Monotheismus und Zigaretten: Judentum trifft Islam im Klassenzimmer | Amberg24

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vor 2 Tagen
Sahar Soyonov (links) und Maher Khedr (rechts) bringen den Schüler*innen jüdische und muslimische Bräuche näher. (Bild: knz)
Sahar Soyonov (links) und Maher Khedr (rechts) bringen den Schüler*innen jüdische und muslimische Bräuche näher. (Bild: knz)
Sahar Soyonov (links) und Maher Khedr (rechts) bringen den Schüler*innen jüdische und muslimische Bräuche näher. (Bild: knz)
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Sahar Soyonov (links) und Maher Khedr (rechts) bringen den Schüler*innen jüdische und muslimische Bräuche näher. (Bild: knz)

Monotheismus und Zigaretten: Judentum trifft Islam im Klassenzimmer

Vielen Fragen, viele Antworten: In einem Workshop in der Wirtschaftsschule Amberg bringen zwei Theologen den Schülern jüdische und muslimische Traditionen näher. Die Lektion: Vorurteile entstehen aus Unwissenheit.

Dürfen Muslime am Freitag Karate machen? Dürfen Juden Alkohol trinken? Und wer von beiden betet eigentlich öfter? Diese Fragen haben Sahar Soyonov und Maher Khedr am Mittwoch in der Wirtschaftsschule Amberg geklärt.

In einem Workshop, organisiert von der Israelitischen Kultusgemeinde Amberg (IKG), haben sie mit 17 Schüler*innen und Religionslehrer Michael Alder Regeln, Gebote und Traditionen des jüdischen und muslimischen Lebens erarbeitet.

Antworten an der Quelle suchen

„Wenn ihr Fragen über den Islam und das Judentum habt, sucht nicht auf Tiktok oder Youtube, geht an die Quelle”, kündigte Maher Khedr gleich anfangs an. Er ist Imam, Islamwissenschaftler und Vorsitzender des Imamrats in Bayern. Sein Workshop-Partner, Sahar Soyonov, ist jüdischer Theologe. Er stammt aus Israel und arbeitet für die IKG. Beide waren sich einig: „Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten.”

Und dann ging es los. Zuerst stellten die beiden Theologen verschiedene Gegenstände aus ihrem Glaubensalltag vor: Einen Gebetsteppich, der in Richtung Mekka liegen muss, eine Weste namens Tallit mit 613 Knoten für alle Gebote im Judentum, eine Gebetskette und Brot namens Matze. „Tut mir leid, aber das schmeckt mir nicht. Zum Abnehmen ist es vielleicht was”, gibt Khedr zu.

Wer feiert kein Weihnachten?

Dann bekamen die Schüler*innen einlaminierte Aussagen ausgeteilt, die auf das Judentum, den Islam oder auf beide zutreffen. Nacheinander sollten sie die Aussagen den Religionen zuordnen. Bei manchen war das einfach – schon einmal in Mekka gewesen sind viele Muslime, Juden beten in einer Synagoge und Weihnachten feiern weder noch.

Schwerer fiel den Schüler*innen zuzuordnen, wer mehrmals im Jahr fastet, das Thema Alkohol oder wer laut seiner Religion spenden soll. Khedr und Soyonov erklärten die Ergebnisse aber ausführlich und mit etwas Humor. Etwa, dass Muslimen Rauchen verboten ist, Juden bis vor ein paar Jahrzehnten nicht – weil es als gesund galt. Selbst über schwierige Fragen, wie, warum laut dem Islam Adam als Muslim gilt, wenn der Islam doch erst später entstanden ist, klärten sie auf.

„Blöde” Fragen stellen

Aufklärung ist das Stichwort. „Es gibt so viele Vorurteile, die durch Unwissenheit entstehen”, findet Khedr. Der fast familiäre Ton hilft dabei, offen zu sein und auch mal „blöde” Fragen zu stellen. Und soll zeigen, dass die beiden Religionen nicht generell Ärger miteinander haben. „Dadurch, dass man nicht als Muslim oder als Jude alleine kommt, das bewegt schon viel”, sagt Soyonov. „Es ist wichtig, dass man heutzutage in der Welt zeigt, dass man zusammenleben kann.” Darauf zielt die Workshopreihe der IKG ab.

Übrigens: Ja, Muslime dürfen freitags Karate machen. Ja, Juden dürfen Alkohol trinken. Und Muslime beten öfter, Juden teilweise aber länger. Wieder was gelernt.

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