Football ist mehr als nur ein Spiel. Es ist Leidenschaft. Gemeinschaft. Tradition. All das verkörpern die Amberg Mad Bulldogs rund um ihren Headcoach Dany Emmanuel. Nach erfolgreichen Jahren in der GFL trainiert er nun seine Heimatstadt.
Ein großer Spieltag der Amberg Mad Bulldogs, dem Amberger Footballteam, steht an. In der diesjährigen Saison müssen die Dawgs hart um ihren Klassenerhalt in der Regionalliga kämpfen. Rund drei Stunden vor dem Spiel treffen sich die Teammitglieder im heimischen Stadion. Einige haben eine Anreise von bis zu einer Stunde auf sich genommen. Gemeinsam dehnen und stretchen sich die Footballspieler und bereiten sich so auf das Spiel vor. Einige der Spieler suchen ein letztes Mal vor dem Spiel einen der teameigenen Physiotherapeuten auf, lassen sich tapen oder kleine Verletzungen behandeln. Nach dem Umziehen geht es zurück aufs Feld.
Nach einem gemeinsamen Warm-up und einer verkürzten Trainingseinheit geht das Team letzte Spielzüge durch. Headcoach Dany Emmanuel beobachtet und bespitzelt die gegnerische Mannschaft. „So sehe ich, ob der Plan, den wir uns vorher zurechtgelegt haben, passt“, sagt er und lacht. Bereits im Vorfeld hat Dany gemeinsam mit den anderen Coaches und dem Team Spiele der Gegnermannschaft studiert, sich Spielzüge überlegt und das eigene Playbook angepasst. „Man passt einzelne Komponenten des Playbooks an, die man am Spieltag explizit machen möchte, um immer die richtige Antwort auf die Gegner zu finden“, erklärt er die Vorbereitungen.
Die Spieler stehen bereit auf dem Feld. Die Letzten nehmen ihre Plätze ein. Dany steht gespannt an der Außenlinie. In vier Vierteln versuchen die Mad Bulldogs nun in den nächsten Stunden so viel Raum und somit Punkte wie möglich zu gewinnen. Zehn Yards sind das Ziel. „Wie lang ein Spiel dauert ist immer unterschiedlich. Das ist davon abhängig, ob das Spiel eher lauf- oder passlastig ist und ob die Uhr zwischen den Zügen angehalten wird oder nicht“, erklärt Dany. „Zwei bis dreieinhalb Stunden kann ein Spiel dauern.“ Dabei ist dem Coach wichtig, dass sein Team die gelernten Techniken sauber rüber bringt. „Aber am Schluss ist das Wichtigste der Spaß. Jeder hasst es zu verlieren.”
Nach der Gründung der Mad Bulldogs 2016 stieg die Amberger Footballmannschaft 2017 in die Aufbauliga ein, 2018 in die Landesliga. Im folgenden Jahr stiegen die Amberger in die Bayernliga auf und gewannen 2021 den Bavarian Bowl. Mittlerweile sind sie in der Regionalliga Süd angekommen. Nach der German Football League (GFL) und der GFL2 ist das die dritthöchste Spielklasse beim American Football.
Ein Spieler fängt einen Pass ab. Dany rennt an der Sideline mit ihm mit, bis er die Endzone erreicht hat. „Ich bin persönlich mit Feuer und Flamme dabei und geh als Vorbild voran. Ich trainiere auch mit den Jungs mit, damit sie jemanden haben, an dem sie sich messen können.“ 21 Jahre ist es her, dass der Amberger Dany zum Football kam.
„Ein damaliger Kumpel hat mich im Freibad darauf angesprochen, dass in Kümmersbruck ein Try Out stattfindet. So bin ich dazu gekommen und dann auch dabei geblieben.“ Schnell wurde der Sport zur Passion des mittlerweile 36-Jährigen. „Ich habe gemerkt, dass Football mehr für mich bedeutet, auch wenn es noch in der unteren Liga war“, erzählt er. „Egal woher du kommst, wie alt du bist, ob du dick, dünn, klein oder groß bist, es gibt im Football für jeden eine Position, die er spielen kann. Das hat mich begeistert. Es kommen auch so viele Kulturen zusammen: Kroaten, Serben, Schweizer, Österreicher, Amerikaner, Finnen, Schweden, … ich hatte alle schon als Teamkollegen.“ 2009 trat Dany das erste Mal in der 1. Liga an. Neben Mannschaften wie den Plattling Black Hawks und den Ingolstadt Dukes spielte er lange für die Schwäbisch Hall Unicorns in der German Football League. Gewann mit ihnen drei mal den German Bowl.
„Ich habe es geliebt und ich liebe es immer noch zu spielen. Letztes Jahr und auch dieses Jahr wieder hat mein altes Team aus Schwäbisch Hall angefragt, ob ich noch Spiele im Körper habe.“ Das hat er. Also spielt der Amberger Trainer momentan wieder aktiv bei den Unicorns. „Die wenigsten Leute sind bereit, so eine Strecke immer wieder zu fahren, 50.000 bis 60.000 Kilometer pro Jahr für ein Hobby auf sich zu nehmen. Aber wenn dieser Aufwand dann mit einem Titel belohnt wird und man als Topteam Deutschlands dann auch noch gewinnt, ist das eine Ehre.
