Krone, offizielle Amtstermine und ein großes Ziel: Elisabeth Heimerl aus Nittenau ist neue Bayerische Milchkönigin. Zwei Jahre repräsentiert die 24-Jährige nun die Vielfalt der Milch und die Betriebe, die sich dahinter verbergen.
Im Interview erzählt sie von der aufregenden Wahl, welche Herausforderungen sie in den kommenden zwei Jahren erwarten und was sie mit ihrem Amt verändern will.
Du bist Bayerische Milchkönigin. Was bedeutet die Krone für dich?
Es ist eine Ehre für mich, die Krone in den kommenden zwei Jahren zu tragen und das zu repräsentieren, wofür sie steht. Sie wird von Generation zu Generation weitergegeben. Für mich steht sie symbolisch für die Milchwirtschaftsbetriebe, die auch von Generation zu Generation weitergegeben werden. Mit der Krone und dem Amt der Bayerischen Milchkönigin will ich einen Beitrag leisten und das große Spektrum dieses Berufszweiges transparenter machen.
Welchen Bezug hattest du vor der Wahl zu Milch?
Meine Eltern haben ein landwirtschaftliches Anwesen, wodurch ich seit meiner Kindheit mit Landwirtschaft verbunden bin. Die ersten Erfahrungen auf einem Milchviehbetrieb habe ich bei Verwandten und bei Praktika gemacht. Auch während meines Studiums „Wirtschaftsingenieurwesen für Agrarmarketing und Management“ lag ein Schwerpunkt darauf, in dem ich auch meine Bachelorarbeit geschrieben habe: „Kampf um die Milch in Zeiten des Strukturwandels – Perspektiven der Öffentlichkeitsarbeit mit Instagram für die Privatmolkerei Bechtel“.
Warum hast du dich als Milchkönigin beworben?
Schon während meines Studiums bin ich auf das Amt aufmerksam geworden. Ich fand das toll, wollte aber erst meinen Abschluss machen. Jetzt war der richtige Zeitpunkt – und auch mein Chef bei der Privatmolkerei Bechtel, in der ich als Projektmanagerin in der Milchbeschaffung arbeite, hat mich ermutigt es zu versuchen. Im März habe ich mich beworben.
Wie verlief der Bewerbungsprozess?
Eine wichtige Voraussetzung ist, dass die Teilnehmer einen Bezug zur Milch haben. Zudem sollte ich einen Lebenslauf und eine Rede einreichen, die ich bei einer offiziellen Veranstaltung halten würde. Außerdem wurde ein Bewerbungsvideo verlangt, das 25 bis 35 Sekunden dauern sollte und in dem man beschreibt, warum man Milchkönigin werden möchte. Anhand der Unterlagen und des Videos wurden sechs Kandidaten für die Wahl in Wiggensbach im Oberallgäu ausgewählt. Gleichzeitig gab es ein Online-Voting mit den Videos, dessen Ergebnis letztendlich auch in die Jurywertung mit ein geflossen ist. Ich habe mir keine großen Chancen ausgemalt. Doch dann kam der Anruf, dass ich es geschafft habe und an der Wahl teilnehmen darf.
Wie war die Resonanz auf dein Video?
Schon bei der Entwicklung der Idee und dem Dreh hatte ich Hilfe von Freunden. Ich stehe mit einem Dirndl auf einer Weide mit einem Glas Milch in der Hand und erzähle, warum ich Milchkönigin werden will. Sowohl meine Familie als auch meine Freunde und Kollegen haben mich unterstützt und fleißig für mich gevotet. Bei meiner Arbeit wurde das Voting sogar ins Intranet gestellt, damit alle abstimmen.
Wie hast du dich auf die Wahl und die Fragen der Jury vorbereitet?
Ich habe Material zu den Themen Milch und Produktion zugeschickt bekommen, das ich gelernt habe. Zudem habe ich mir Fachwebseiten angeschaut. Auch mein Studium hat mir geholfen, weil ich schon viel wusste. Und mich hat die Milchprinzessin von 2015/16 unterstützt, die in der gleichen Molkerei wie ich arbeitet. Als ich vor der Jury stand, war ich schon ein wenig nervös. Aber ich habe darauf vertraut, dass ich gut vorbereitet bin. Und mein Kampfgeist war groß (lacht).
