Eine Kirwa vor der Kirwa: Das ist Tradition in Köfering, damit auch alle genau wissen, womit sie am Kirwa-Wochenende rechnen müssen. Dabei sind ein rotgewandeter Pfarrer, ein blinkendes Skelett und die „Original Köferinger Hodenrupfer”.
Das Wort, das am Vor-Donnerstag der Köferinger Kirwa immer wieder fällt, ist „Fiebertraum”. Und ein bisschen erinnert der Vorkirwa-Abend auch daran. „An der Vorkirwa spielen wir die ganze Kirwa von vorne bis hinten durch”, erklärt noch amtierender Oberkirwabursch Felix.
Er und sein Oberkirwamoidl Svenja führen die elf Kirwapaare und einen ganzen Haufen „Gschaftler” – die ehemaligen Kirwaleit – durch den Abend. Der fängt an mit einer gscheiden Brotzeit aus Tortellini mit Schinken-Sahne-Soße im Sportheim des SV Köfering und einer anschließenden Tanzprobe mit Drill von Tanzlehrerin Anna.
Nachdem auch das Mühlrad sitzt, ziehen die Kirwapaare und ihr Hofstaat feierlich und mit Geschrei zurück zu den Gebäuden. Allerdings nicht zurück ins Sportheim, sondern nebenan, ins alte Sportheim. Der holzverkleidete Raum hält Erinnerungen an den nasenhaarverätzenden Duft von Jahrzehnten voller Kirwagaudi.
Dann geht der eigentliche Abend an, mit dem Mittwoch, an dem die Kirwaburschen traditionell das Strah holen gehen. In der Mini-Version rupft sich jeder einen Büschel aus der Zierhecke, dann wird darauf angestoßen und die Beute den Kirwamoidln präsentiert. Die sind nicht beeindruckt und schicken ihre Burschen gleich nochmal los. Rupfen, anstoßen, präsentieren, diesmal sind die Moidln zufrieden.
Der Donnerstag folgt mit der „knackigen Generaltanzprobe”, wie es Felix ankündigt. Rund um das Häufchen mit den Zweigchen stellen sich die Kirwapaare auf, marschieren im Kreis und stoßen beim Dreher wie Autoscooter aneinander. Ob jeder Kirwabursch mit dem richtigen Moidl tanzt, ist hier nicht so wichtig, zwischen den Köpfen blitzen auch immer wieder die leuchtenden Augen des Deko-Skeletts Papa Inge hervor. Anschließend folgt bei der Vorkirwa die Vorkirwa, „DJ Rasierter Affe, lass knacken”, ruft Felix, dann geht die Party los.
Während die einen sich beim Limbo den Rücken verbiegen, bereiten sich die anderen auf das Baumaufstellen in der Mitte der Gruppe vor. Mit einem Spielzeug-Bulldog manövriert Kirwabursch Luki – der mit der lauten Stimme – den eigens für die Vorkirwa geschnitzten Mini-Kirwabaum durch die Tür.
„Es ist mein Lieblingstag, auch wenn es Wahnsinn ist, was ich da überall abhole, nur um es wieder zurückzubringen”, findet Oberkirwamoidl Svenja. Schließlich muss ein extra Kirwabaum geschnitzt und ein extra Kranz gebunden werden, Kostüme müssen zusammengesammelt und „Instrumente” gebastelt werden.
Die brauchen nämlich die „Original Köferinger Hodenrupfer”, die als Hauptact am Samstagabend auf dem Tisch in der Ecke spielen. Also, auf Besen als Gitarre, Bierkasten als Quetschn und einer Gießkanne als Bariton. Sogar Papa Inge gefällt das.
Das eigentliche Highlight kommt aber am Sonntag. Mit virtuellem Kirchengeläut, einem engelsgleichen Kirchenchor und Zigarre-rauchenden Ministranten zieht ein Pfarrer ein, der einige zufällige Ähnlichkeiten mit dem Nikolaus hat. In einem undefinierbaren – vielleicht indischen – Akzent verliest der die Predigt und ermahnt die Kirwaleute, sich nicht zu verausgaben. Wenn schließlich am Kirwamontag noch der Kirwabär ausgelassen wird, ist die Vorkirwa schon weit fortgeschritten. Und dabei ist noch nicht mal richtige Kirwa.