Anja Konhäuser ist Gründerin, Unternehmerin, Mutter und „Female Leader“. Bei der Miss Germany Wahl 2025 war die gebürtige Wackersdorferin Finalistin.
Mit ihrem Einsatz für Diversität und Chancengleichheit will die 40-jährige Dr. Anja Konhäuser nicht nur die Geschäftswelt verändern, sondern auch junge Frauen motivieren, ihre eigenen Ziele zu verfolgen und echte Veränderungen zu bewirken.
Du warst Finalistin bei Miss Germany. Wie ist es zu deiner Teilnahme gekommen?
Der Claim von Miss Germany lautete „Empowering Women“ – das hat mich angesprochen und ich wollte mehr herausfinden. Als Mitbegründerin eines Unternehmens für Digitalberatung, das mit 300 Mitarbeitenden aus über 35 Nationen und einen Frauenanteil von 50 Prozent ein besonders diverses Team für die Tech-, Daten- und KI-Branche darstellt, liegt mir Female Empowerment und Chancengleichheit besonders am Herzen.
Die Wahlen sind in Kategorien unterteilt. Was war dein Thema und was steckt dahinter?
Ich habe mich ursprünglich als Gründerin (Female Founder) beworben, wurde aber später in die Kategorie Leader umverteilt – in dieser Kategorie stand ich also auch im Finale. Die verschiedenen Segmente sollen Frauen in unterschiedlichen Bereichen sichtbar machen: Female Founder für Gründerinnen, Female Mover für Frauen in männerdominierten Berufszweigen und Female Leader für Führungskräfte. Früher ging es um Aussehen und Auftreten, heute um Themen, für die Frauen stehen.
Wie läuft so eine Wahl ab?
Die Wahl begann mit meiner Online-Bewerbung Anfang Juli 2024. Ende Juli erhielt ich die Nachricht, dass ich unter den TOP 90 bin – das bedeutete eine persönliche Vorstellung in Köln, inklusive eines 60-Sekunden-Pitches zu meiner Person und Mission. Mitte August kam die nächste Runde: Ich gehörte zu den TOP 45 und wurde zu einem zweitägigen Event nach Berlin eingeladen. Dort gab es Content-Sessions mit Speakern, sowie erneut einen 60-Sekunden-Pitch. Im Oktober erfuhr ich, dass ich unter den TOP 18 bin und damit eine Woche in Kroatien mit dem Miss Germany Team und den anderen Kandidatinnen verbringen werde. Dort standen Speaker-Trainings, Fotoshootings und Content-Sessions auf dem Programm. Zusätzlich mussten wir diesmal einen Drei-Minuten-Pitch halten. Mitte November wurden die TOP 9 informiert, dass sie im großen Finale im Februar 2025 stehen. Die Finalshow fand im Europa-Park in Rust statt und dauerte zwei Stunden.
Gibt es ein Pflichtprogramm?
Es gab durchaus einige Aufgaben, die wir erledigen mussten – Content Video Produktionen mit genauen Briefings, Pitch Training, Präsenzveranstaltungen und Coachings.
Was war der prägendste Moment während der Miss Germany Wahl?
Der Zusammenhalt unter den Teilnehmerinnen ab der TOP 18 war beeindruckend – wir hatten eine tolle Zeit und haben uns zu jedem Zeitpunkt gegenseitig unterstützt und bestärkt. Das kam aus unserer Gruppendynamik und aufgrund der tollen Menschen, die dabei waren – das war wirklich bemerkenswert und hätte ich so nicht erwartet.
Du bist in der Tech-Branche. Bist du dort stark mit Stereotypen konfrontiert?
Ich setze mich jeden Tag dafür ein, Stereotypen aufzubrechen. In meiner Firma haben wir ein stark weiblich geprägtes und internationales Team – diese Vielfalt an Perspektiven macht uns besonders erfolgreich. Die hohe Kunden- und Teamzufriedenheit zeigt, dass Diversität und eine gelebte offene Unternehmenskultur einen echten Mehrwert bringen. Es wird sehr geschätzt, mit einem diversen Team zu arbeiten, denn dadurch können digitale Transformationsprojekte noch besser und ganzheitlicher umgesetzt werden.
Welche Botschaft möchtest du jungen Frauen mit deiner Teilnahme mitgeben?
Ich möchte jungen Frauen mitgeben, dass es sich immer lohnt, sich mit ihrer eigenen Marke (Personal Brand) und dem eigenen Profil auseinanderzusetzen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, was einen motiviert, welche Themen einem am Herzen liegen und welche Richtung man einschlagen möchte. Das kann sich im Laufe der Zeit natürlich ändern, dennoch ist es sehr wichtig, sich selbst zu fragen – wer bin ich, wo möchte ich hin und warum möchte ich das?
