„Wicked“ zeigt das Land Oz als magische Fantasiewelt - mit einem starken Ensemble rund um Superstar Ariana Grande. In den USA legte das Filmmusical einen Top-Start hin. Klappt das auch in Deutschland?
In Amerika sind sich viele Kritiker einig: „Wicked“ sei das „Must-see-Musical des Jahres“ und ein „Triumph des Kinos“. Das Branchenblatt „Variety“ schrieb über den Blockbuster mit US-Superstar Ariana Grande und Grammy-Gewinnerin Cynthia Erivo: Er sei eine „große Hochzeitstorte von einem Film“ mit Wunderkerzen und Lametta.
Nicht verwunderlich ist da der erfolgreiche Start von „Wicked“ an den amerikanischen Kinokassen. Weltweit spielte er laut dem Branchenportal „Box Office Mojo“ bereits knapp 373 Millionen Dollar ein (etwa 353 Millionen Euro).
Nun startet der erste Teil der lang erwarteten Broadway-Verfilmung rund um die gegensätzlichen Hexen Elphaba (Erivo) und Glinda (Grande) auch in den deutschen Kinos (12.12.).
Das internationale Lob ist berechtigt. Doch von vorn: Regisseur Jon M. Chu hat das erfolgreiche, gleich betitelte Musical verfilmt, das wiederum eine Vorgeschichte des Kultfilms „Der Zauberer von Oz“ von 1939 sein soll.
„Wicked“ erzählt von der Freundschaft zwischen der „guten“ Glinda und der grünhäutigen Elphaba, die später als die „böse Hexe des Westens“ im Land Oz bekannt und verfolgt wird.
Der Film startet mit dem Tod Elphabas, der auch Thema in „Der Zauberer von Oz“ ist. Die in einer zartrosa Blase schwebende Glinda erzählt Oz-Bewohnern rückblickend, wie ihre Freundin eigentlich „böse“ geworden sei.
So zeigt „Wicked“, wie sich die beiden an der Universität kennenlernen, widerwillig ein Zimmer teilen - und sich zunächst nicht leiden können. Denn die stets nach Bewunderung strebende und sehr beliebte Glinda will sich von der Außenseiterin, die wegen ihrer grünen Haut verspottet wird, und deren magischer Begabung nicht den Rang ablaufen lassen.
Neben der persönlichen Verflechtung brodelt in Oz eine politische Verschwörung, die den Tieren im Land ihr Sprachvermögen nehmen und sie unterdrücken will.
Als Elphaba nach Zauberei-Stunden bei Madame Akaber (Oscar-Preisträgerin Michelle Yeoh) vom Zauberer von Oz (Jeff Goldblum) persönlich in die Smaragdstadt eingeladen wird, spitzt sich die Situation rund um die Verschwörung zu.
Chus Musical-Adaption ist visuell sehr beeindruckend und steckt voller Liebe zum Detail. Der Regisseur zeigt Oz als farbenfrohe und magische Fantasiewelt zwischen geflügelten Affen und sprechenden Ziegen. Viele Choreographien und Musik-Einlagen sind mitreißend - zum Beispiel in einer Szene mit sich drehenden Bücherregalen in einer Bibliothek. An mancher Stelle hätte der rund 160 Minuten lange Film allerdings etwas kürzer sein können.
Vor allem stechen die britische Schauspielerin Cynthia Erivo (37) und Popstar Ariana Grande (31) mit ihren starken Gesangsstimmen und der schauspielerischen Leistung hervor. Beide werden laut ersten Spekulationen als Schauspiel-Favoritinnen in der anlaufenden Filmpreis-Saison gehandelt.
Grandes Glinda ist verwöhnt und willensstark, schmeißt ihr hellblondes Haar gerne demonstrativ nach hinten und kann erst im Laufe des Films ihre Diven-Haltung ablegen. Erivo verkörpert Elphaba als eigenwillige Außenseiterin, die zu ihren Idealen steht und damit aneckt.
„Wicked“ stellt dabei grundsätzliche Fragen: Wie verwischen die Grenzen zwischen gut und böse? Wird man schon böse geboren? Wie geht man damit um, anders zu sein? Der Film zeigt dabei auch, wie schnell die Wahrheit verdreht werden kann und die Massen beeinflusst werden können. Im November 2025 soll der zweite Teil in die Kinos kommen.
Nach dem erfolgreichen Anlauf in den USA halten auch die deutschen Kinos große Stücke auf den Start hierzulande. „Der Film hat auf jeden Fall das Potenzial, ganz viele Besucher anzulocken“, sagt Christine Berg, Chefin des Hauptverbands Deutscher Filmtheater (HDF Kino). Vorverkäufe liefen sehr gut.
In der „Rheinischen Post“ hatte die Verbandschefin kürzlich vor einem schwachen Jahr für die Lichtspielhäuser in Deutschland gewarnt. Generell lege man nun Wert auf die Wochen bis zum Ende des Jahres. So sei zum Beispiel auch der Animationsfilm „Vaiana 2“ unglaublich gut gestartet, sagte Berg.
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