Während die Schule für viele ein Ort ist, an dem man Freunde treffen kann und (nebenbei) noch etwas lernt, ist sie für andere der reine Horror. Besonders queere Schüler fühlen sich oft unwohl. Wir haben nachgefragt, wie das in Amberg ist.
Anmerkung der Redaktion: Zum Schutz der befragten Jugendlichen haben wir alle Namen in diesem Zusammenhang geändert.
Die Schule ist für viele Jugendliche ein normaler Teil des Alltags. Freunde und Ferien sorgen für die nötige Ablenkung im und vom Unterricht. Schlimm wird es aber, wenn man in der Klassengemeinschaft keinen Halt findet oder aufgrund seiner sexuellen Orientierung, Identität oder anderer Merkmale diskriminiert und ausgegrenzt wird. Besonders zum neuen Schuljahr stellen wir uns die Frage, wie sich queere Schüler*innen in Amberg fühlen und der Alltag im Klassenzimmer für sie aussieht. Eine kleine Instagram-Umfrage gibt erste Eindrücke. Zudem haben wir bei Amberger Schulen und dem queeren Verein Kunterbunt e.V. für euch nachgefragt.
„Für mich war es die gesamte Schulzeit über klar, dass ich in eine Großstadt ziehen muss”, antwortet ein ehemaliger Schüler des Max-Reger-Gymnasiums auf unsere Instagram-Umfrage zum Thema „Queer in der Schule”. Hannes machte bereits 2018 Abitur und kehrt der Kleinstadt seitdem den Rücken. Während seiner Schulzeit outeten sich die wenigsten queeren Schüler. Das Datingleben fand vermehrt in Nürnberg statt. Kontakte gab's häufig über queere Plattformen und soziale Medien. Laut einer Umfrage der Agentur für Grundrechte der Europäischen Union (EU) ist Hannes damit nicht allein. 62 Prozent der insgesamt 16.000 queeren Befragten in Deutschland sind im Bereich Schule oder Uni nicht geoutet. Für viele Menschen stellt das Umfeld nicht den Safe-Space dar, den es für ein Coming-Out benötigt.
Obwohl er selbst nicht bereit war, sich zu outen, würde der Ex-Schüler das MRG dennoch als liberal bezeichnen. Dies kann Schulleiter Georg Meyer gegenüber Amberg24 bestätigen. Die Schule „sei offen”, das zeige wohl auch die LGBTQ-Flagge, die während des Pride-Months Juni gehisst wurde. Eine gelebte Offenheit und Toleranz erwarte er von der gesamten Schulfamilie.
Jojo kann dies größtenteils bestätigen: Er besucht aktuell die Oberstufe des Musischen Gymnasiums. Er geht mit seiner Sexualität offen um und wird im Allgemeinen gut aufgenommen. Der Jugendliche betont aber auch, dass die männlichen Mitschüler „dumme Sprüche reißen und homophob” sind. Der Rest der Klasse inklusive Lehrkräfte zeige sich hingegen respektvoll und unterstützend. An anderen Schulen sei dies hingegen „anders” schreibt er.
Ähnliche Erfahrungen wie am MRG machen Schüler des Gregor-Mendel-Gymnasiums: „Es gibt viele, die mich unterstützen, aber auch manche, die ab und zu respektlose Sachen bringen”, erzählt ein Schüler des GMGs via Direct Message.
Am GMG gibt es laut Christiane Krämer, Mitarbeiterin der Schulleitung, „eine sichtbare LGTBQ+-Szene”. Offenheit, Menschlichkeit und Toleranz prägen das Schulbild. Insgesamt habe man damit innerhalb der Schulfamilie sehr gute Erfahrungen gemacht. Auch, weil sich die Schüler*innen selbst aktiv einbringen. „Die SMV ruft zur Beteiligung am 'Pink-Shirt-Day' auf und die Schülerzeitung hat dem Thema im letzten Schuljahr eine ganze Ausgabe gewidmet”, heißt es seitens der Schulleitung.
Nicht alle queeren Personen treffen auf eine offene Schülerschaft. Laut EU-Umfrage erlebten 48 Prozent der Befragten bereits Diskriminierung und Ausgrenzung im Umfeld von Schulen und Universitäten. „Meine Schulzeit war der äußere Kreis der Hölle von Dantes Inferno”, berichtet eine Userin. Eine andere schreibt von „Ausgrenzung und Mobbing”.
Auch das Wort „schwul” sei laut einigen User*innen weiterhin als Schimpfwort präsent. „Wenn schwul als Beleidigung genutzt wird, ist Schluss”, äußert sich eine Nutzerin. Auch das Wort „Schwuchtel” gilt weiterhin als normales Schimpfwort. „Ich glaube, dass das viele nutzen, ohne sich mit dem Thema auseinanderzusetzen”, schreibt Hannes.
Wie Menschen sich beim Thema Mobbing verhalten sollten, liegt laut Phillip (ey/em) von queeren Verein Kunterbunt e.V bei jeder Person selbst. Ey weist auf institutionelle Stellen wie Schulpsycholog*innen und Therapeutin*innen hin. Auch Vertrauenslehrer*innen können helfen. In manchen Fällen sind Freundeskreis und Familie eine erste und wichtige Anlaufstelle. Außenstehende sollten „Courage zeigen und die Betroffenen unterstützen”. Mobbing lebt oft davon, dass sich Betroffene keine Unterstützung suchen und davon ausgehen, dass sie alleine sind.