In Amberg kommt seine jahrelange Erfahrung als Coach zum Tragen. „Als Headcoach habe ich teamtechnisch alles im Überblick und kümmere mich um alle Teambelange. Wenn zum Beispiel jemand seinen Helm vergessen hat, gebe ich das an das Equipment Management weiter. Bin Mama, Papa und Mädchen für Alles, Vertrauensperson und Ansprechpartner für persönliche Probleme.“ Gleichzeitig vermittelt der 36-Jährige zwischen Defense und Offense. Für jede Position im Football gibt es einen anderen Coach. Bei den Mad Bulldogs sind es mit dem Receiver Coach, Quaterback Coach, Offense Coordinator, O-Line Coach und den Running Back Trainer insgesamt sechs. „Beim Football ist das Training sehr positionsbezogen. Ein Quaterback kann dir das Ballwerfen beibringen, aber nicht wie man tackelt“, erklärt Dany.
Zwei Mal wöchentlich trainieren die Amberg Mad Bulldogs jeweils zweieinhalb Stunden auf dem Feld. Hinzu kommen Besuche im Fitnessstudio und Videoanalysen per Online Meetings. Ein Training besteht aus dem Warm-up und einem anschließenden Individual Training, das positionsbezogen ausfällt. „Jeder macht das, was er während des Spiels braucht“, erklärt der Coach.
In der Off-Season können die Spieler auch mal andere Positionen testen. So haben wir auch schon viele andere Talente gefunden. Rookies, also neue Teammitglieder, testen wir durch die verschiedenen Positionen und gucken, wo sie in unseren Augen am besten passen.“ Nach dem Individual Training werden im Team abschließend verschiedene Spielzüge eingeübt. „Wenn aber schon nach eineinhalb Stunden die Luft raus ist, dann machen wir auch mal eine lockere letzte Einheit oder spielen Frisbee Football zum Entspannen“, erzählt Dany.
Rookies sollten nach etwa vier Trainingseinheiten sagen können, ob es ihnen gefällt. „Aber auf Dauer kann sich jeder verbessern. Er kann auch als ungeschriebenes Blatt kommen“, erklärt Dany. „Bei uns ist generell jeder willkommen. Dieses typische Bodyshaming gibt es bei uns nicht. Man muss nur Lust haben, Sport zu machen.“ Einige der zwischen 18 und 39 Jahre alten Footballer sind diese Saison verletzt. Lediglich 40 spielen aktiv mit. „Je fitter die Spieler sind, desto besser halten sie Belastungen aus. Und je mehr Spieler es sind, desto besser können sie sich zwischendurch ausruhen.“ So sei laut Coach das Verletzungsrisiko höher, wenn die Spieler ein komplettes Spiel durchspielen müssen. Wenn genügend Teammitglieder vorhanden seien, könne man besser in Rotation kommen.
Viele deutsche Footballmannschaften arbeiten mit Importspielern. Footballer, die extra nach Deutschland geholt werden, um das Team zum Sieg zu bringen. Die Jungs sind Difference Maker. Man muss merken, dass sie auf dem Spielfeld sind. Sie sind auch meistens vom College Football und haben eine ganz andere Vorerfahrung. Die wollen hier erfolgreich werden, das als Sprungbrett zur NFL nutzen. Sie sind einfach ambitionierter und widmen ihren Alltag dem Footballspielen“, erzählt der Coach. Das Amberger Team verzichtet auf solche Spieler. „Wir haben keinen Importspieler. Die kosten sehr viel Geld. Der deutsche Gesetzgeber gibt da eine ganz harte Grenze vor, wie viel Geld ein solcher Spieler bekommen muss. Hinzu kommen Wohnung, Flüge, Auto, ...“ Dany möchte sein Team auch ohne solche Importspieler in der 3. Liga etablieren. „Das ganze Wissen und die ganze Unterstützung, die ich über die Jahre bekommen habe, möchte ich meinen Spielern und meinem Verein zurückgeben.“
Der Amberger ist mit Herz beim Football. Auch seine ganze Familie hängt mit in diesem Sport. „Meine Frau ist im Abteilungs-Ausschuss und Teammanagerin. Meine Mutter hilft oft mit oder guckt zu.“ Auch zwei seiner drei Kinder sind in den Flag Football Mannschaften. „Meine Kleinste darf noch nicht mitspielen, aber ihre Hauptbeschäftigung ist es, die Cones auf dem Boden aufzusammeln und neue Übungen daraus zu machen“, erzählt er und lacht.
American Football wurde ab 1869 an verschiedenen Universitäten in Amerika gespielt. Damals war diese Sportart noch weit gefährlicher als sie es jetzt ist. Es gab weder eine Schutzausrüstung noch Regeln zum Schutz der Spieler. 1905 gab es 18 tödliche Unfälle nach Footballspielen. Daraufhin forderte US-Präsident Theodore Roosevelt neue Regeln, die 1906 in Kraft traten. 1910 folgten weitere Verbote. Dennoch geht noch immer aus vielen Studien hervor, dass die vielen Zusammenstöße beim Football Spätfolgen wie Alzheimer oder Demenz auslösen sollen. Auch bei den Dawgs ist dieses Thema bekannt. „Das nehmen wir nicht auf die leichte Schulter. Jeder nimmt eine Erschütterung anders wahr oder steckt sie besser weg. Wenn jemand betroffen ist, lassen wir ihn auch direkt im Krankenhaus durchchecken“, erklärt Coach Dany. „Aber das ist wie beim Boxen oder anderen Hobbies auch am Ende das Berufsrisiko.“