Ein Talent, das durch einen glücklichen Zufall entdeckt wurde – so könnte man die Geschichte von Lukas Lutter beschreiben. Der 16-Jährige aus Bodenwöhr steht regelmäßig für die BR-Serie „Dahoam is Dahoam“ als Emil vor der Kamera.
Eigentlich hatte der 16-jährige Lukas nie geplant, Schauspieler zu werden. Doch nun jongliert er geschickt zwischen seiner Ausbildung zum Schreiner und seiner Leidenschaft für die Schauspielerei. Sein Weg vor die Kamera begann 2017, als er seiner Oma zu Liebe mit 8000 bis 9000 anderen Fans an einem Familientag von „Dahoam is Dahoam“ teilnahm. Während der Studioführung wurde er von einem Drehbuchautor entdeckt, der ihn kurzerhand schon wenige Monate später für eine kleine Komparsenrolle engagierte. Mit gerade einmal neun Jahren stand der Bodenwöhrer zum ersten Mal am Set.
Der Auftritt, bei dem er mit anderen Dorfjugendlichen Müll sammelt, dauerte nur wenige Sekunden, doch für Lukas war es der Beginn eines unerwarteten Abenteuers. „Das erste Mal war ein Riesenerlebnis“, erinnert er sich. „Von links macht einer die Haare, von rechts richtet jemand die Kapuze – das hat mir als Neunjähriger schon gut gefallen.“ Lukas begeistert schon damals mit seiner quirligen Art die Verantwortlichen – seine Rolle wird mit der Zeit immer größer.
Heute steckt Lukas mitten in seiner Schreinerlehre, dennoch bleibt er der Schauspielerei treu. Es ist nicht immer einfach, beide Welten unter einen Hut zu bekommen. Die Produktion legt seine Drehtage, die bis zu fast neun Stunden inklusive Hin- und Rückfahrt nach Dachau dauern können, meist auf den Freitag- oder Dienstagnachmittag, so dass er mit minimalem Unterrichtsausfall arbeiten kann. Sein Betrieb weiß von seiner zweiten Leidenschaft – dennoch steht für Lukas fest, dass seine Ausbildung Vorrang hat. „Ich kann nicht jede Woche zum Chef sagen: Ich muss weg“, sagt er und lacht.
Trotzdem will er auch nach seiner Schreinerlehre weiter schauspielern. „Nach der Schule mit 15 war ich noch zu jung, um alleine in Nürnberg oder München zu wohnen und dort eine Schauspielschule zu besuchen. Aber vielleicht werde ich das nach meiner Ausbildung nachholen. Ich wollte jedoch erst einmal einen Abschluss in der Tasche haben.
Nach und nach kam Lukas immer öfter zum Einsatz, bis schließlich die Rolle des Emil für ihn geschrieben wurde. Zunächst war er nur als Schulfreund einer Hauptfigur eingeplant, doch schnell wurde klar: Lukas bringt das gewisse Etwas mit. Also wurde seine Rolle ausgebaut – und Emil ein fester Bestandteil der Serie.
„Leute, die mich privat kennen, sagen, die Rolle ist mir auf den Leib geschnitten“, erzählt er. „Ich bin auch im echten Leben ein Schlitzohr und kann mich mit jedem unterhalten.“ Mit mittlerweile immer mehr Textpassagen kann Lukas gut umgehen: Das Textlernen fällt ihm leicht – meist nutzt er die Autofahrten nach Dachau, um sich die Dialoge einzuprägen. Seine Texte werden ihm gewöhnlich ein bis zwei Wochen vor Drehbeginn zugesendet. Und wenn sich kurzfristig Änderungen ergeben? „Kein Problem, das gehört zum Job. Es kann auch mal zwei oder drei Stunden vor Dreh neuer Text kommen.“
Nicht immer ist Schauspielern ein Zuckerschlecken. Besonders herausfordernd sind Wetterumschwünge: „Einmal habe ich an einem Tag bei 35 Grad eine Szene im Biergarten gedreht, am nächsten Tag ging der Anschlussdreh weiter – bei 8 Grad und Regen.“ Für die Zuschauer der Serie sind nur fünf Minuten zwischen den Szenen, für die Schauspieler ein ganzer Tag. „Da wurden uns dann immer direkt Decken und Jacken gebracht, damit wir nicht frieren. Außerdem musste mit Tricks und Filtern kaschiert werden, dass es in Strömen geregnet hat. Es hat mich selbst überrascht, dass man am Ende nichts davon sieht.“
