Der Podcast für die Nordoberpfalz: GOATNZAUN G'RATSCH | Amberg24

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Kollegen, Freunde, Nachbarn, Podcast-Hosts – Corinna Hagn und Christoph Baierl. (Bild: privat / Grafik: Redaktion Magazine)
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Kollegen, Freunde, Nachbarn, Podcast-Hosts – Corinna Hagn und Christoph Baierl. (Bild: privat / Grafik: Redaktion Magazine)

Der Podcast für die Nordoberpfalz: GOATNZAUN G'RATSCH

Corinna Hagn und Christoph Baierl sind nicht nur langjährige Kollegen, Freunde und seit zwei Jahren Nachbarn in Weiden – sie sind auch die Hosts vom Podcast GOATNZAUN G'RATSCH. Der erste Podcast im oberpfälzer Dialekt.

„Corinna, bist du nackert?“ „Ja, Christoph! Frale bin ich nackert.“ „Dann bleibe dou!“ So beginnen die beiden Nachbarn jede Folge ihres gemeinsamen Podcasts. Seit mittlerweile über einem Jahr und knapp 60 Folgen ratschen die Podcaster Christoph und Corinna am „Gartenzaun“ und unterhalten damit die Hörer in der nördlichen Oberpfalz. „Das Intro entstand dadurch, dass ich jeden Tag mit meinem Hund bei ihr vorbeigekommen bin. Und damit ich nicht einfach so an den Gartenzaunplatze, habe ich spaßeshalber gefragt, ob sie ,nackert’ ist.“ Mit Corinnas Antwort „Frale bin ich nackert“ war für beide klar, dass diese Floskel das Intro für ihr Podcast-Projekt wird. „Das ist einfach echt und authentisch“, sagt Christoph. „Wir sind nicht aalglatt und wollen auch ein bisschen polarisieren. Der Oberpfälzer an sich sagt ja schon auch deutlich seine Meinung.“

Die Idee, einen Podcast zu starten, kam den beiden bei einer ihrer vielen Ratsch-Runden am Gartenzaun. „Christoph meinte dann, dass wir das eigentlich aufnehmen sollten. Wir sind immer von einem Thema ins andere gekommen“, erzählt Corinna. Und so entstand langsam die Idee. Mit Corinnas Mann als Supporter der ersten Stunde und dem Wissen, dass es bisher keinen Podcast im oberpfälzer Dialekt gab, bekam das Projekt Hand und Fuß. „Mein Mann meinte zu uns: ,Macht´s einfach!‘ Und auch meine Eltern wissen, wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, setze ich es durch. Da standen sie bisher immer hinter mir. Daraufhin haben wir entschlossen, das einfach mal nur für uns zu machen, weil wir Lust drauf hatten“, sagt Corinna. „Equipment hatten wir als Radio-Moderatoren und ich als Sänger auch schon. Ein Aufnahme-Zimmer haben wir uns dann noch bei mir im Dachgeschoss hergerichtet und nach und nach mit Vorhängen den Schallschutz verbessert und die Technik aufgestockt“, erzählt Christoph.

Echt und ungeschnitten

„Wir schneiden unsere Folgen nicht, alles, was wir sagen, kommt in den Podcast. Vieles ist sonst unecht – das gibt es bei uns aber nicht. Das macht auch vielleicht den Reiz aus“, erklärt die 33-jährige Weidenerin. Zudem sind die Gespräche nicht gescriptet. Die Nachbarn überlegen sich vorab ein paar Themen, über die sie sprechen wollen … „aber meistens reden wir dann doch über was anderes“, sagt Corinna und lacht. Die Themen reichen von Kindergarten und Taufe über Liebe und Sexualität bis hin zum Ende des Lebens. „Wir klammern kein Thema explizit aus – man muss nur angemessen darüber sprechen“, sagt Christoph. „Abends bei einem Glas Wein mit Freunden oder eben am Gartenzaun redet man ja auch anders als in der Öffentlichkeit. Unsere Gespräche sind einfach echt und können auch mal polarisieren. Die Hörer müssen aber nicht immer unserer Meinung sein – und wir auch nicht deren. Man muss aber auch nicht alles so ernst nehmen, was wir sagen.“ Da der Podcast für beide das erste Projekt in diesem Bereich ist, mussten sie sich erst hineinfühlen: „Wir haben Routine vor dem Mikro, aber auch wir mussten erst in den Podcast reinwachsen und haben es so gemacht, wie wir uns gut gefühlt haben“, erzählt Christoph. „Wir sind auch mit der Zeit offener und selbstbewusster geworden.“ Und diese Entwicklung kann man hören. Im Laufe des ersten Jahres wurde gelacht, geweint, geschimpft und reflektiert. „Wir geben Einblicke in unser Leben, die sehr persönlich sind. Das ist einfach was besonderes“, sagt Corinna.

