Wer verliert sich nicht oft in den Tiefen von Instagram? Endlos kann man dort durch Fotos und Reels scrollen. Reporterin Stefanie wollte aus dem Karussell aussteigen und hat Instagram gelöscht. Angst, etwas zu verpassen, hat sie nicht.
Vor ein paar Monaten habe ich Instagram gelöscht. Moment, das klingt krasser als es ist. Nicht meinen Account habe ich gelöscht, sondern erstmal nur die App von meinem Handy. Es klingt nach einem kleinen Schritt, aber mit dem orange-pinken Icon verschwand ein großer Teil der digitalen Verführung.
Ich war mit Instagram late to the party. Während meine Freunde schon 2014 auf der Plattform Bilder posteten, entdeckte ich die App erst 2017 für mich. Ich machte mich auf eine längere Reise und hatte Lust meine Freunde mit ein paar Storys auf dem Laufenden zu halten. Ich glaube, ich tat ihnen keinen Gefallen, regelmäßig die weitesten Sandstrände und das beste Streetfood zu zeigen. Als ich dann unterwegs war, nutzte ich es vor allem, um mich mit Leuten zu connecten, die ich flüchtig oder intensiver in den Hostels kennenlernte.
Und so schlich sich Instagram langsam in mein Leben. Wie bei vielen von uns gab es Tage, an denen morgens mein erster Blick in die App ging. Beim Warten auf den Zug griff ich häufig zum Handy. Ohne konkreten Grund. Nur mal „kurz reinschauen“. Aus „kurz“ wurden dann schnell 20, 30 oder 60 Minuten. Was ich sah, war teilweise faszinierend und teilweise einfach blöd. Und ich scrollte, scrollte, scrollte... ohne Ziel. Mein Hirn sehnte sich nach jedem Video nach einem neuen Dopamin-Kick, ohne am Ende zufrieden zu sein.
Ich habe überlegt, ob ich meinen Account komplett löschen sollte. Aber das schaffe ich nicht. Ich folge Menschen, die ich wahrscheinlich nie wieder sehen werde, aber die ich mag. Ich folge Menschen, die coole Rezepte posten, eine spannende Wanderung machen und bin auch dem ein oder andern Motivational Quote nicht abgeneigt. Komplett aufgeben wollte ich das nicht, nur das unbewusste Doom-Scrolling unterbrechen. Also habe ich die App gelöscht und mir vorgenommen, Instagram nur noch über den Browser zu nutzen.
Die ersten Tage zückte ich aus Gewohnheit mein Handy. Doch die App war nicht da. Stattdessen schaute ich bei der Zugfahrt mal wieder aus dem Fenster, beobachtete, was die Menschen vor mir an der Supermarktkasse kauften. Ich fand sogar „Motivational Quotes” auf der Straße wieder, auf Bänke gesprayt oder auf den Fußboden gemalt. Mein Favorit: „Aufgeben kannst du bei der Post.” Dort, wo ich früher oft gescrollt hatte, war jetzt Leerlauf. Darin lag der Unterschied. Leerlauf ist gut. Es bleibt mehr Zeit zum Kreativsein und Denken. Und Denken ist gar nicht mal so schlecht.
Heute gehe ich immer noch auf Instagram. Aber anders. Ich öffne meinen Browser, schaue mir die Posts und Storys meiner Favoriten – wie Amberg24 und Weiden24 ;) – an. Der Zugang ist sperriger, das Scrollen ist unbequem, und die Webseite schaut nicht so schön aus wie die App. Das ist super. Ich bleibe nicht lange und verliere mich nicht im endlosen Feed.
Ich nutze Instagram jetzt eher wie eine Suchmaschine: gezielt, mit einem klaren Zweck. „Weg von Instagram” bin ich nicht. Ich habe meine Aufmerksamkeit wieder selber im Griff. Und das fühlt sich ziemlich gut an. Fürs Doom-Scolling bleiben ja noch YouTube und Co.