Über 100 Unwettereinsätze in der Oberpfalz - In Amberg herrscht Hochwasser | Amberg24

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23.12.2023
In Amberg liegen die Sandsäcke bereit.  (Bild: ass)
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In Amberg liegen die Sandsäcke bereit. (Bild: ass)

Über 100 Unwettereinsätze in der Oberpfalz - In Amberg herrscht Hochwasser

Wegen Sturm „Zoltan” mussten Einsatzkräfte auch in der Nacht auf Samstag mehrfach ausrücken. In Amberg stieg am Wochenende das Wasser der Vils weiter an. Am Sonntagabend kam die Meldung, dass der Pegel langsam wieder sinkt.

Von weißer Weihnacht keine Spur: Dauerregen, Sturm und Hochwasser bestimmen in diesem Jahr die Festtage im Freistaat. Die Einsatzkräfte waren an Heiligabend gut beschäftigt. Eingenickte Äste, umgestürzte Bäume, überschwemmte Straßen: Wegen des Sturmtiefs „Zoltan“ am Wochenende mehrfach ausgerückt. Es blieb nach Angaben der Polizeipräsidien allerdings bei kleineren Einsätzen. Schwerwiegendere Verletzungsfolgen wegen des Unwetters habe es nicht gegeben. Auch der entstandene Schaden halte sich in Grenzen.

Allerdings wurden über 100 witterungsbedingte Notrufe in der Oberpfalz am Samstag bearbeitet, sagte ein Sprecher. Meist waren es Verkehrsstörungen wegen „allem, was so auf die Straße geweht wurde.“ Verletzt wurde demnach niemand.

Landkreis Amberg-Sulzbach

Im Landkreis Amberg-Sulzbach herrscht derzeit Hochwasser. Die Vils erreichte am Samstagnachmittag die Meldestufe 3. Am Sonntagvormittag erreichte der Fluss einen Pegel kurz vor der Meldestufe 4. Es wurden erste Notfallmaßnahmen errichtet. Das THW baute einen Steg in der Amberger Innenstadt auf. Gegen kurz nach 16 Uhr kam die Meldung, dass der Vilspegel langsam wieder sinkt.

Landkreis Schwandorf

Im Landkreis Schwandorf gab es am Sonntagvormittag ebenfalls eine Hochwasserwarnung vom Wasserwirtschaftsamt Weiden. Es gab erste Einsätze, besonders bedrohte Orte wie Nittenau haben Vorbereitungen getroffen. Der Fluss Regen liegt flussaufwärts in Cham über Meldestufe vier.

Weiden und Landkreus Neustadt W/N

Die Integrierte Leitstelle (ILS) Oberpfalz-Nord hat mit ihrer Betriebsstätte in Weiden am Heiligabend eine Vielzahl von Einsätzen aufgrund der angespannten Wetterlage verzeichnet. Insgesamt wurden laut ILS am Sonntag sieben Einsätze aufgrund von Unwetterschäden an Straßen verzeichnet, wobei aufgeweichter Boden und Windbruch der Vortage die Hauptursachen waren. In den betroffenen Gebieten wurden Sandsäcke vorbereitet und ausgegeben. Die Pegelstände sind in Weiden und dem Landkreis Neustadt/WN auf Stufe 3, während der Pegel laut ILS in Tirschenreuth derzeit auf Stufe 2 verbleibt.

Unfall wegen Plane

Weil der Wind eine Kunststoffplane erfasst hat, die auf der Fahrbahn lag, kam es am Freitagabend gegen 16.30 Uhr auf der B20 bei Furth im Wald in Richtung Grenze zu einem Verkehrsunfall mit drei beteiligten Autos. Wegen der Plane musste ein 21-jähriger Mazda-Fahrer abbremsen, berichtet die Polizei am Samstag. Ein 21-Jähriger, der in seinem Hyundai hinter ihm fuhr, konnte auch noch anhalten. Ein 26-jähriger Opelfahrer aus dem Raum Regensburg bemerkte das zu spät, touchierte den Vorausfahrenden und schob diesen auf den Mazda.

Alle Insassen der Fahrzeuge wurden beim Aufprall leicht verletzt. Es entstand Schaden in Höhe von etwa 20.000 Euro. Die Feuerwehr Furth im Wald musste die Unfallstelle in Absprache mit der Straßenmeisterei Bad Kötzting zwischen 16.30 und 18 Uhr sperren. An der Unfallstelle waren vier Fahrzeuge des Rettungsdienstes im Einsatz. Abschleppdienste haben alle drei Autos geborgen. Der Eigentümer der grünen Ladungssicherungsplane ist bislang nicht bekannt.