Wie ist die Wahl im Mai abgelaufen?
Ich bin morgens mit Verena, der jetzt amtierenden Milchprinzessin, ins Oberallgäu gefahren. Wir kannten uns schon flüchtig. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, haben wir uns unsere Dirndl angezogen und sind zum Mittagessen gegangen. Dort haben wir die anderen Kandidaten und die Jury kennengelernt. Anschließend ist ausgelost worden, wer sich wann den Fragen der Jury stellen muss. Ich war die Dritte. Parallel dazu wurde ein Schminkkurs und ein Fotoshooting angeboten. Als Milchhoheit ist es natürlich auch wichtig, sich zurecht zu machen und gut vor der Kamera posieren zu können. Das Gespräch mit der siebenköpfigen Jury hat eine halbe Stunde gedauert. Nachdem ich mich vorgestellt habe, haben sie mir Fragen gestellt … zu Fachwissen, kritischen Verbraucherthemen und dem Bereich Social Media. Sie hatten ein Pokerface, aber ich hatte ein gutes Gefühl. Danach haben wir eine Schaukäserei besichtigt. Das war interessant, aber es lag Anspannung in der Luft, weil auch dort die Jury dabei war. Am zweiten Tag hatte ich um 5 Uhr morgens einen Stylingtermin – und dann sind auch schon unsere Familien und Freunde eingetroffen. Der Empfang war schön. Auch Vertreter der Milchwirtschaft waren eingeladen. Nach dem Mittagessen wurde es aufregend, denn dann war der Moment gekommen: die Krönung der Milchhoheiten.
Wie hast die Entscheidung erlebt?
Zuerst ist die Milchprinzessin gekürt worden. Als ihr Name gesagt wurde, hatte ich schon abgeschlossen, weil ich nie gedacht hätte, dass ich gewinnen würde. Wenige Augenblicke später habe ich meinen Namen gehört und konnte es nicht glauben. Mein erster Gedanke war: Aufstehen und lächeln (lacht). Als ich mit der Krone auf der Bühne stand, habe ich es nach und nach realisiert. Ein unglaubliches Gefühl.
Wie hat sich dein Leben seit der Krönung verändert?
In der ersten Woche nach der Wahl war ich bemüht, alle Glückwünsche abzuarbeiten. Ich habe viele Briefe und Nachrichten bekommen. Meine Kollegen haben mich mit Postern in meinem Büro überrascht. Sie haben mein Gesicht auf den Körper der Queen gephotoshopt (lacht). Ich durfte mich auch in das Goldene Buch der Stadt Nittenau eintragen. Dann ging es auch schon los mit den Terminen. Ich hatte eine Anprobe für meine Dienst-Dirndl – eines in der Farbe blau, passend zur Milchwirtschaft. Gleich zu Beginn habe ich auch wichtige politische Vertreter des Landkreises und des Verbandes getroffen, ein sehr interessanter Austausch. Und ich habe einen Dienstwagen, mit dem ich zu offiziellen Terminen fahren kann.
Welche Aufgaben übernimmst du als Milchkönigin?
Ich repräsentiere die bayerische Milch in Deutschland und bei einigen Terminen im Ausland. Ich bin bei Messen, spreche Grußworte bei Veranstaltungen oder halte Reden. Im Januar 2025 bin ich beispielsweise bei der Grünen Woche in Berlin, einer Messe, auf der Unternehmen der weltweiten Agrar- und Ernährungswirtschaft ihre Produkte präsentieren. Auch bei Zeugnisverleihungen für milchwirtschaftliche Berufe bin ich dabei, ebenso bei Tagungen und Festen. Gleichzeitig betreue ich die Social-Media-Accounts der Bayerischen Milchkönigin, die von Königin zu Königin weitergegeben werden: Facebook, Instagram und TikTok. Damit will ich sowohl Milcherzeuger als auch junge Menschen erreichen. Ich will zeigen, was und wer sich hinter dem Produkt verbergen. Außerdem zählt zu meinen Aufgaben der Austausch mit bayerischen Landwirten, Verbandsverantwortlichen, Politikern und natürlich auch der Gesellschaft.
Worauf freust du dich, was wird besonders herausfordernd?
