen. Nur wechselten bald die Führungskräfte und brachten Unruhe in die Abteilung. Sven, wie er im Gespräch mit Weiden24 deutlich macht, habe sich vieles nicht gefallen lassen. „Deswegen wollten sie mich raus haben”, ist sich Sven sicher. Und Stela gleich mit. Alle möglichen Gründe habe die Firma gesucht, um die beiden zu kündigen. „Ich habe zum Beispiel eine Abmahnung bekommen, weil ich angeblich ohne Erlaubnis der Firma nackt für den Kalender geshootet habe”, erzählt Stela.

Dann kam der Tag, an dem sie die fristlose Kündigung erhielten. „Ich bin von der Nachtschicht heimgekommen, habe den Briefkasten aufgemacht und da lag sie drin”, erinnert sie sich. Sie und Sven wurden gleichzeitig gefeuert, Gründe gab ihnen die Firma nicht. Dabei hatte das Paar gerade erst ein Haus gebaut. „Alle unsere Ersparnisse, alles, was wir verdient haben, haben wir da reingesteckt”, erzählen sie. Deshalb klagten sie. Vor Gericht machte die Firma einen bunten Strauß an Vorwürfen. Etwa, die Azubis hätten Stelas Aktfotos im Spind hängen – Minderjährige, die auf BestFans gar nicht aktiv sein konnten. Das Gericht wies alle Vorwürfe der Firma ab und gab Stela und Sven Recht.

Weil Stela nicht arbeiten konnte, während die Verhandlung lief – und in dieser Firma erst recht nicht mehr – begann sie, mehr von ihrem Leben auf Instagram zu teilen. Die Gassirunde mit den Hunden, den Fahrradausflug, die morgendliche Kaffee-Story. Damit baute sie eine solide Followerschaft auf. Und dann fingen ihre Bilder an, viral zu gehen. „Einmal bin ich morgens aufgewacht und mein Handy war zugemüllt mit Instagram. Es ist ein Bild viral gegangen, das über Nacht 10 Millionen Konten erreicht hat.” Stela konnte keine Nachrichten mehr empfangen, musste zehn, zwanzig Mal ihr Postfach komplett leeren. „Mein Handy hat nur gebimmelt.” Bis August waren es über 100.000 Follower.

Sechser im Lotto

„Und jetzt bin ich selbstständig”, sagt sie und grinst. Die Content Creatorin wechselte auf OnlyFans, hier hat sie Follower im vierstelligen Bereich. Von Anfang an rannten ihr die Leute dort die Bude ein. „In der ersten Woche habe ich 6000 Dollar verdient. Für mich war das unnormal. Unnormal!” Stela nennt es heute einen Sechser im Lotto. “Ich hatte wahrscheinlich fucking gutes Karma”, sagt sie und lacht. Aber nur mit Glück ist es nicht getan. Um ihre Reichweite zu behalten und zu vergrößern, arbeiten Stela und Sven buchstäblich Tag und Nacht. Die Hauptarbeitszeit ist von 17 Uhr bis 2 Uhr, 3 Uhr nachts.

Täglich posten sie Stories und Beiträge auf Instagram und sonstigen Social-Media-Plattformen, recherchieren Trends, erstellen Content, kümmern sich um Kooperationen und Orga. “Wir arbeiten jetzt gut drei bis fünf Stunden am Tag mehr als früher”, erklärt Sven. Dazu kommen noch Fitnessstudio, Haarentfernung, Skincare. Und natürlich die Interaktion mit Followern und Abonnenten. “Wie aktiv ich bin, beeinflusst meine Reichweite”, sagt Stela. Und ihre Reichweite auf allen Plattformen – Instagram, Tiktok, Youtube, selbst Twitter – bestimmt ihren Erfolg auf OnlyFans.

Drei Accounts mit Andeutungen

Wenn sie diese Accounts verlieren würde, etwa, weil sie jemand wegen „sexueller Handlungen” meldet, verschwände natürlich auch Stelas Reichweite. “Es würde noch so einen Monat gutgehen, aber in dem müsste etwas passieren, sonst bist du weg”, schätzt Sven. Zur Sicherheit hat Stela gleich drei Instagram-Accounts mit jugendfreien Selfies und normalem Influencer-Content, keinerlei Akt- oder Erotik-Aufnahmen. Nur Andeutungen und einen Link auf Stelas Hauptgeschäfts-Plattform OnlyFans, wo es mehr gibt.

