Niemand hat den Hip-Hop in der Region so geprägt wie DJ Dollar Bill. Neben dem Hip-Hop BBQ in Amberg, organisiert er noch weitere Events in Weiden oder Grafenwöhr. Was steckt wirklich hinter seiner Person? Die Antwort gibt's hier.
Erzähl doch erstmal, für die Leute, die dich noch nicht kennen, ein bisschen etwas zu deiner Person. Wie heißt du richtig, wie alt bist du und woher kommst du?
Mich nennen sie alle Danny, also wenn nicht Dollar Bill, dann Danny. Ich bin schon ziemlich alt. Ich leg’ seit 1986 professionell auf, also kann sich vielleicht jeder ausmalen wie alt ich bin – dann muss ich es nicht sagen. Zu meiner Herkunft: Ich bin eigentlich Italiener, bin aber in Stuttgart aufgewachsen. Durch die Liebe bin ich dann nach Weiden gekommen. Als ich dann aber hierhergekommen bin, hab ich mir gedacht, ich muss hier mal die Region ein bisschen auf den Kopf stellen. Ich habe gedacht, dass ich mit der Zeitmaschine 20 Jahre zurückgereist bin.
Wie kamst du zum Hip-Hop? Gab es irgendwelche Inspirationen?
Ich bin ein 70s-Baby. Da habe ich alles mitgemacht, also die ganze Entstehungsgeschichte des Hip-Hops. So bin ich da eben von Anfang an hineingewachsen. Ich bin schräg gegenüber der US-Militärbase in Stuttgart aufgewachsen. Deswegen auch der ganze Kontakt mit den Amis, also den gibt es schon immer. Dort hab ich dann oftmals Videos angeschaut und Informationen bekommen, als das Ganze aufkam. So bin ich da hineingewachsen, mit der kompletten Kultur: Vom Sprayen übers Breakdance bis hin zum DJing. Also ich kenne alle Phasen, die Hip-Hop jemals durchgemacht hat. Ich bin auch einfach ein großer Musikfan und das DJ-Game war schon immer einer essenzieller Teil davon. Das hat mich voll interessiert. So kam dann das Eine zum Anderen.
Wann hast du beschlossen, ins DJ-Game einzusteigen?
Mit elf Jahren hab ich mit dem DJing begonnen. Mein erster offizieller Gig war dann 1987, mit 16 Jahren. Ich kenne also nichts anderes. Ich bin seitdem selbstständig gewesen und war auf der ganzen Welt als DJ unterwegs.
Du bist ja schon sehr lange dabei, über 30 Jahre. Wie war die Zeit für dich? Wie bist du so weit gekommen?
Es ist ganz langer Weg. Ich bin auch nicht einfach da gewesen, wo ich heute bin. Das hat bei mir auch lange gedauert. Weil heutzutage kann man einfach Lieder downloaden, sich ein DJ-Programm holen und sich dann DJ nennen. Zu meiner Anfangszeit gabs davon überhaupt nichts. Damals musste ich mir erstmal Platten kaufen, von denen eine alleine 15 Mark gekostet hat und dann bin ich mit den schweren Sachen in Plastiktüten kilometerweit gelaufen, sodass ich Riefen in den Händen hatte, nur um zu fragen, ob ich mal auflegen darf. Das ist eine ganz andere Zeit gewesen.
Was waren deine krassesten Erfahrungen und welche Connections konntest du knüpfen?
Ich war auf Tour mit vielen Künstlern. Eine Zeitlang bin ich immer zwischen Deutschland und Amerika hin und her gereist. Ich hab dann durch Bekannte die Möglichkeit bekommen, in Atlanta aufzulegen. Dort kam dann der Kontakt zu vielen Rappern, zum Beispiel zu „Lil Jon”, den „Ying Yang Twins” oder zu „Crime Mob”. Dann habe ich angefangen, für solche Künstler Bookings in Europa zu organisieren. Das waren schon krasse Erfahrungen. Das Krasseste war mit „2 Chainz”. Da war ich mit ihm auf Tour, unter anderem in Amsterdam, London, Paris und Istanbul. Das ist schon geil, wenn man dann vor 14 oder 15 tausend Menschen so ein Opening macht. Ist schon cool.
Gab es für dich auch den einen Moment, der dir für immer in Erinnerung bleiben wird?
Ich seh meine ganze Laufbahn als Moment und finde es einfach geil.
Als Hip-Hop DJ musst du dich ja zwangsweise auch mit der Entwicklung des Hip-Hops beschäftigen. Was hältst du von dieser?
Viele Leute bleiben irgendwann mal stehen und sagen, früher war alles besser. Ich seh das überhaupt nicht so, obwohl ich ein gewisses Alter erreicht habe. Es ist einfach eine Entwicklung. Hip-Hop entwickelt sich, mal vielleicht weniger gut, mal besser. Ich finde aber jede Hip-Hop-Phase hat ihre Berechtigung. Für mich gibt es daran nichts Negatives. Klar kann man produktionstechnisch besser werden. Ich meine, mittlerweile kann man in seinem Home-Studio schon einen Hit produzieren. Aber das ist einfach der Zahn der Zeit. Man muss das Game einfach kapieren und erst dann kann man es respektieren.
Wie lange willst du das Ganze noch machen?
Keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Solange mich die Leute feiern – vielleicht leg’ ich ja noch im Rollator auf.
Hast du einen Club, in dem du am liebsten auflegst?
Die sind alle gut. Natürlich gibt es meine Main-Clubs, aber alle haben ihre Berechtigung. Die Crowd ist natürlich auf meinen eigenen Events am besten.
Du bist ja auch auf vielen verschiedenen Events, mit verschiedenen Zielgruppen – manchmal Old-School-Events, manchmal Ü16-Events. Was macht dir persönlich mehr Spaß?
Mir bockt alles. Mich kann man buchen für eine junge Crowd, aber auch für eine ältere Crowd, weil ich schon so lange auflege. Ich hab dieses musikalische Repertoire. Und ich finde es super, wenn ich ab und zu mal diese Events habe, bei denen ich nicht nur die typischen Old-School-Tracks spielen kann, die wahrscheinlich auch jeder Jüngere kennt, sondern bei denen ich wirklich tief in die Old-School-Geschichte reingehen kann. Da bin ich immer scharf drauf. Aber ansonsten find’ ich beides geil, solange der Vibe passt.
Kann man in Zukunft noch irgendetwas Besonderes erwarten?
Ich werde meine Hip-Hop-BBQs definitiv weiterführen. Die haben sich etabliert, das ist eine coole Geschichte. Das ist mal was anderes als im Club aufzulegen. Nachmittags, schönes Wetter, Shisha rauchen, Cocktails trinken, BBQ Food und nebenbei Musik hören. Das ist echt ein cooler Vibe. Ansonsten muss ich echt sagen: Ich hab schon so viel erreicht. Ich lass’ mich einfach überraschen, was noch so kommt und plane so langsam mein Rentner-Leben.
Tipp: Am 11. November findet in der Max-Reger-Halle das Indoor Hip-Hop-Festival „First Class” statt. Von Amberg seit ihr circa in 30 Minuten in Weiden, wenn ihr darauf Bock habt, packt eure Freunde ein. Mehr Infos gibt es hier.