Tim Pauling aus Weiden hat sich für einen bemerkenswerten Karriereweg entschieden: Der 21-Jährige befindet sich mitten in seiner Ausbildung zum Erziehe und arbeitet zeitgleich in einem Kindergarten in Weiden in der Oberpfalz.
Spielen, basteln, lernen und Bewegung – all das und noch mehr steht auf der Tagesordnung in Kindergärten. Tim beginnt seinen Tag mit einer Mischung aus kreativen Aktivitäten und pädagogischem Lernen, um die Kinder optimal zu fördern. Vom gemeinsamen Malen über spannende Geschichten bis hin zu Spielen im Freien – jeder Tag ist abwechslungsreich und bietet neue Herausforderungen und Lernmöglichkeiten. Doch wie genau hat Tim seinen Weg zur Berufung gefunden?
Der 21-Jährige wollte ursprünglich ein Praktikum zum KFZ-Mechaniker absolvieren. „Eigentlich habe nicht ich mich entschieden, sondern die Ausbildung hat sich für mich entschieden,“ erklärt er nachdenklich. Nachdem viele Praktika ausgefallen oder nicht zustande gekommen waren, blieb ihm nur ein berufliches Orientierungspraktikum im Kindergarten, organisiert von der Agentur für Arbeit und der Gesellschaft für Schulungs- und Informationsdienstleistungen (GSI). „Ich habe schnell gemerkt, dass mir die Arbeit mit Kindern Spaß macht.“
Die Entscheidung, Erzieher zu werden, war nicht nur für Tim selbst bedeutsam, sondern auch für sein soziales Umfeld. Als er Familie und Freunden von seiner Berufswahl erzählte, waren die Reaktionen durchweg positiv. „Es gab kein negatives Feedback, nur positives, weil alle wussten, dass ich gut mit Kindern umgehen kann,“ berichtet Tim mit einem Lächeln.
Der Arbeitsalltag im Kindergarten ist alles andere als langweilig, er ist lebendig und dynamisch. „Es gibt keinen typischen Tagesablauf,“ sagt Tim. „Es gibt feste Zeiten für Essen und Schlafen, aber jeder Tag ist anders und abwechslungsreich. Man weiß nie,was einen erwartet.“
Im Kindergarten begegnet Tim täglich neuen Situationen, die Kreativität und Flexibilität erfordern. Ob es darum geht, Konflikte zu lösen, neue Spiele zu erfinden oder einfach nur ein offenes Ohr für die Sorgen der Kinder zu haben – jeder Tag bietet ihm die Möglichkeit, zu wachsen und zu lernen. Tim schätzt besonders die Momente, in denen er die Fortschritte der Kinder miterleben darf. „Kinder ändern ständig ihre Interessen und man muss oft spontan reagieren. Das macht die Arbeit spannend.“
Der Beruf des Erziehers ist nach wie vor überwiegend weiblich besetzt, und schon allein deshalb ist Tim eine wichtige Bezugsperson. „Ich bin einer der Männer in unserem Kindergarten, oft auch der einzige und damit auch eine der einzigen männlichen Ansprechpersonen,“ erklärt er. Diese Rolle bringt spezielle Aufgaben mit sich, die er gerne übernimmt. „Jungs spielen oft lieber mit Männern, vor allem Fußball,“ sagt Tim schmunzelnd. Doch seine Arbeit geht weit über das Fußballfeld hinaus.
Auch bei seinen Kolleginnen ist er ein geschätztes Teammitglied. Als Mann bereichert er die Gruppe mit einer neuen Sichtweise in Gesprächen und im Umgang mit den Kindern. „Männer haben oft eine andere Perspektive. In Diskussionen ist es hilfreich, Ruhe zu bewahren und Situationen zu deeskalieren.“
Die Heranwachsenden empfinden es als etwas Besonderes, einen männlichen Erzieher zu haben. „Kinder sind es gewohnt, viel mit Erzieherinnen zu machen. Wenn dann ein Mann kommt, wollen alle eher etwas mit ihm unternehmen, weil er ‚einzigartig‘ ist,“ erzählt Tim.
