Vor der eigentlichen Party schon mal vorglühen? Kann man schon machen. Sollte das Trinken aber zur Gewohnheit werden, dann bitte aufpassen. Das sind die Risikofaktoren und so könnt ihr ein Alkoholproblem erkennen.
„Manche merken nicht, dass sie mit 20 schon ein Suchtproblem haben”, sagt Jürgen Stengl. Er ist Gruppenleiter beim Kreuzbund, einer Suchthilfe-Organisation. Denn Alkoholismus kommt nicht nur bei älteren Menschen vor, auch Jugendliche und junge Erwachsene sind betroffen. „Es sind viele junge Leute in den Kliniken.” 2021 mussten 9 539 Jugendliche zwischen 10 und 19 ins Krankenhaus und 4 888 zwischen 20 und 24 Jahren.
Den Grund dafür sucht Stengl bei fehlender Aufsicht und der großen Bandbreite an Versuchungen. „Viele Jugendliche trinken Alkohol, weil es andere auch machen. Weil es andere auch dürfen.” Beim Weggehen liege die Verantwortung bei der Begleitung. Und bei den Veranstaltern: „Wer kontrolliert denn wirklich?” Auch mache er sich Gedanken, wenn er Jugendliche tagsüber sieht. „Die Familien tragen viel bei”, findet er. Nicht nur, indem sie den teuren Alkohol sponsern.
Alkoholismus kann vererbt werden oder von den Eltern auf die Kinder abfärben. Das sei möglich, sagt Stengl, „aber man hat immer die Möglichkeit, sein Leben selbst zu gestalten.” Der Kreuzbund arbeitet derzeit an Wegen, Jugendliche anzusprechen. „Aber es muss sich am Ende einfach ergeben. Der Wohlfühlfaktor ist wichtig.”
Mit jungen Menschen zu arbeiten erfordert nämlich etwas Fingerspitzengefühl. „Wenn du zu jemandem Mitte 20 sagst, 'die Lebenserwartung liegt bei 80, also kannst du 54 Jahre nichts mehr trinken', da fühlt man sich ja wie von einem Hammer getroffen”, erzählt Stengl. Doch es gibt auch in Amberg spezialisierte Hilfsangebote, die sich auch um Prävention kümmern.
Aber: Stengl warnt davor, nicht einfach Menschen zu verurteilen. „ Es ist ein Spektrum ohne Ende. Nicht jeder ist gleich Alkoholiker. Und die Gesellschaft ist und war voreingenommen.”