Mit „Hundslinger Hochzeit” bringt Christina Baumer einen selbst finanzierten Indie-Film in die Kinos. Er erzählt vom modernen Landleben in der Oberpfalz und überzeugt mit starken Frauen – nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera.
Im Vorraum des Neue Welt Kino war am Freitagabend, 17. Januar, ab halb sieben kein Durchkommen mehr. Die Kino-Angestellten schaufeln Popcorn in einen Eimer nach den anderen, aufgeregtes Gemurmel aus allen Ecken, es werden Fotos gemacht. Vor allem von einer Frau: Christina Baumer.
Sie ist Hauptdarstellerin, Produzentin, Regisseurin, Geldauftreiberin, Drehbuchautorin, sonst auch für alles zuständig bei ihrem Film „Hundslinger Hochzeit” und machte am Freitag Halt in Weiden auf ihrer Kinotour. Darum geht's:
Wirtstochter Magdalena kommt nach dem Tod ihrer Mutter Rosi in ihr Heimatdorf Hundsling, 23 Kilometer außerhalb von Tirschenreuth, zurück und will deren Wirtshaus übernehmen. Im Dorf gibt es allerdings noch ein weiteres Wirtshaus, das Toni's. Um die Konkurrenz auszuschalten, wird Magdalena kreativ.
Die Produktion war keine leichte Aufgabe für die Tirschenreutherin. „Das Budget war für einen Kinofilm viel zu wenig”, erzählt Baumer bei der Fragerunde mit Moderatorin Franzi Glaser. An allen Ecken und Enden musste sie die Ausgaben jonglieren, die meisten Beteiligten arbeiteten ohne Bezahlung. Eben ein richtiger Indie-Film, ohne große Produktionsfirma im Hintergrund.
Für Baumer war es aber ein Herzensprojekt: „Wir haben ja ganz gruselige Zahlen. Ab 45 Jahren sind im Fernsehen 75 Prozent Männer zu sehen. Die Frauen verschwinden einfach.” Auch hinter der Kamera sehe es nicht besser aus. „An den Filmhochschulen sind 50 Prozent Frauen und 50 Prozent Männer. Später, wenn sie dann arbeiten, ist der Frauenanteil bei 8 Prozent.”
Ein Zustand, den die Filmemacherin dringend ändern wollte. „Ich würde schon sagen, dass der Film ziemlich feministisch ist.” Nicht nur, weil es um eine junge Frau geht, die etwas bewegen möchte. Oder weil Baumer absichtlich einige Rollen mit Frauen besetzt hat – die Bürgermeisterin, die zweite Wirtin. Sondern eben auch, weil in der Crew der Frauenanteil sehr hoch ist.
Die Kamerafrau, Natalia Mamaj, wurde für ihre Arbeit an der „Hundslinger Hochzeit” auf dem Paris Lady Moviemakers Festival sogar ausgezeichnet. Zwei weitere Preise hat der Film beim Hollywood Independent Filmmakers Awards Festival bekommen: für die beste Komödie und für den besten Film mit LGBTQ-Themen.
Die stehen in „Hundslinger Hochzeit” im Vordergrund. „Es ist auf jeden Fall kein altbackener bayerischer Film. Ich würde ihn schon als woke bezeichnen”, sagt Baumer. Er spricht unter anderem auch Themen wie alternative Beziehungsmodelle, Spiritualität und vegane Ernährung an. „Wir wollten einfach zeigen, dass auch wir in der Oberpfalz modern und offen sind.”
Mit dabei ist übrigens auch eine ganz junge Schauspielerin. Catherine Legat ist 14, kommt aus Kondrau und ist ganz zufällig zu ihrer Rolle als Hannah gekommen. „Es war Anfang Ukrainekrieg, da habe ich mit Freunden eine Muffinaktion gemacht und 3000 Euro Spenden eingenommen.” Christina Baumers Mutter Ulla-Britta Baumer schrieb damals für den Neuen Tag einen Artikel darüber und „entdeckte” Catherine quasi so.