Als einer der wenigen Männer, der in diesem Berufsfeld arbeitet, hat Tim Pauling beobachtet, dass sich die Wahrnehmung von männlichen Erziehern nur langsam verändert. „Eltern sehen männliche Erzieher oft noch kritisch. Es ist eine Herausforderung, ihr Vertrauen zu gewinnen,“ erklärt er. Doch durch Engagement und Professionalität kann diese Hürde überwunden werden. „Durch gute Arbeit kann man dieses Vertrauen aufbauen.“
Tim glaubt, dass Männer und Frauen unterschiedliche Ansätze in der Erziehung verfolgen. „Erzieherinnen legen mehr Wert auf Sicherheit, während Erzieher oft mehr auf Spaß setzen und Risiken miteinbeziehen,“ sagt er. Diese unterschiedlichen Herangehensweisen ergänzen sich gut und bereichern die pädagogische Arbeit. Die Vielfalt der Ansätze wird oft als einer der Gründe angesehen, warum eine gemischte Belegschaft in Kindergärten besonders wichtig ist.
Eine solche Vielfalt ermöglicht es, den Bedürfnissen der Kinder auf verschiedene Weise gerecht zu werden und bietet ihnen ein breiteres Spektrum an Erfahrungen. Tim ist überzeugt, dass die Zusammenarbeit von männlichen und weiblichen Fachkräften dazu beiträgt, eine ausgewogene und dynamische Lernumgebung zu schaffen, die die Entwicklung der Kinder in vielerlei Hinsicht fördert.
Der 21-Jährige erlebt in seiner Ausbildung zum Erzieher eine Reihe unvergesslicher Momente und spannender Herausforderungen. Zu den Höhepunkten zählt er besonders die gemeinsamen Ausflüge mit den Kindern. „Die Ausflüge, wie zum Beispiel in den Zirkus, sind immer Highlights. Auch die Feste, die wir mit den Kindern planen, sind etwas ganz Besonderes,“ schwärmt Tim.
Die gesamte Ausbildungsdauer zum Erzieher beträgt fünf Jahre, bestehend aus drei Jahren praktischer Ausbildung und zwei Jahren an der Fachakademie in Neustadt an der Waldnaab. Für diejenigen, die ein Sozialpädagogisches Einführungsjahr absolviert haben, kann sich die Ausbildungsdauer auf vier Jahre verkürzen.
„Im ersten Jahr bin ich montags bis mittwochs in der Schule und donnerstags und freitags im Kindergarten,“ erläutert Tim. Diese Struktur ermöglicht es ihm, das theoretische Wissen direkt in der Praxis anzuwenden und sich optimal auf seine zukünftige Rolle als Erzieher vorzubereiten.
Nach den ersten drei Jahren folgt die Vertiefung an der Fachakademie, die zwei Jahre intensiven Vollzeitunterrichts und ein bezahltes Berufspraktikum umfasst. Diese letzten Ausbildungsjahre bieten nicht nur eine vertiefte Ausbildung, sondern auch wertvolle praktische Erfahrungen, die entscheidend für die berufliche Entwicklung sind.
Mit klaren Vorstellungen blickt Tim Pauling optimistisch auf seine berufliche Zukunft. „Nach meiner Ausbildung möchte ich fest im Kindergarten arbeiten,“ verrät er. Obwohl Tim sich momentan voll und ganz auf seine Arbeit in der Einrichtung konzentriert, weiß er, dass es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten gibt, die seine Karriere weiter vorantreiben könnten. Dazu gehören Optionen wie ein Lehramtsstudium, eine heilpädagogische Ausbildung oder auch Aufstiegsweiterbildungen wie zum Beispiel der Fachwirt für Erziehungswesen oder der Betriebswirt für Sozialwesen.
„Wir brauchen mehr Erzieherinnen und Erzieher,“ betont Tim mit Nachdruck. Für junge Menschen, die eine Leidenschaft für die Arbeit mit Kindern haben, bietet dieser Beruf die Möglichkeit, einen echten Unterschied zu machen. „Wer gut mit Kindern umgehen kann, hat die Chance, etwas Gutes zu tun und wichtige Werte wie Höflichkeit und gegenseitiges Helfen zu vermitteln,“ erklärt Tim.
Die Arbeit als Erzieher ermöglicht es, nicht nur das tägliche Leben von Kindern positiv zu beeinflussen, sondern auch ihre grundlegenden sozialen Fähigkeiten zu fördern.
Durch die Gestaltung von Lern- und Spielprozessen tragen Erzieher dazu bei, die nächste Generation auf ihrem Weg zu unterstützen und zu begleiten.
Zum Abschluss teilt Tim noch einige Ratschläge für alle, die diesen Weg einschlagen möchten. „Viel Geduld mitbringen, fröhlich sein, authentisch sein und Humor mitbringen. Und nicht alles so ernst nehmen,“ empfiehlt er mit einem Lächeln.
Tim zeigt, dass der Beruf des Erziehers nicht nur erfüllend ist, sondern auch eine wunderbare Mischung aus Herausforderungen und unvergesslichen Momenten bietet.