Jenny Wurster aus Freudenberg ist in der Kampfsport-Szene schon längst keine Unbekannte mehr. Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene hat sie zahlreich Titel gewonnen. Wir haben ihr ein paar Fragen gestellt.
Sie ist bereits mehrfache Weltmeisterin im Amateur-Bereich. Vor kurzem hatte sie ihren ersten Profikampf und konnte dort ebenfalls abliefern. Nebenbei gibt sie Kurse in ihrem eigenen Kickboxclub in Amberg und lernt unter anderem jugendlichen Mädchen, sich selbst zu verteidigen. Mit uns spricht Jenny Wurster über das Kickboxen, ihren größten Moment und ihr Privatleben.
Für die Leute, die dich noch nicht kennen: Wie heißt du, wie alt bist du und woher kommst du?
Ich bin Jenny Wurster, bin 31 Jahre alt, komme aus Freudenberg und wohne dort schon mein ganzes Leben lang. Ich kickboxe seit ich 17 bin, hab zwischendurch eine Pause gemacht, zwei Kinder bekommen und im Jahr 2017 wieder damit angefangen. 2022 habe ich dann den Kickboxclub Amberg gegründet.
Wie bist du zum Kampfsport gekommen?
Durch einen blöden Zufall. Ich war früher Go-Kart-Fahrerin und habe einen Ausgleich gebraucht, um Kondition aufzubauen. Joggen habe ich gehasst. So bin ich dann zum Kickboxen gekommen. Das ist die perfekte Mischung aus Ausdauer und Kraft.
Warum aber Kickboxen und nicht einfach normales Boxen?
Weil die Beine mit dabei sind. Ab und zu trainieren wir auch nur Boxen, aber meine Beine wollen immer mitmachen. Und die Beine Richtung Kopf hochzubringen, ist auch nochmal mehr Kraftaufwand als normales Boxen.
Wie bereitest du dich auf deine Kämpfe vor?
Das Wichtigste ist nicht die Kraft oder die Ausdauer, sondern der Kopf. Der Kampf passiert im Kopf. Man kämpft gegen sich selber. Wichtig ist, Schmerz einzustecken, einfach weiterzumachen, taktisch zu kämpfen und zu schauen, dass man selber sein Ding einfach durchzieht.
Fastest du vor den Wettkämpfen, um auf das Gewicht zu kommen?
Ich halte seit Oktober meine 55 kg. Es kann mal sein, wenn am Abend Waage ist, dass ich den ganzen Tag nichts esse und ab Mittag auch nichts mehr trinke, um möglichst lean zu sein, damit es auch gut aussieht. Aber aktuell halte ich mein Gewicht. Ab und an, wenn bei den Frauen Komplikationen dazukommen, wie beispielsweise die Periode, muss ich schon aufpassen. Dann kann es auch sein, dass man mal über Nacht drei Kilo zunimmt.
Was war der bisher krasseste Moment deiner Karriere?
Mein krassester Moment war am 20. April in der Helmut-Ott-Halle in Auerbach. Das war mein erster Profikampf. Das Feeling, mit der Musik einzulaufen und die ganzen Funken hochspritzen zu sehen, war verrückt. Mein halbes Team war auch dabei und hat mich angefeuert. Dann hab ich fünf Runden durchgezogen und gewonnen.
Und welcher Titel bedeutet dir am meisten?
Der Weltmeistertitel im Vollkontakt bis 55 kg von der WMAC hat den größten Wert für mich. Und danach halt der Profititel. Aber da hab ich den Gürtel aktuell noch nicht hier. Der wird mir noch zugeschickt.
Kannst du vom Kickboxen leben?
Der Sport ist nur mein Hobby. Ich arbeite immer noch hauptberuflich als Unfallschadenmanagerin. Bis vor kurzem hatte ich sogar noch zwei Jobs. Mittlerweile habe ich meinen Nebenjob aufgegeben, weil ich ab 16 Uhr bis abends in der Halle bin und ein Kurs nach dem anderen gebe. Also leben tu ich nicht davon. Alle Einnahmen gehen wieder raus an die Kinder. Ich mache das Ganze aus Leidenschaft.
Möchtest du, dass deine Kinder auch mal Kampfsport machen?
Meine Tochter Mila macht Kickboxen, seit sie drei Jahre alt ist und mein Sohn Leon ist in der Kickboxhalle groß geworden. Er hat dort das Krabbeln und Laufen gelernt. Mittlerweile ist er fünf und macht auch ab und zu etwas mit. Aber bei ihm dauert es noch ein bisschen.
Du leitest ja auch Selbstverteidigungskurse für Mädchen, wie bist du dazu gekommen?
Der Rektor der Dreifaltigkeitsschule ist auf mich zugekommen, weil die Mutter einer Schülerin vorgeschlagen hat, dass ich mal einen Selbstverteidigungskurs für jugendliche Mädchen halten soll. Die sind eben genau in dem Alter, dass sie sich beim Weggehen möglicherweise mal verteidigen müssen.
Was hältst du so von der Kampfsportszene hier in Amberg und Umgebung?
Es gibt hier viele Vereine und ein großes Angebot. Das ist toll. Mir ist nur wichtig, dass die Vereine fair und respektvoll bleiben.
Zum Schluss mal weg vom Kampfsport: Was machst du gerne privat?
Schwimmen, Sauna, Joggen, Urlaub und Haushalt. Mehr mach ich eigentlich nicht. Der Tag ist viel zu kurz.
Und wenn du nicht Kickboxen würdest, welcher Sport würde dich dann interessieren?
Puh, schwierig. Gar nichts. Oder Schwimmen, weil ich bin auch in der Wasserwacht in Hirschau, also wenn dann Schwimmen.