Eine Suchterkrankung kann zu einem Problem für die ganze Familie werden. Angehörige leiden meist mit den betroffenen Familienmitgliedern mit. Wir haben fünf Tipps für Angehörige, um mit der Situation besser umgehen zu können.
Abhängigkeitserkrankungen betreffen nicht nur die Suchtkranken selbst, das Umfeld leidet mit. Laut der Bevölkerungsstudie GEDA wurden besonders hohe Belastungen bei Partner*innen und in etwas geringerem Maße bei Eltern und Geschwistern festgestellt. Der richtige Umgang mit Suchtkranken ist immer schwer. Es gibt nicht den einen Weg oder die eine Lösung. Dennoch gibt es einige Dinge, die ihr als Angehörige auf jeden Fall tun könnt, um gegen die Sucht einer geliebten Person anzukämpfen.
Jede Form der Sucht ist unterschiedlich. Eine Spielsucht ist nicht das gleiche wie eine Drogensucht. Informiert euch deshalb über das Krankheitsbild, das Suchtmittel und die möglichen Ursachen der Abhängigkeit. Ihr könnt euch außerdem an eine Beratungsstelle für Menschen mit Suchtprobleme oder an eine Selbsthilfegruppe in der Nähe wenden. Der Ärztliche Direktor des medbo Bezirksklinikums Wöllershof Dr. Markus Wittmann verweist auf die Selbsthilfe Koordinationsstelle der Nordoberpfalz. Dort findet ihr alle regionalen Selbsthilfegruppen für Angehörige von Suchtkranken. „In diesen Gruppen wird die Abhängigkeit als Familienerkrankung verstanden. Betroffene können sich untereinander austauschen”, erklärt Dr. Wittmann. Auch die Caritas-Fachambulanz für Suchtprobleme Amberg bietet Unterstützung. Aus der offiziellen Website lässt sich entnehmen, dass sich das Behandlungsangebot auch an Bezugspersonen von Suchtkranken richtet. Mehr dazu findet ihr auf https://www.caritas-amberg.de/beraten-und-helfen/sucht.
Habt ihr den Verdacht auf eine Suchterkrankung eines Angehörigen, dann spricht das Ganze so schnell wie möglich an. Umso länger ihr wartet, umso schlimmer kann die Sucht werden. „Das Suchtportal” schreibt auf deren Website, dass es oftmals einfacher ist, eine Sucht zu behandeln, wenn diese noch nicht so lange besteht. Langes Schweigen wird weder euch noch dem Süchtigen helfen. Ihr solltet allerdings auf die richtige Situation für solch ein Gespräch warten. Der oder die Betroffene muss auf jeden Fall nüchtern sein. Bietet eure Unterstützung an und schlagt vor, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Zudem bringt es nichts, jemanden zu überreden oder zu drängen. Der/die Suchtkranke muss gewillt sein, selbst etwas an der Situation zu ändern.
Wie bereits erwähnt, sind Sucherkrankungen auch für die Angehörigen eine hohe seelische Belastung. Ihr müsst aufpassen, dass ihr nicht selbst krank werdet. Ihr seid für den Betroffenen definitiv eine wichtige Stütze im Kampf gegen die Sucht. Allerdings dürft ihr nicht versuchen, die Rolle des Therapeuten einzunehmen. „Das birgt ein hohes Konfliktpotenzial für die Beziehung von Betroffenen und Angehörigen”, so Dr. Wittmann. Zudem könnt ihr euch hilflos und machtlos gegenüber der Abhängigkeit fühlen. Das führt oftmals zu mehr Frust und Wut. „Hält die hohe Belastung länger an, erkranken viele Angehörige selbst an einer psychischen Erkrankung”, erklärt der Direktor des Bezirksklinikums. Ziel sollte es immer sein, Betroffene für professionelle Behandlungen zu gewinnen und nicht einen Therapeuten zu ersetzen.
Laut Dr. Wittmann hat sich im Kampf gegen Suchterkrankungen das sogenannte „Motivational Interviewing”, also die motivierende Gesprächsführung bewährt. Als Angehörige müsst ihr natürlich nicht die Gesprächstechniken der Methode erlernen. Für euch reicht zu wissen, dass motivierende und positive Worte deutlich mehr bringen als Kritik oder Abweisung. Es ist wichtig, dass Therapeuten, Angehörige und Betroffene als Team funktionieren und zusammen gegen die Sucht ankämpfen. Dabei hilft es nicht, dem Suchtkranken Vorwürfe zu machen, auch nicht bei Rückfällen. Diese kommen bei Suchterkrankungen nun einmal vor. Ihr solltet Betroffene nach einem Rückfall ermutigen, weiter an sich zu arbeiten und nicht aufzugeben.
Suchterkrankungen haben ihren Ursprung oftmals schon in jungen Jahren. „Die Patienten kommen teilweise aus schwierigen familiären Verhältnissen”, erklärt Dr. Wittmann und fügt an: „Sie haben Vernachlässigung erlebt oder nur geringen Selbstwert entwickelt.” Hat man das selbst nicht erlebt, ist es natürlich einfach Ratschläge zu geben oder Vergleiche mit Personen zu ziehen, die es bereits geschafft haben. Laut dem Direktor des Bezirksklinikums sind solche Tipps für die Betroffenen keine Hilfe, sondern rufen eher „die Gefühle des Versagens, der Scham und der eigenen Schuld” hervor. Das kann eine/n Suchtkranke/n stark demotivieren, wodurch die Bekämpfung der Abhängigkeit noch schwieriger wird.