Herausfordernd wird die Taktung all meiner Termine. In den kommenden zwei Jahren werden es zwischen 100 und 150 sein – Pressetermine und ähnliches sind dabei noch nicht eingerechnet. Auch das Fotoshooting für meine Autogrammkarten hat mich nervös gemacht – schließlich verwende ich die Bilder zwei Jahre lang (lacht). Gleichzeitig freue ich mich auf all die Veranstaltungen, die ich besuchen darf. Auf meine Reden und die Möglichkeit, ein Produkt, das mir so am Herzen liegt, repräsentieren zu können. Und ich lerne viel Neues, unter anderem bei Medienbriefings und Rhetorikkursen.
Wie gehst du mit Kritik um – Stichwort Trennung der Kälber von ihren Müttern kurz nach der Geburt …
Ich höre mir die Kritik oder die entsprechende Meinung an und versuche zu verstehen, woher diese Ansicht kommt. Dann versuche ich, fachlich zu argumentieren. Das Problem ist oft, dass sich manche Menschen Horrorszenarien ausmalen, die in der Realität niemals stattfinden. Ich will die Praxis transparent machen und Vorurteile entkräften. Es hilft, wenn man erklärt, wie vielfältig die Facetten der Milcherzeugung sind, wie gearbeitet wird und wie sehr auf das Tierwohl geachtet wird.
Was kritisierst du am Umgang mit Milchproduktionsbetrieben?
In Bayern haben wir eine gute Politik, die die Milcherzeuger unterstützt. Gesellschaftlich fehlt oft das Verständnis für diese Branche. Auch das liegt an mangelnder Transparenz. Nehmen wir das Beispiel Einzelhandel. Es gibt viele regionale Marken, doch am Ende greifen Kunden oft zu den billigsten Produkten. Das, was zählt, ist der Preis. Das zu ändern wäre wichtig.
Was ist dein Ziel?
Mein Ziel als Bayerische Milchkönigin ist es, dass ich durch viele interessante Gespräche in Kontakt mit der Allgemeinheit trete und ihr zeige, wie viele Möglichkeiten Milch bietet und wer hinter dieser Branche steckt. Es ist ein unglaublicher Kreislauf: Von den Erzeugern, dem Vertrieb bis hin zur Gastronomie und den Verbrauchern. Wir alle profitieren davon. Dafür will ich ein Bewusstsein schaffen. Gleichzeitig ist mir wichtig zu betonen, dass die Milch ein Generationenprodukt ist. Ein Erzeugnis, das nicht durch Alternativprodukte ersetzt werden kann. Gäbe es die Milchviehhaltung nicht, würden viele Berufe wegfallen. Ohne die Landwirtschaft könnten wir die menschliche Ernährung nicht sicherstellen.
Wie gelingt es dir, Arbeit, Ehrenamt und Privatleben zu koordinieren?
Ich glaube, dass ich an manchen Tagen schon an meine Grenzen kommen werde (lacht). Zum Glück werde ich von meinem Arbeitgeber unterstützt und finde so Zeit, meine Aufgaben auch dann wahrzunehmen, wenn sie während der Woche sind. In meinem Privatleben gab es bisher keine gravierenden Einschränkungen – abgesehen von einer Sache: Ich habe acht Jahre lang leidenschaftlich gerne bedient. Das geht jetzt leider nicht mehr. Aber das Schöne ist, dass ich auch meine Familie und meine Freunde zu vielen der Veranstaltungen mitnehmen kann. Die Unterstützung von Zuhause ist enorm wichtig. Meine Familie hat großes Verständnis – und schafft es immer wieder, mich zur Ruhe zu bringen.
Welche kulinarischen Milch-Tipps hast du
Milch passt zu jeder Mahlzeit. Zum Frühstück sind verschiedene Käsesorten kombiniert mit frischen Früchten sehr lecker. Mittags empfehle ich Spargel mit selbstgemachter Sauce Hollandaise und als Nachspeise einen Kaiserschmarrn oder eine Sahnetorte. Passend dazu einen Kaffee mit Milch. Und abends Pasta oder Pizza – mit reichlich Käse: Mozzarella oder Hartkäse. Natürlich alles mit regionalen Produkten.