Der Oberpfälzer Zulieferer Grammer hat ein schwieriges Geschäftsjahr 2024 hinter sich. Das zeigen auch Umsatz und Ergebnis. Trotz allem sieht die Konzernspitze positiv in die Zukunft. Das liegt an mehreren Punkten.
Der Ursensollener Automobilzulieferer Grammer hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Das spiegelt sich auch in Umsatz und Gewinn wider. Der Umsatz beläuft sich im Geschäftsjahr 2024 auf 1,92 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Freitagvormittag mitteilte. Im Vorjahr lag der nach dem Verkauf der TMD-Gruppe im vergangenen September rückwirkend bereinigte Umsatz bei 2,05 Milliarden Euro. Den operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern beziffert Grammer 41,6 Millionen Euro, im Vorjahr lag dieser bei 83 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern liegt demnach bei 8,1 Millionen Euro (Vorjahr: 72,4 Millionen Euro) – Grund hierfür seien „Restrukturierungsmaßnahmen” in Höhe von 35,7 Millionen Euro. Das Ergebnis nach Steuern beläuft sich laut Grammer auf minus 42 Millionen Euro.
Ein Grund für die schwächeren Zahlen sei, dass sich der Markt in den für Grammer wichtigen Branchen nicht erholt hat. Das Geschäft mit Nutzfahrzeugsitzen im Produktbereich „Commercial Vehicles” war laut Konzernmitteilung vor allem in Europa stark von einer „konjunkturellen Nachfrageschwäche” betroffen. Der Umsatz in diesem Bereich ging um 16 Prozent zurück. Im Automotive-Geschäft blieb der Umsatz etwa auf Vorjahresniveau – genauso wie im amerikanischen Markt. In Europa sank der Umsatz dagegen um knapp 6 Prozent. In Asien – vor allem China – verzeichnete Grammer ein Wachstum von knapp 7 Prozent, blieb damit aber „deutlich hinter den Erwartungen”. In China sehe man sich trotzdem gut für die Zukunft gerüstet.
Naturgemäß gibt sich die Konzernspitze in der Pressemitteilung optimistisch. Man habe das Jahr genutzt, um „die Weichen für die Zukunft zu stellen”, wird Jurate Keblyte, Grammer-Finanzchefin, in der Meldung zitiert. „Wichtige strukturelle Maßnahmen” seien ergriffen worden, unter anderem eben der Verkauf des US-Sorgenkinds, der TMD-Gruppe, sowie der Start des Service-Centers in Serbien. Damit habe man die finanzielle Stabilität von Grammer gestärkt. Keblyte, die das Unternehmen an diesem Freitag aus privaten Gründen verlässt, sieht Grammer deswegen auf einem „guten Weg”.
Um das schwächelnde Europa-Geschäft wieder anzukurbeln, gab es laut Grammer in diesem Bereich „zwei wesentliche Restrukturierungsmaßnahmen”: Zum einen ermögliche die Integration der Jifeng-Automotive Interior Gruppe, einer hundertprozentigen Tochtergesellschaft des chinesischen Mehrheitsaktionärs, mit Standorten in Osteuropa eine „Konsolidierung des Produktionsfootprints und des Produktportfolios”. Zudem würden sich dadurch Kostenvorteile etwa durch „eine gemeinsame Produktionsplanung und Verwaltung” ergeben. Zum anderen wurde, so Grammer, „die Zahl der Mitarbeiter in den europäischen Werken über das Jahr um circa 1100 reduziert, um installierte Kapazitäten an die niedrigeren Kundenbedarfe
anzupassen”.
Im vergangenen Jahr hatte Grammer für schlechte Nachrichten gesorgt, auch in der Oberpfälzer Heimat: der Stellenabbau in Ursensollen, Kurzarbeit, Umsatzeinbruch, Prognosesenkungen. Vor gut einem Monat gab die Hälfte der Aufsichtsräte ihre Ämter ab. Viele Mitarbeiter machen sich wegen der Entwicklung Sorgen.
Für das laufende Geschäftsjahr 2025 rechnet Grammer wieder mit einem Umsatz von rund 1,9 Milliarden Euro und mit einem operativen Gewinn von rund 60 Millionen Euro. Das Unternehmen erwartet weiter Probleme im Auto-Markt, vor allem wegen der handelspolitischen Unsicherheiten.
Um das zu erreichen, wird laut Mitteilung auch der Sanierungs- und Zukunftstarifvertrag beitragen, der für die Standorte in Amberg vereinbart wurde. Grammer und die IG Metall konnten sich dazu vergangene Woche einigen.