Was ist deine Mission?
Meine Mission hat zwei Facetten: Erstens, Deutschland in den Bereichen Digitalisierung und KI voranbringen. Wir sind ein starker Wirtschaftsstandort, haben aber noch Nachholbedarf. Durch meine Arbeit unterstütze ich Unternehmen dabei, die Chancen der Digitalisierung und KI zu erkennen und zu nutzen. Zweitens möchte ich, dass Deutschland die Chancen erkennt, die in Vielfalt stecken. Unser diverses Team macht uns besonders erfolgreich. Ich bin überzeugt, dass viele Unternehmen von mehr Diversität – gerade im Management – enorm profitieren könnten.
Was sind deiner Meinung nach die größten Herausforderungen für Frauen in der Tech-Branche heute?
Die größte Herausforderung für Frauen in der Tech-Branche ist es, bereits junge Frauen und Schülerinnen frühzeitig für diese Welt zu begeistern. Die Tech-Branche ist die Zukunft – sie bietet enorme Entwicklungsmöglichkeiten und spannende Karrierechancen. Es gibt tolle Initiativen mit starker Reichweite auf Social Media, die weiblichen Jugendlichen die Tech Branche näherbringen wollen – diese Formate sind meiner Meinung nach sehr wichtig.
Wie schaffst du es, als dreifache Mutter und Unternehmerin alles unter einen Hut zu bekommen?
Mein Mann und ich meistern jeden Tag den Spagat zwischen Karriere und Familie. Unsere Zwillinge sind sieben, unser jüngster Sohn ist eins, und da wir beide in Vollzeit arbeiten, braucht es eine durchdachte Organisation mit Plan-B-Optionen, falls mal etwas anders läuft als geplant. Wir kriegen das tatsächlich sehr gut hin. Unterstützung erhalten wir von unseren Familien und ein paar Stunden auch von einer Nanny, damit die Kinder zum Sport kommen. Am Ende ist es eine gut geplante Matrixorganisation, die wir recht gut aufgebaut und perfektioniert haben. Wir machen immer einen Wochen-, Monats- und Quartalsplan – so kann man Ausflüge, Arzttermine und kurzfristige Events gut unterbringen.
Lassen sich Familie und Unternehmen überhaupt strikt trennen?
Kaum – die Firma ist tatsächlich wie ein viertes Kind – wenn man gründet, dann übernimmt man volle Verantwortung für sein Team und das kann man nicht plötzlich abstellen. Ich profitieren von der Verschmelzung beider Welten: Ich kann flexibel von zuhause aus arbeiten oder meine Kids mit in die Firma nehmen. Diese Vorteile mache ich mir komplett zunutze.
Was sind deine nächsten Schritte?
Ich konzentriere mich auf meine Mission. Ich habe mir immer vorgenommen ehrlich und fleißig zu sein – damit bin ich sehr weit gekommen. Gerade Ehrlichkeit ist im Business heutzutage wichtiger denn je und dieses Credo werde ich weiterverfolgen. Unsere Firma wächst stark und wir haben viele Expansionsmöglichkeiten, denen wir uns in den nächsten Jahren widmen wollen. Die Themen Digitalisierung, KI und Vielfalt werden uns in Zukunft begleiten. Daher werde ich mich darauf konzentrieren, das Unternehmen weiter fit zu machen und gleichzeitig persönlich mit den rasanten Entwicklungen im Bereich KI Schritt zu halten.
Was wäre deine „Wunschliste“ für die Welt der Frauen in den nächsten zehn Jahren?
Chancengleichheit ohne, dass man darüber reden muss. Wenn meine Tochter groß ist, soll sie nicht auf der Bühne stehen müssen, um für Chancengleichheit zu kämpfen – es soll bis dahin ganz normal sein. Ich wurde weder als Unternehmerin noch als Mutter geboren – ich habe mich in alle Rollen hineinentwickelt. Role Models sind unglaublich wichtig, sie bieten Frauen Hoffnung und Inspiration. Deshalb hoffe ich, dass noch viel mehr Geschichten von Frauen sichtbar werden, die die jüngere Generation inspirieren. Jede Frau sollte, wenn sie Karriere und Kinder unter einen Hut bekommen möchte, auch in der Lage sein, dies zu tun. In Deutschland gibt es immer noch nicht die richtigen Strukturen, um das problemlos zu ermöglichen – hier gibt es noch viel zu tun.