Hier muss man einen Betrag zahlen, um ihr Profil überhaupt sehen zu können. Wer engeren Kontakt mit ihr möchte, muss noch etwas Geld drauflegen. 150 Dollar kosten 15 Minuten Chat mit ihr. Dafür nimmt sich Stela dann aber auch richtig Zeit. “Das ist wie beim Friseur, da zahlst du auch für die Zeit und die Arbeit”, findet sie. Besonders gut bezahlt werden Sonderwünsche – und da gibt es sehr spezielle. Einmal hat ihr jemand 500 Dollar für ein Video gezahlt, in dem sie eine Banane isst. Ohne Anspielungen, ohne “sie in den Hals zu schieben”, komplett angezogen. “Die Leute geben viel Geld aus. Es ist schon krass was da geht”, findet Sven.

Therapiestunden und Dirty Talk

Dabei wollen viele, “fast 80 Prozent”, schätzt Sven, tatsächlich nur eins: Quatschen. Über Alltägliches, ihre Probleme, ihr Leben. “Es gibt auch Therapiestunden”, sagt Stela und lacht. Und die anderen 20 Prozent? “Bei denen lässt man sich aus. Da kommen ganz verrückte Geschichten”, erzählt sie grinsend. Sven stimmt ihr zu: “Man lernt so viele verschiedene Fetische kennen.” Etwa gebe es eine ganze Community, die auf Rülpsen steht. Stelas Ding ist das allerdings eher nicht: „Es macht schon Spaß, aber wenn du dann ein Video machen sollst, dich sexy präsentieren und dann dabei rülpsen sollst, das passt nicht.”

Anfangs teilte Stela auf den Plattformen ausschließlich Sensual-Aufnahmen, auf denen nur zu erahnen ist, was Stela zu zeigen hat. Inzwischen ist sie da weitaus offener. “Eigentlich wollte ich in diese Schiene nicht gehen”, gibt sie zu, aber je mehr sie sich ihre Community aufbaute, desto mehr dachte sie sich, “okay, bis zu einem gewissen Maß kann ich das machen.”

Hier zeigt sich die “schwarze Seite”, wie Stela es nennt. “Man kann sich darin verlaufen.” Wenn man ständig Komplimente bekomme, fühle man sich natürlich angehimmelt und sei bereit, über Grenzen zu gehen. Stela vergleicht es mit privaten Bekanntschaften: “Du hast bestimmt auch schon mal mit jemandem intensiv geschrieben und dich bei den Gesprächen gut gefühlt, Selfies geschickt und vielleicht auch welche bekommen.” Nur: Hier bekommt man dafür Geld und darüber müsse man sich im Klaren sein – und die Abonnenten sich darüber, dass es nie mehr werden wird.

Keine Treffen im echten Leben

Stela macht ganz klar deutlich, dass es nie mehr als den Kontakt über die Plattformen geben wird, schon gar keine Treffen. “Ich möchte auch nicht wissen, wie die Leute aussehen, weil ich meine eigenen Vorstellungen habe. Wir haben alle unseren Geschmack, was Männer angeht.” Am Ende ist OnlyFans irgendwie auch nur ein Job. Das ist auch einem besonders wichtig: Sven. „Zur Gewohnheit wird es nie, aber ich habe gelernt, damit umzugehen.” Sven unterstützt Stela bei allem vom Content bis zur Orga, bekommt alles mit. Das ist nicht immer einfach. “Vor allem, wenn sie etwas geschrieben haben wie 'du bist so eine geile Sau'. Da denkst du auch erstmal ‘Halt’s Maul’.” Oft habe er sich gefragt, was er da eigentlich mache, war eifersüchtig. Inzwischen sehe er das aber lockerer.

Stelas Job hat ja auch schöne Seiten. “Wir haben den Luxus, zur gleichen Zeit zu arbeiten, aber auch immer gute Storys. Es ist sehr amüsant.” Und Sven profitiert von Stelas Erfolg. Auch er arbeitet nicht mehr für seinen ehemaligen Arbeitgeber. So können sie auch einfach mal zwei Monate nach Kroatien reisen und von dort arbeiten. Die Bezahlung außerdem, die ist auch nicht schlecht. “Es sind andere Dimensionen”, schwärmt Sven.