Mit ihrem ursprünglichen Ziel von 75 Folgen begannen die beiden im Januar 2023 ihr Projekt. „Wir sehen das als Hobby, als Spaßprojekt und hatten dabei nie den Grundgedanken, Geld zu verdienen“, erklärt Corinna. „Unsere Freundschaft ist dadurch auch intensiver geworden“, sagt der 35-jährige Weidener. „Man kennt sich nun noch besser, dadurch, dass man regelmäßig und häufig zusammen arbeitet“, ergänzt Corinna. „Und: Wir waren beide schon immer diszipliniert – sind es jetzt aber noch mehr geworden, dadurch, dass wir uns das Versprechen gegeben haben, jede Woche eine Folge hochzuladen“, erzählt Christoph weiter. Auch die Sponsoren setzen auf die Disziplin der Podcaster. „Wir sind stolz auf unsere Werbepartner, arbeiten wirklich gerne mit ihnen zusammen und bekommen auch immer wieder Anfragen von neuen Firmen.“

Heimat und Dialekt

Durch ihren Podcast haben die Oberpfälzer ein höheres Bewusstsein für ihre Heimat bekommen und geschaffen. „Wir haben erst dadurch festgestellt, wie schön es vor unserer Haustür ist. Alles, was wir erleben, besprechen wir in den Folgen. Und da haben wir gemerkt, wie interessant es ist, wenn wir von unserer jeweiligen Heimat erzählen. Also wenn Christoph über Pleystein redet oder ich über die Tirschenreuther Gegend – weil man ja auch nicht immer die ganze Oberpfalz kennt“, erzählt Corinna. „Wir haben auch eine größere Liebe zum Dialekt wiedergefunden“, sagt Christoph. So war es eine bewusste Entscheidung, den Podcast im Dialekt zu halten. „Wir können auf diese Weise Sachen, die wir im Kopf haben, viel besser ausdrücken. Auf Hochdeutsch geht das nicht so gut. Im Dialekt kann man eher ein Gefühl rüberbringen – wir sind nun mal Oberpfälzer“, ergänzt er. Auch die Tatsache, dass einige weggezogene Hörer dem Podcast gerade deshalb treu bleiben, um in ihrem Alltag Oberpfälzisch zu hören, erfüllt die beiden mit Stolz. „Eine Hörerin hatte uns geschrieben, dass sie den Podcast immer beim Stillen hört, weil ihr Baby dadurch ruhiger wird“, erzählt Christoph von einem weiteren Hörer-Feedback, dass ihm in Erinnerung geblieben ist. „Oder der Landwirt, der uns immer auf dem Bulldog hört, wenn er aufs Feld fährt.“ „In einer Folge habe ich von einem Wunschbaum in Moosbach erzählt. Daraufhin habe ich etwas später ein Bild von einem Hörer aus München bekommen. Er ist extra zu diesem Baum gefahren. Zu merken, dass man Impulse nach außen gibt und der Podcast bewegt, ist das schönste Feedback“, erzählt Corinna.

„Es sind auch total viele in das Wellnesshotel in Regensburg gefahren, von dem wir im Podcast erzählt haben … da fahren wir jetzt natürlich nicht mehr hin“, ergänzt Christoph und lacht.

Zaungäste und Live-Podcast

Mittlerweile zählt der Podcast knapp 60 Folgen. Diese wurden insgesamt etwa 10.000 Mal wiedergegeben. Dabei haben die Nachbarn auch immer öfter Zaungäste zu Besuch – etwa die Neustädter Friseurin und „echte Markn“ Diana, Domml von den Troglauern, zwei Bestatter oder der Vorsitzende vom Neustädter Faschingsverein. „Wir haben auch schon neue Zaungäste in Planung – ein Steuerberater und eine Hundetrainerin zum Beispiel“, verrät Christoph. „Für die Leute ist das immer was besonderes, also bauen wir auch erst mal eine persönliche Ebene auf. Dann gibt’s einen Sekt in meiner Küche und wir lernen uns kennen. Am Ende soll die Podcastaufnahme ja so klingen, als würden wir am Gartenzaun stehen“, erzählt Christoph. Anschließend geht es in das kleine Aufnahme-Studio in seinem Dachgeschoss: „Da kommt man dann oft auf Themen, die man so erst gar nicht auf dem Schirm hatte und wird mit diesen Menschen ganz privat und lernt sie so richtig kennen“, sagt Corinna. So erzählte die Friseurin Diana nicht nur von ihrem Salon und ihrem abwechslungsreichen Berufsalltag, sondern auch von ihrer großen Liebe, die sie auf Tinder fand, und ihrer Spontan-Hochzeit.

Auch eine Live-Podcastaufnahme im vergangenen Herbst bei ihrem Werbepartner, einer Neustädter Gärtnerei, haben Corinna und Christoph bereits auf die Beine gestellt. Sie luden zu einem lustigen Abend mit Glühwein und Snacks – rund 100 Menschen kamen. Das Ergebnis waren zwei Podcast-Folgen, die live aufgenommen wurden, viele neue Kontakte und eine 600-Euro-Spende an den regionalen Verein „Bananenflanke”, der geistig beeinträchtigte Kinder und Jugendliche beim Sport unterstützt. „Wir würden das dieses Jahr gerne noch einmal machen. Im Sommer oder Herbst und dann vielleicht sogar Open-Air“, verkündet Christoph.

Die zwei sind Macher, haben Power, stehen hinter sich und ihren Ideen. „Wir wollen auch andere Menschen animieren. Egal wer, wie groß oder klein das Projekt ist. Man muss einfach machen. Und dabei nicht auf jede Kritik hören, sondern einfach loslegen“, erklärt Corinna. „Wenn die Leute keine Motivatoren oder Supporter haben, wie wir es mit unserer Familie und Freunden hatten, übernehmen wir das für sie und unterstützen sie in ihren Ideen“, ergänzt Christoph.

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