Fast täglich gibt es Meldungen zu Drogendelikten in Amberg. Auch Jugendliche werden erwischt. Polizeioberkommissar Dominik Lehmeier verrät, welche Drogen im Umlauf sind und wie die Prävention aussieht.
„Die Zähne fallen aus. Die Haut geht zurück, das Gesicht fällt zusammen”, beschreibt Polizeioberkommissar Dominik Lehmeier Crystal Meth-Konsumenten. In Amberg wird die Droge mit am häufigsten gefunden. Laut dem 42-Jährigen stehe aber „Marihuana an erster Stelle”. Partypillen wie beispielsweise Ecstasy „kommen hingegen weniger vor”. Der Beamte ist seit 19 Jahren im Dienst. Berufsbedingt kennt er sich also aus in der heimischen Drogenszene.
„Es wird querbeet kontrolliert”, sagt Lehmeier. Auffällig ist hierbei besonders Marihuana. Bubatz zieht sich durch alle Schichten. „Crystal und Heroin, wenn man es in Schichten einteilen will, eher in Mittel und Unterschicht.” Marihuana kommt meist aus den größeren Städten wie Regensburg oder Nürnberg. Die Wirkung der Pflanze werde laut Lehmeier immer stärker. Durch perfekte Bedingungen der Plantagen, steigt auch der Wirkstoffgehalt, das Tetrahydrocannabinol (THC). „Wenn man den THC-Gehalt prüft, ist man nicht mehr bei ursprünglich mal 7 Prozent, sondern bei 30 bis 35. Da spielt natürlich die Sorte eine Rolle, aber auch, wo das angebaut wird.” Die Wirkung wird stärker, das Suchtpotential größer. Laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) rauchen 8,8 Prozent der deutschen Jugendlichen unter 18 Jahren Marihuana. 1,2 Prozent der Jugendlichen konsumierten laut Epidemiologischen Suchtsurveys von 2019 andere illegale Drogen.
Unter den Begriff der „anderen illegalen Drogen” falle in Amberg besonders die chemische Droge Crystal Meth. Grund dafür sind kurzen die Wege nach Tschechien: „Crystal ist echte eine Labor-Droge, die aus verschiedenen Batteriesäuren zusammengemischt wird. Man braucht schon ein chemisches Wissen. Aber die Straftäter in Tschechien haben das perfektioniert”, erklärt Lehmeier. Abhängige schnupfen die Droge, spritzen sich flüssiges Crystal oder reiben es sich ins Zahnfleisch. Der körperliche Verfall bei Konsum ist erschreckend. Eine gute Nachricht hat der Polizist aber auch noch: Die Polizei kontrolliere weiterhin sehr viel: Im Vergleich zu den vergangenen Jahren sei die Zahl der Drogendelikte aber zurückgegangen. Kontrollen sind nicht die einzige Drogenprävention. In Schulen beispielsweise werde bereits früh über die Gefahr von Drogen aufgeklärt.
Für den Beamten spielt die Prävention eine wichtige Rolle. Die Zusammenarbeit mit Schulen und dem sogenannten „Prävention im Team” (PIT) sei hier besonders wichtig. Polizisten kommen direkt in die Schulen, sprechen das Thema an und klären über Konsum und dessen Folgen auf. Aber „PIT” ist nur ein kleiner Teil eines großen Ganzen, sagt Lehmeier: „Prävention ist nie eingleisig. Der erste Weg sind die Eltern, dann die schulische Erziehung, man muss das auch im Unterricht mal behandeln. Es kommt viel aus dem Freundeskreis. Zudem muss der Kontrolldruck da sein.”
Es gibt auch Sonderfälle, die vom System schwer oder gar nicht aufgefangen werden können. Der jüngste Konsument, an den er sich erinnern kann, war 12 Jahre alt. „Da sind es dann nicht nur Drogen, der ist einfach in ein sehr falsches Fahrwasser gekommen, also schlechtes Elternhaus, schlechter Umgang, automatisch an keiner weiterführenden Schule, eher an einer Förderschule”, sagt er und ergänzt: „Da ist es gut, eng mit dem Jugendamt zusammenzuarbeiten und aus seinem Bekanntenkreis nehmen, um den zu retten.” Menschen, die im Drogensumpf untergehen, sind Teil des Berufs. „Das muss man mit umgehen”, sagt der 42-Jährige.