Mittelpunkt der Aufmerksamkeit

Trotzdem: Wenn Stela in der Öffentlichkeit erkannt wird, war es „am Anfang schon komisch”. Das Model hat Fans, die ganz in der Nähe wohnen. Der eine weiß, welches Auto sie fährt, der andere schreibt ihr nach einem Einkauf “Lasst euch den Spinat schmecken!”. Gelegentlich wird Stela auch angesprochen. Und immer drehen sich die Menschen nach ihr um. Das liegt daran, dass sie 1,85 Meter groß und hellblond ist. Aber auch, dass man sich in ihrem kleinen Wohnort kennt. “Ich brauche nur zum Einkaufen gehen, ich sehe das immer. Und ich sehe, wer nur Follower (auf Instagram, Anm. d. Red.) und wer Abonnent (auf OnlyFans) ist.”

Stela ist oft der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit und des Geredes. Unter anderem, weil viele ihrer ehemaligen Kollegen im Ort leben. “Als wir die Arbeit verloren haben, waren wir im Dorf ein Riesenthema. Jeder hat darüber gesprochen, wahrscheinlich jeder hat ein Bild oder ein Video gesehen. Aber ich bin nun mal da, was soll ich machen. Ich kann ja nicht durch die Kanalisation zum Einkaufen gehen.” Dass die Leute mehr oder weniger offen über sie reden, ist dem Model einfach egal.

Die Menschen, die ihr wichtig sind, stehen hinter ihr. “Meine Freunde gehen offen mit dem Thema um, manchmal sogar etwas zu offen.” Svens 14-jährige Tochter weiß, dass Stela Influencerin ist und findet es ziemlich cool. Was genau Stela macht, gehe sie aber nichts an, findet das Model. “Wir versuchen, das von ihr wegzuhalten. Ich will nicht, dass sie Nachrichten oder Bilder geschickt bekommt”, findet Stela.

Keine Haterkommentare

Selbst möchte Stela das auch nicht. Und macht das klar. “Ich kann an einer Hand abzählen, wie viele Haterkommentare ich bekommen, wie viele Dick Pics ich bekomme. Das gibt es bei mir nicht”, stellt Stela fest. Sie gibt sich online selbstbewusst, cool, unantastbar. Ihre Abonnenten gehen respektvoll mit ihr um – oder sie sind halt weg. Da war das Model von Anfang an rigoros, „sonst hast du verloren”. Das hat noch einen anderen Effekt: Dass Stela mit ihren Abonnenten freundschaftlichen und respektvollen Kontakt hat, gibt ihr das Gefühl, das Ganze nicht nur für Geld zu tun.

Und wenn, dann nicht für zu wenig. Auch hier gilt: Wenn sich eingeschlichen hat, dass Fans für wenig Geld viel bekommen, lässt sich das nicht mehr ausbügeln. “Wenn du dann die Preise anhebst, hauen alle ab. Und du stehst von heute auf morgen mit nichts da”, sagt Sven. Klar gibt es bei ihren Preisen auch Beschwerden. Stela sagt dazu nur: „Junge, das ist mein Preis. Keiner hat dich gebeten, in einen Porsche-Showroom reinzugehen.” Zurück kommen sie eh wieder, zeigt die Erfahrung. „Und dann lassen sie innerhalb von drei Wochen 2500 Euro da.”

Vorsicht vor den Fallen von OnlyFans

Trotz allem warnt Stela, sich nicht leichtfertig für diesen Beruf zu entscheiden. “Man muss wirklich vorsichtig sein, wenn man diesen Weg einschlagen will. Was du mal ins Internet gestellt hast, bleibt im Internet”, das müsse einem bewusst sein. 18-Jährigen, selbst 24-Jährigen, rät sie deshalb oft ab. Je unerfahrener, desto leichter falle man rein auf übergriffige Fotografen, unseriöse Agenturen oder einfach das Versprechen auf das große Geld. “Viele unterschätzen das, die denken sich, dann mache ich halt OnlyFans und verdiene damit Geld. Jeder, der das versucht hat, weiß, du brauchst dafür Reichweite.”

Wenn es gut läuft, möchte Stela noch lange weitermachen, mit dem richtigen Marketing gehe das bis ins Alter. Die 31-Jährige arbeitet außerdem daran, eine Marke herauszubringen, bietet Social-Media-Beratungen an und Coachings für Fotoshootings. “OnlyFans hat mir die Möglichkeit gegeben, mich finanziell so aufzustellen, dass ich jetzt investieren kann. Andere Unternehmen haben eine Idee und nehmen sich dann Kredite, um die umzusetzen. Ich habe das mit OnlyFans erwirtschaftet.”

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