Gedenken zur Pogromnacht: Vier Freunde putzen Amberger Stolpersteine | Amberg24

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Am besten putzt man Stolpersteine mit Essig-Salz-Wasser oder Messingreiniger. (Bild: knz)
Am besten putzt man Stolpersteine mit Essig-Salz-Wasser oder Messingreiniger. (Bild: knz)
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Am besten putzt man Stolpersteine mit Essig-Salz-Wasser oder Messingreiniger. (Bild: knz)

Gedenken zur Pogromnacht: Vier Freunde putzen Amberger Stolpersteine

15 Steine erinnern an sieben Orten an das Schicksal von Juden zur Zeit des Nazi-Regimes. Eine Gruppe von Amberger*innen hat sie nun aufpoliert, um auf steigenden Antisemitismus hinzuweisen und an die Opfer der Pogromnacht zu erinnern.

Mit Essigsäure und Politur haben sich vier Amberger*innen am Dienstagnachmittag, 16. November, ausgerüstet, um die 15 Stolpersteine zu putzen, die in ganz Amberg verstreut sind. Einer von ihnen, Harry, ist erst vor einigen Wochen nach Amberg gezogen. „Mir ist aufgefallen, dass es hier auch Stolpersteine gibt.” Dann habe er ein bisschen herumgefragt, ob die hier auch geputzt werden.

Wurden sie schon Jahre nicht mehr – zumindest sehen sie so aus. Vor allem die außerhalb der Innenstadt sind kaum zu unterscheiden vom Gehweg drumherum. Das macht sie schwer zu finden. Obwohl sie eigentlich golden glänzen und ins Auge stechen sollten.

Namen, Daten, Schicksale

So wollte es der Künstler Günter Demnig. Er stellt die Steine her aus normalen Pflastersteinen mit einer Messingplatte obendrauf. Darin eingraviert sind Namen, Geburtsdaten und – soweit bekannt – die Schicksale derer Jüd*innen, die in den Häusern lebten, vor denen Demnig die Steine einbetoniert. In Amberg liegen 15 Steine an sieben Orten. Der Künstler hat sie 2012 auf Anfrage eines P-Seminars des GMG verlegt.

Golden glänzten die Stolpersteine in Amberg nicht, sie hatten sich eher ihrem grau-braunen Umfeld angepasst. Jetzt aber nicht mehr, denn Harry, Tijana, Manuel und Wyland haben sie aufpoliert. Etwa eineinhalb Stunden dauerte es, bis sie sechs der sieben Standorte abgeklappert hatten. Einige der Steine lagen offensichtlich vor Ladeneingängen, andere sind in Hinterhöfen versteckt.

Vier vor der Synagoge

Die letzten vier Steine der Route liegen vor der Amberger Synagoge in der Salzgasse. Hier wartete schon Olga Bart, die für die Israelitische Kultusgemeinde eine Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Reichspogromnacht organisiert hatte.

Rabbiner Elias Dray, Bürgermeister Michael Cerny, Antisemitismusbeauftragten Ludwig Spaenle und schließlich Kreisheimatpfleger Dieter Dörner redeten eindringlich über das Wiederholen von Geschichte, der Selbstverständlichkeit der Phrase „Nie wieder” und stärker werdenden Hass gegen Juden.

Daneben hatten Schüler*innen des MRG ein beeindruckendes Rahmenprogramm vorbereitet: Klarinette und Synthesizer und Gedichte von jüdischen Schriftstellern übers Wegsehen und die Schrecken des 9. November. Verantwortlich war hier der Arbeitskreis Werte und Schule ohne Rassismus.

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