Yoga, Breathwork, Meditation: Bringt das was? | Amberg24

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Innere Ruhe finden: Entspannungsübungen aus dem Yoga helfen. (Symbolbild: Christin Klose/dpa-tmn)
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Innere Ruhe finden: Entspannungsübungen aus dem Yoga helfen. (Symbolbild: Christin Klose/dpa-tmn)

Yoga, Breathwork, Meditation: Bringt das was?

Influencer und TikToker schwören darauf: Yoga, Meditation, Breathwork. Aber was bringen diese Methoden im stressigen Alltag? Helfen sie bei ernsten psychischen Problemen, wie Angststörung und Traumata? Oder können Sie auch gefährlich sein?

Vier Sekunden einatmen, vier Sekunden halten, vier Sekunden ausatmen. Und nochmal von vorne. Atemübungen liegen voll im Trend. Auf Instagram und Tiktok gibt es Coaches und Trainer, die viel versprechen: Angststörung loswerden, endlich wieder konzentrieren können und gleich noch Traumata auflösen.

„Yoga ist eine Jahrtausend alte Methode und hat viel Tiefgang, weit über die bekannten Körperübungen hinaus. Auch das Meditieren und Atmen, was heute mitunter Breathwork genannt wird, ist ein zentraler Teil von Yoga”, erklärt Dr. Ellen Eckl. Eckl ist ärztliche Psychotherapeutin und Yogalehrerin mit Schwerpunkt Traumasensibles Yoga bei der Medbo (Medizinische Einrichtungen des Bezirks Oberpfalz) in Amberg.

Was bringen Yoga und Co.?

Die Methoden können uns resilienter machen und gesünder. „Es gibt wissenschaftliche Daten, dass die Wirkung bei häufig vorkommenden psychischen Erkrankungen wie Ängsten, Stressempfinden, depressiven Erkrankungen, aber auch bei ADHS hilfreich ist”, sagt Eckl.

Eckl sieht auch Chancen in der Behandlung von traumatisierten Menschen. „Typische Symptome von Trauma sind, dass ich mich abgetrennt fühle von meinen Emotionen, Gedanken, von meinem Körper und dem Hier und Jetzt”, erklärt Eckl. Eine reine Gesprächs-Psychotherapie sei „ohne Einbeziehung des Körpers limitiert”. Eine qualitativ hochwertige, traumasensible Yogapraxis habe Potenzial. Getreu dem Motto: „Trauma trennt, Yoga verbindet.”

Yoga hilft, wieder festen Boden unter den Füßen fühlen, die Beweglichkeit und Kraft. „Zu einem Trauma gehört ganz oft auch das Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins und des Aushaltens”, erklärt Eckl. Dazu kann man Gegenentwürfe praktizieren, indem man zum Beispiel große Bewegungen macht, indem man dynamisch ist. Indem man erkennt, dass man Wahlfreiheiten hat.

Wie kann eine traumasensible Yogapraxis aussehen? „Zum Notfallkoffer gehören einfache Übungen. Das Abklopfen ist eine Zurückorientierung zum Körper. Ich erkenne meine Grenzen. Das Schütteln ist ein Gegenentwurf zum Erstarren. Das Schwingen ist auch eine mühelose Bewegung, die den ganzen Körper mit einschließt. Allgemein spricht man immer von Einladung: Wie will sich mein Körper bewegen. Langsam, schnell.” Wo sind meine Grenzen? Es gebe kein richtig und kein Falsch.

Kein Wundermittel

Doch es gibt auch Grenzen: Man dürfe Techniken wie Yoga oder Meditation nicht als Wundermittel sehen. „Zehn Stunden traumasensibles Yoga machen kranke Menschen nicht plötzlich gesund.” Die Methoden seien ein zusätzliches Tool neben Medikamenten, neben klassischer Psychotherapie.

Man müsse auch aufpassen: Marketing, Versprechungen, Profit – es fehlen besonders bei Online-Angeboten Hinweise auf Gefahren. Ja, auch scheinbar harmlose Mental-Health-Methoden haben ihre Grenzen.

„Es gibt aus der Sicht der Psychiatrie Erkrankungen, bei denen man sehr, sehr vorsichtig sein muss”, sagt Eckl. Warnhinweise müsse es geben unter anderem bei akuten Psychosen, bipolaren Erkrankung und schweren akuten Depressionen. Auch aufpassen muss man mit körperlichen Einschränkungen, wie Epilepsie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder schwere Atemwegserkrankungen.

Sichere Praxis ist wichtig

Beim Yoga braucht es eine sichere Praxis, ein sicheres Umfeld. Das komme in erster Linie durch eine gute Qualifikation. „Soziale Medien verführen leicht. Es gibt auch Kurse, die nichts mit Selbstbestimmung zu tun haben oder mit Kommunikation auf Augenhöhe.” Man solle kritisch sein und seinen Empfindungen vertrauen: Wie geht es mir nach Yoga, Meditation, Breathwork? Unterstützt es mich? Bringt es mich dorthin, wo ich gerne sein möchte?

Wie erkenne ich, dass ich mehr als Yoga oder Ähnliches brauche? „Wenn es nicht besser wird.” Für eine Stabilisierung braucht es laut Eckl Zeit. „Aber wenn ich mich nach der Übung immer schlecht fühle, wenn ich danach nicht schlafen kann, wenn ich kritischer mit mir bin und noch mehr grüble”, dann sollte man sich eine andere Yogapraxis oder andere Lehrer*innen suchen. Wird die Symptomatik nicht besser, ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Erste Anlaufstellen können Hausärzt*innen sein.

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