Feuerwehrleute erleben immer wieder Übergriffe, die gefährlich enden können – besonders bei Frauen. Feuerwehrmann und Karate-Kämpfer Markus Dietrich bringt Feuerwehrfrauen deshalb Selbstverteidigung bei. In Haselmühl, zum Beispiel.
Ein roter Knopf am Funkgerät – der kann helfen in unangenehmen oder gefährlichen Situationen. Der verbindet einen nämlich direkt mit der Leitstelle, die Hilfe schicken kann, wenn es brenzlig wird. Das ist einer der Tipps, die Markus Dietrich beim Selbstverteidigungskurs für Feuerwehrfrauen im Feuerwehrhaus Haselmühl gegeben hat. Markus ist selbst Feuerwehrler und kommt aus der Nähe von Ingolstadt. Daneben war er neun Jahre lang Türsteher, macht Karate und gibt – völlig kostenlos – Selbstverteidigungskurse für Menschen im Einsatz.
Waren den Feuerwehrfrauen aus Haselmühl und Umgebung schon mal in einer unschönen Situation? Eine kurze Umfrage ergibt, zum Glück kaum jemand. Nur Anja Schlegel, die Kreisfrauenbeauftragte der Feuerwehren im Landkreis Amberg-Sulzbach, hat schon erlebt, dass ein Mann bei einem Einsatz ihre Grenzen überschritten hat.
Bei einem Bombenfund in Kümmersbruck war Anja für die Straßensperrung zuständig. Keiner durfte da durchfahren, während die Kollegen die Bombe sicherten. Ein Mann wollte aber unbedingt seinen Weg weiterfahren. „Er hat dann seinen Arm aus dem Fenster gestreckt und hat mich am Arm gepackt und rumgezogen.” Der Mann wollte nämlich die Rückseite ihrer Jacke sehen, auf der steht, zu welcher Feuerwehr Anja gehört. „Meine Kameradin hat das Funkgerät schon in die Hand genommen, um gegebenenfalls per Funk jemand anders zu kontaktieren, wenn es schlimmer geworden wäre.”
Gerade bei Frauen, so der Trainer, sei die Hemmschwelle oft niedriger. Auch er hatte schon Situationen, wo sich Fahrer nicht sagen lassen wollten, wo sie langfahren dürfen und wo nicht. „Das Verständnis fehlt, dass die Feuerwehr nicht aus Spaß die Straße sperrt. Bei Frauen ist die Akzeptanz noch geringer, nach dem Motto, 'was will denn das Mädel da'.”
Dabei sind Feuerwehrleute Amtspersonen und damit weisungsbefugt. Rechtlich stehen sie in dieser Situation auf gleicher Stufe wie Polizisten – Übergriffe werden gleich bestraft. In Anjas Fall schätzt Markus ein: „Da sind wir schon bei einem Angriff”. Hätte der Mann Anja nur dazu gedrängt, sich zu drehen, hätte er eine Nötigung begangen. Weil er sie aber anfasste, müsste er theoretisch mit mindestens einem Jahr auf Bewährung rechnen. Anja hat ihn nicht angezeigt. Hätte sie aber machen können, meint Markus, „die Polizei steht hinter uns”.