Auch seine erste Liebesszene ist für Lukas eine neue Erfahrung. „Es war ein bisschen komisch, weil ich nicht wusste, wer da kommt. Die Schauspielerin war das erste Mal dabei und ich kannte sie vorher nicht“, sagt er. In Erinnerung ist ihm zudem eine besonders aufwendige Szene für „Tonio & Julia“ geblieben, in der er als Oberministrant eine Kirche komplett mit Weihrauch ausfüllen sollte. „Die Kirche wurde vorher schon mit einer Nebelmaschine eingeräuchert. Man hat kaum seine eigene Hand vor Augen gesehen. Wir mussten die Szene dann aber 25 mal spielen, weil der Schauspieler, der den Pfarrer gemimt hat, immer meinen richtigen Namen gesagt hat – also Lukas. Irgendwann hat er dann beschlossen, dass ich im Film jetzt auch einfach Lukas heiße“, erinnert er sich lachend. „Das war schon anstrengend – und mit echtem Weihrauch auch ziemlich tränenreich.“
Was Lukas besonders an seiner Schauspielkarriere liebt, ist die Möglichkeit, in verschiedene Rollen zu schlüpfen – wie etwa auch in seine Rollen in „Löwenzahn“ oder „Tonio & Julia“. „In jungen Jahren ist das noch nicht so ausgeprägt, aber wenn man älter ist, sind die Unterschiede stärker. Da ist man mal Apotheker, mal Polizist und ein anderes Mal vielleicht sogar eine Leiche“, sagt er und schmunzelt.
Besonders faszinierend findet er die Verwandlung, die durch Kostüme und Maske entsteht. Für seine Rolle als Emil hat er mittlerweile einen bestimmten Kleidungsstil, den die Produktion entwickelt hat: „Ich habe eine ganze Kleiderstange mit ein paar Shirts, einigen Hosen und Jacken – alles ganz schön bunt. Aber das passt zum eher nerdigen Emil.“ Nicht immer sind die Outfits des 16-Jährigen, der privat eher auf Schwarz und Grau setzt, nach seinem Geschmack, aber das gehört zum Job. „Manchmal muss man einfach über seinen eigenen Stil hinwegsehen“, meint er.
Trotz der Herausforderungen und des Zeitaufwands genießt Lukas jede Minute am Set. „Es ist wie eine große Familie“, sagt er. „Egal ob Hauptdarsteller oder Komparse – auf jeden wird geachtet.“ Am Ende geht es darum, gemeinsam eine tolle Szene zu drehen und Spaß an der Arbeit zu haben.
Mittlerweile wird Lukas häufiger auf der Straße erkannt. Vor allem, wenn er kurz zuvor im Fernsehen zu sehen war – darunter sind nicht nur ältere, sondern auch immer öfter jüngere Zuschauer. „Klar sagen meine Mitschüler, dass das nur ihre Großeltern gucken, aber manchmal unterschätzen die Leute, wie viele Fans die Serie tatsächlich hat“, sagt er stolz. „Auch über Selfies, Fanpost und Autogramm-Anfragen freue ich mich immer total.“
Besonders sind für ihn auch die Instagram-Reels, die er für den offiziellen „Dahoam is Dahoam“-Account gedreht hat. Der Clip, in dem er seinen Lieblingsplatz vorstellt, ging viral und erreichte über 125.000 Aufrufe. „Wir waren gerade auf der Heimfahrt vom Dreh. Dort haben wir die Zahlen sekündlich verfolgt – das war krass.“
Der 16-Jährige möchte sich alle Türen offenhalten. Festlegen auf ein bestimmtes Genre will er sich nicht: „Ich würde gerne mal alles ausprobieren – ,Die Rosenheim-Cops’, ,Hubert ohne Staller’ oder ,Die Eberhofer-Krimis’. Ich bin offen für alles und Film ist auch nochmal ganz anders als Serie.“ Auch Werbung kann er sich in Zukunft gut vorstellen.
Lukas weiß, dass die Branche nicht einfach ist. Sein Tipp für alle, die es ihm nachmachen wollen: „Niemals den Traum aufgeben. Eine seriöse Agentur, gute Fotos – und dann passt es irgendwann vielleicht. Vieles ist aber auch Vetternwirtschaft. Da kennt einer jemand anderen und so rutscht man dann rein“, macht er Mut.
Obwohl seine Karriere durch einen Zufall begann, verfolgt Lukas seine Ziele mit Ehrgeiz und Leidenschaft. Es bleibt spannend zu sehen, wohin ihn sein Weg noch führen wird.