Mehr Nostalgie, weniger erschreckende Science-Fiction. So beschreiben die Macher die siebte Staffel der Netflix-Erfolgsserie, die jetzt einen ihrer bisherigen Grundsätze bricht.
In der ersten Episode vor mehr als 13 Jahren sollte der britische Premierminister im Fernsehen Sex mit einem Schwein haben, um eine Prinzessin aus den Fängen von Entführern zu befreien. So begann einst „Black Mirror“ im öffentlich-rechtlichen Channel 4 im Vereinigten Königreich.
Inzwischen ist die Serie, die Storys aus unserer Hightech-Welt erzählt oder einer baldigen Tech-Hölle übertreibt, beim Streamingdienst Netflix zu Hause.
An diesem Donnerstag wird Staffel sieben veröffentlicht und in den kommenden Tagen und Wochen wieder weltweit bei Millionen Menschen Gesprächsthema sein. Sechs neue Folgen kommen diesmal.
Die sechste Staffel (mit fünf Episoden) wurde vor bald zwei Jahren veröffentlicht (15. Juni 2023), davor war gut vier Jahre Pause gewesen, die fünfte Staffel war im Juni 2019 rausgekommen und hatte drei Folgen.
„Black Mirror“ ist ein besonderes Serienprojekt. Es handelt sich um eine Anthologie-Serie. Das bedeutet, dass die einzelnen Episoden stets verschiedene Szenarien zeigen, inhaltlich aber nicht aufeinander aufbauen.
Gemeinsam ist den Filmen jedoch das Thema oder eine Art Leitmotiv. Es dreht sich stets um die (negativen) Auswirkungen von Technik und Medien auf Gesellschaft und Menschen. Kopf und Autor der Serie ist Charlie Brooker (54).
Die Serie ist bekannt und beliebt dafür, dass die Geschichten rund um komplexe Themen wie soziale Medien, Künstliche Intelligenz oder virtuelle Realität oft eine überraschende Wendung nehmen.
Der Titel „Black Mirror“ (schwarzer Spiegel) meint das, was wir alle aus dem Alltag kennen: den dunklen glänzenden Bildschirm eines Smartphones, Computers oder Fernsehers.
Die sechs neuen Episoden haben die Titel „Gewöhnliche Leute“, „Bête Noire“, „Eulogy“, „Spielzeug“, „Hotel Reverie“ und „USS Callister - Willkommen bei Infinity“.
Die letzte Folge ist eine Besonderheit, weil sie auf Episode eins der vierten Staffel aufbaut, der mit mehreren Emmys prämierten Sci-Fi-Folge „USS Callister“. Die Staffel bricht also mit einem bisher ehernen Gesetz.
„Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte von „Black Mirror” eine Fortsetzung gemacht“, sagt Autor Brooker. Ansonsten kündigte er für die neue Staffel einen Mix aus verschiedenen Genres und Stilen an - wie bislang üblich.
Die siebte Staffel hat einen nachdenklicheren, fast nostalgischen Ton, wie Brooker im „Guardian“ zugab. „Technologie wird diesmal eher genutzt, um Dinge wiederzubeleben oder in die Gegenwart zurückzuholen.“ Es gebe also viel mehr Vergangenheit als Zukunft.
„Es gibt wahrscheinlich mehr Gesellschaftskritik und emotionalere Episoden“, sagte Brooker. „Das heißt nicht, dass wir nicht an verstörende Orte gehen oder Gänsehaut erzeugen, aber die Leute erwarten bei „Black Mirror” Überraschungen, daher kann man ihnen nicht immer genau das bieten, was sie wollen. Ich würde sagen, es gibt etwas weniger Dystopie.“
Die Folge „Eulogy“ lässt Paul Giamatti beispielsweise in seine Erinnerungen eintauchen, während er buchstäblich jahrzehntealte Fotos betritt; die Gaslighting-Parabel „Bête Noire“ zwingt Siena Kelly, sich mit jugendlichen Vergehen auseinanderzusetzen.
Zu den Stars, die in der neuen Staffel mitspielen, gehören Awkwafina, Asim Chaudhry, Peter Capaldi, Will Poulter, Cristin Milioti und Jimmi Simpson.
In früheren Staffeln waren schon Promis wie Miley Cyrus, Andrew Scott, Josh Hartnett und Salma Hayek dabei.
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