Jonas, Kenny und Paul spielen mit der SpVgg Bayreuth in der DFB-Nachwuchsliga. Viermal wöchentlich pendeln sie nach Oberfranken – ein großer Aufwand, den die Nachwuchstalente für den Sport in Kauf nehmen.
TSV 1860 München, Erzgebirge Aue und Waldhof Mannheim – mit diesen Teams misst sich der Fußballnachwuchs der SpVgg Bayreuth künftig. Im Kader der Altstädter U17 stehen auch drei Talente aus dem Landkreis Amberg-Sulzbach. Jonas Germershausen, Kenny Bimai und Paul Gsell befinden sich schon mitten in der Vorbereitung für die neu gegründete DFB-Nachwuchsliga. Viermal die Woche geht's nach Oberfranken ins Training. Viel Zeit für Freizeit bleibt aktuell nicht. „Ich komme von der Schule heim, dann geht es meist direkt an den Schreibtisch und im Anschluss ins Training”, erzählt Paul Gsell.
Für den 16-Jährigen ist dies nichts Neues, vor seiner Zeit in Bayreuth war der Verteidiger bereits im Nachwuchsleistungszentrum des Clubs und der SpVgg Greuther Fürth aktiv. Auch Kenny und Jonas ergeht es ähnlich. „Wir versuchen im Auto zu lernen”, erklärt Jonas, der die Fachoberschule in Amberg besucht. Bis 20 Uhr wird meist trainiert, vor 21.30 Uhr kommen die drei Kicker selten zur Ruhe. „Man isst, geht ins Bett und dann geht's von vorne los”, erklärt Paul.
Für den Fußball nehmen die drei Youngster den Aufwand gerne in Kauf. Da sie die Hinrunde der U17-Bayernliga als Tabellenerster abgeschlossen haben, qualifizierten sie sich für die Nachwuchsliga der Bundesligisten. Neben den drei Ost-Clubs Chemnitzer FC, Erzgebirge Aue und RW Erfurt stehen Jahn Regensburg, TSV 1860 München und Waldhof Mannheim auf dem Programm. Die ersten vier Mannschaften dürfen kommende Saison erneut in der Nachwuchsliga spielen.
Dieses Fußballmärchen kam laut Jonas aber „überraschend”. Erklärtes Saisonziel der Schwarz-Gelben war der Klassenerhalt. „Wir hätten auch nicht gedacht, dass wir den anderen so überlegen sind”, erzählt Paul. Einzig gegen die U16 des Clubs und des FC Bayern setzte es Niederlagen. „Da hat man doch gemerkt, dass das jetzt richtige Profis sind und keine Amateure”, sagt Kenny. Laut Paul waren die Münchner Clubs „vor allem taktisch überlegen.”
Das soll sich künftig ändern: „In der Vorbereitung kann man mehr auf den Spielaufbau und das Spiel mit und gegen den Ball eingehen”, erzählt Jonas. Im Trainingslager habe man 24/7 Spielformen und die neue Taktik trainiert. Kenny findet das gut: „Wir probieren viel aus. Schauen, ob es andere Wege gibt, um in die Saison zu starten und können an den Kleinigkeiten feilen.”
In Fokus steht zudem auch Ausdauer- und Krafttraining. „Wir gehen jetzt Richtung Kraft, dass wir stabiler werden in den Zweikämpfen, weil es halt in der Bundesliga anders zur Sache geht als in der Bayernliga. Es geht auch darum, dass wir uns richtig quälen und richtig fit werden”, erklärt Paul motiviert. Bis zum 23. Februar hat das Trio noch Zeit, dann starten die Oberfranken gegen Waldhof Mannheim in die DFB-Nachwuchsliga.
Ziel ist es, unter den ersten vier Teams zu landen. „Das ist auf jeden Fall drin, weil wir in der ersten Halbzeit gegen Fürth gesehen haben, dass wir mit einem Bundesligisten schon mithalten können und die Gruppe ist eine machbare Gruppe”, sagt Jonas positiv gestimmt. Ein bisschen Wehmut ist dann allerdings auch dabei: „Wir persönlich ziehen nichts daraus. Wir gehen nächstes Jahr in die U19 Bayernliga, aber wir wollen natürlich unseren Nachfolgern eine schöne Saison bescheren.”
Einige Teams wie 1860 München und den Jahn kennen Jonas und Paul bereits aus ihrer bisherigen Laufbahn. Kenny kann die Vereine noch nicht so einschätzen, „ich hab damals noch in Raigering gespielt”. Jeder von ihnen will sich in bestimmten Bereichen weiterentwickeln. Kenny fehlt es laut eigener Aussage an der Übersicht im Spiel, Pauls linker Fuß könnte noch stärker werden und Jonas will an seinem Abschluss arbeiten.
Fragt man die drei Freunde allerdings, was die anderen ausmacht, finden sie nur lobende Worte füreinander. Kenny ist laut Paul der „Baller”, Jonas fügt an „was der mit seinen Füßen macht, da komme ich nicht klar”. Zudem ist der Offensivallrounder sehr schnell.
Für Paul und Kenny hat Jonas ein „wahsinniges Spielverständnis” und ist der perfekte Führungsspieler, Motivator sowie Kapitän. Paul hingegen punktet laut seinen beiden Mitspielern mit langen Bällen, seinem Spielverständnis und Präsenz.
Die Talente wollten befreit in die neue Liga starten, sich möglichst wenig Druck machen und das halbe Jahr genießen. Zu ihren Favoriten zählen Waldhof Mannheim und der TSV 1860 München. Dass man mit der SpVgg Bayreuth aber immer rechnen muss, haben sie bereits in der Vorrunde bewiesen. Vielleicht liegt es auch an der Stimmung im Team: Alle drei fühlen sich „super wohl, bei einem solch familiären Verein” – gute Aussichten für ein kleines Fußballmärchen.