Gauri und Rohit aus Indien studieren an der OTH Amberg. Getrennt von ihren Familien, in einer neuen Kultur. So läuft es zwischen Kulturunterschieden, der Herausforderung Deutsch zu lernen und ihrem Wunsch zurückzukehren – aber nicht sofort.
Rund 8000 Kilometer von zuhause weg. Neue Uni. Neue Kultur. Neue Sprache. Das haben sich Gauri und Rohit getraut. Beide kommen ungefähr aus dem Nordwesten Indiens. Gauri stammt aus Pune im Bundesstaat Maharashtra, Rohit aus Surat in Gujarat. Und jetzt leben sie in Amberg und studieren an der OTH.
Gauri, die schon einen Informatik-Master in Bayreuth gemacht hat, ist nach Amberg gekommen, weil sie sich für künstliche Intelligenz interessiert. Rohit dagegen hat vorher schon in Russland studiert. Jetzt ist er im Studiengang International Energy Engineering.
Darüber, was sie gerade am meisten vermissen, sind sich die beiden 25-Jährigen einig: die Familie. „In unserer Kultur lebt die ganze Familie zusammen”, erklärt Rohit. Gauri ergänzt: „Wenn man ein Problem hat, ist immer jemand da. Man kann immer mit jemandem darüber reden.”
Die ganze Familie, das kann schon mal 100 Personen heißen. Nicht in einem Haus, aber in der Umgebung. „Privatsphäre hat man so keine. Das ist hier schon besser”, findet Gauri.
Alleine sind die beiden Inder*innen aber schon viel. „Es ist schwierig, deutsche Freunde zu finden”, sagt Rohit. Hier seien die Menschen eher introvertiert und schwer kennenzulernen. „Die Leute mögen es nicht so, wenn man sie einfach anspricht.” Der 25-Jährige engagiert sich dafür in internationalen Studentenclubs. Er erzählt von Festen und Ausflügen, die er mit einer Gruppe in Nürnberg unternimmt. Da spricht man untereinander meistens Englisch.
Es ist nämlich vor allem schwierig, Menschen kennenzulernen, wenn man ihre Sprache nicht spricht. Die Erfahrung hat Rohit schon machen müssen. „Als ich nach Russland gekommen bin, konnte ich die Sprache noch nicht. Das war schlimm”, erinnert sich der Student und lacht. Den Fehler wollte er nicht nochmal machen. Bevor er 2020 nach Deutschland gekommen ist, lernte er innerhalb von wenigen Monaten Deutsch bis zum Level C2.
Gauri dagegen tut sich noch etwas schwerer mit der Sprache. „Es ist eine Voraussetzung, hier studieren zu dürfen, dass man innerhalb von einem Jahr ein gewisses Maß an Deutsch lernt.” Die 25-Jährige hofft, dass sie in Amberg etwas besser wird. „Wenn man umgeben ist von Muttersprachlern.”
Rohit und Gauri haben schon einige Städte in Deutschland und ganz Europa bereist. Und dort Freunde gefunden. „Bei uns ist es so, das erste was wir machen, wenn wir irgendwo hinreisen, ist, dass wir unsere Leute suchen”, erklärt Rohit.
Zuhause in Indien fragte er herum, ob jemand jemanden kennt, der in Deutschland wohnt. Über diese Person suchte er dann weiter nach jemandem, der in Amberg lebt. So kann es passieren, dass man plötzlich von einem fremden Bekannten vom Flughafen abgeholt wird.
Amberg ist anders als die Millionenstädte, aus denen die beiden kommen. Kleiner, kälter, introvertierter. Aber auch gemütlicher. „Ich mag, dass alles auf einem Fleck ist”, findet Rohit. Ob er für immer hier bleiben will, weiß er noch nicht. Die Karriere hat Priorität. „Gerade bin ich in Deutschland, weil Deutschland ein einflussreiches Land fürs Ingenieurwesen ist. Wenn ich woanders eine gute Chance bekomme, dann gehe ich da hin.”
Gauri sieht das ähnlich. Sie möchte aber irgendwann wieder nach Indien. „Ich will jetzt Karriere machen, vier, fünf Jahre so viel lernen wie ich kann. Und dann gehe ich zurück. Nach Hause.”