Kirwa-Kira: Kirwaumzug in Etzelwang | Amberg24

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Eine letzte Tanzpause, bevor alle in den Bach fliegen. (Bild: knz)
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Eine letzte Tanzpause, bevor alle in den Bach fliegen. (Bild: knz)

Kirwa-Kira: Kirwaumzug in Etzelwang

Den Abschluss der Kirwa, also den Kirwamontag, feiern alle Orte ein bisschen anders. Meistens hat es etwas mit Laufen zu tun. So auch in Etzelwang, wo die Kirwaleut mit Wagen, Message und teilweise interessanten Outfits losziehen.

Die Augenringe sitzen schon tief, die Stimmen sind rau, als sich die 17 Etzelwanger Kirwapaare und noch ein paar mehr Beteiligte in Lehendorf in einem Schuppen treffen. Es ist Kirwamontag, der vierte von vier kräftezehrenden – wilden, man könnte auch sagen – Kirwatagen. Aber die Stimmung, die ist gut, als wäre es letzter Freitag.

Um mehrere Tische sitzen sie, lachen, lassen es sich gutgehen. Es gibt Bowle und selbstgemachten Eisbonbon-Likör und draußen Flunkyball. Die Mädels bekommen ihre Haare geflochten. Eine in besonders kleinen Zöpfen: Yara. Während alle anderen Kirwamoidla Dirndl tragen, ist sie in kleiner Lederhose und großem Hemd gekommen.

Ein umgekehrtes Kirwapaar

Yara ist die eine Hälfte des umgekehrten Kirwapaares. Ihre Zöpfchen versteckt sie unter einem Filzhut, in das Hemd kommt ein dicker Kissenbauch, Backen, Kinn und Beine tragen Mascara-Bartstoppen. Ihr Kirwabursch Merlin trägt dafür ein blau-weiß kariertes Dirndl, das ihm erstaunlich gut passt, eine blonde Perücke und richtig anständiges Make-Up. Zusammen sind sie Yaris und Marlene, stellen sie sich vor. „Warum wir das machen? Keine Ahnung. Weiß eigentlich niemand, warum wir diese Tradition haben”, gibt Yara, also Yaris, zu. „Super witzig.”

Ihre Aufgabe an diesem Abend: Küchln verkaufen. Yara trägt dazu einen Weidenkorb auf dem Rücken, Merlin kramt zwischen Geschirrtüchern das Gebäck raus und übergibt es den Leuten gegen eine kleine Spende in seinen (leeren) Masskrug.

Fast wie Fasching

Währenddessen ziehen die restlichen Kirwapaare laut singen, juchizernd und tanzend von Lehendorf Richtung Etzelwang zum Kirwazelt. Auf dem ersten Wagen spielt die Musik, die Spitzboum, dann folgt ein schubkarrenartiges Gestell mit einem Fass Bier im Gepäck. Nach den Kirwaleuten zieht ein alter Bulldog einen Anhänger mit einem Haufen Mädels, die als die buntesten Baurarbeiter EU-West angezogen sind.

Die Wägen auf dem Kirwaumzug nehmen nämlich jedes Jahr Bezug auf Fails, die im Dorf passiert sind. „Wir sind dieses Jahr Bauarbeiter, weil wir haben ein Neubaugebiet, das schon seit fünf Jahren ausgegraben wird und jetzt werden archäologische Arbeiten durchgeführt”, erklärt Bauarbeiterin Ronja mit Kirwa-Eisbär Edeltraud auf dem Arm. An anderen Wägen sind beschriebene Bettlaken mit mehr oder weniger krassen Sprüchen befestigt.

Ein weiteres Highlight: Der Eiwogn. Eigentlich weniger ein Wagen, ist es einfach nur ein altes Wagenrad, das an einer Stange hinter einem Bulldog hergezogen wird. Darauf kann man – etwas schräg – sitzen und sich drehen lassen. Diagonal. Wenn da nur dieses ekelhafte Kratzen auf dem Asphalt nicht wäre.

Rückenplatscher im Bach

Beim Kirwazelt angekommen tanzen und singen die Kirwapaare erstmal noch eine Runde – schließlich haben sie ja nicht umsonst wochenlang trainiert. Dann geht der Zug aber noch ein Stückchen weiter. Vorbei am Kirwabaum, einmal um eine Grünfläche herum. Ziel ist der Bach, in dem bis vor kurzem noch ein paar Enten entspannt haben.

Die sind spätestens weg, als der erste Kirwabursch mit dem Rücken in den flachen, schlammigen Bach platscht. In Unterwäsche, natürlich, niemand will die Lederhose zerstören. Hinterher fliegen alle, die nicht schnell genug entkommen sind. Wer sich auf die Brücke gerettet hat, wird mit Wasser (und Entendreck) bespritzt. Dass die Kirwa fast rum ist, daran will keiner denken.

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