Bäume auf der Autobahn

In Niederbayern kam es bis Samstagfrüh zu 63 witterungsbedingten Einsätzen, wie das Polizeipräsidium mitteilte. Überwiegend seien die Einsatzkräfte wegen entwurzelter Bäume oder herabgefallener Äste ausgerückt. Auf der A 3 wurde deshalb den Angaben zufolge gleich zweimal hintereinander der Verkehr beeinträchtigt. So stürzte erst ein Baum auf die Abfahrt an der Anschlussstelle Passau Süd und später ein weiterer auf die Fahrbahn Richtung Österreich zwischen den Anschlussstellen Iggensbach und Garham/Vilshofen. Nachdem zwei Fahrzeuge mit dem Baum zusammengestoßen waren, wurde die Strecke zeitweise gesperrt.

In Untergriesbach (Landkreis Passau) stürzte laut Polizei ein an einem Gebäude aufgestelltes Gerüst in sich zusammen. Feuerwehrkräfte brachten den Rest des Gerüsts kontrolliert zu Fall, um eine weitere Gefährdung auszuschließen. In Bad Abbach im Landkreis Kelheim deckte der Sturm das Dach eines Verbrauchermarktes ab. Es entstand ein schätzungsweise sechsstelliger Schaden.

In Niederalteich (Landkreis Deggendorf) stieg ein Bach so stark an, dass Einsatzkräfte der Feuerwehren einen Damm verstärken und erhöhen mussten. Mittlerweile sinke der Wasserstand allerdings wieder, sagte ein Sprecher der Integrierten Leitstelle Straubing.

Dach von Supermarkt abgedeckt

Auch Menschen in Bad Abbach im Landkreis Kelheim in Niederbayern, die kurz vor Heiligabend noch einkaufen wollten, bekamen die Folgen des Sturms zu spüren: Starker Wind hatte große Teile eines Dachs eines Supermarkts abgetragen. Es entstand ein Schaden im sechsstelligen Bereich, teilte die Polizei mit. Einsatzkräfte waren für mehrere Stunden im Einsatz und das Geschäft blieb den ganzen Samstag über geschlossen.

Probleme im Bahnverkehr

Der Bahnverkehr lief in Bayern am Samstag trotz Unwetter zunächst weitgehend planmäßig an. Wegen umgestürzter Bäume musste die Deutsche Bahn aber im Laufe des Tages einige Strecken sperren. Dazu zähle die Strecke zwischen Nürnberg und Regensburg, teilte das Unternehmen auf X, ehemals Twitter, mit. Fernverkehrszüge werden umgeleitet. Außerdem könne es zu Verspätungen kommen. Grund der Streckensperrung sei ein umgestürzter Baum im Gleis bei Mausheim (Landkreis Regensburg).

Ein weiterer Baum sorgte auf der Strecke zwischen Marktschorgast (Landkreis Kulmbach) und Münchberg (Landkreis Hof) für Probleme, auch dort war die Strecke gesperrt. Im Landkreis Fürth zwischen Zirndorf und Cadolzburg mussten Züge aus Fürth vorzeitig in Zirndorf wenden - ebenfalls wegen eines Baums im Gleisbett.
Insbesondere am Münchner Hauptbahnhof war am Samstag viel los, viele Reisende waren unterwegs. Das sei „für Weihnachten erwartbar”, sagte der Sprecher. Aufgrund der anstehenden Feiertage seien nicht zuletzt die Fernverkehrszüge stark ausgelastet.

Im Rest Bayerns ruhig

In Oberbayern rückten die Einsatzkräfte insgesamt 250 Mal aus. Die Nacht von Freitag zum Samstag sei eher ruhig gewesen. Ähnlich in Schwaben: Auch hier kam es zu wenigen Einsätzen.

In Oberfranken habe es bei den Einsatzzahlen am Samstag eine „minimale Steigerung im Vergleich zu sonst“ gegeben, sagte ein Sprecher. Am Sonntagmorgen kam die Mitteilung, dass es rund 150 Einsätze gewesen seien. Um Nürnberg und Erlangen wurden die Einsatzkräfte 70 Mal alarmiert, wie die Feuerwehr mitteilte. In Schwaben und Unterfranken dagegen gab es den Angaben der Polizeipräsidien zufolge nur vereinzelt wetterbedingte Einsätze. In Unterfranken waren es laut Sprecher 54. „Es waren ein paar Einsätze, aber nichts, was uns die ganze Nacht beschäftigt hätte“, sagte er weiter.

Auch im Rest von Bayern gilt in weiten Teilen Hochwassergefahr. Hier rechnet der HND mit kleineren Ausuferungen.

Sturmflut und ein Tornado?

Auch im Rest Deutschlands hat „Zoltan” den Verkehr auf Straßen und Schienen erheblich behindert. Vor allem Bahnreisende mussten viel Geduld mitbringen, einige Fähren im Norden fuhren nicht, und zum Beispiel die U-Bahnen in Hamburg waren langsamer unterwegs. In Niedersachsen kam es zu Glätteunfällen auf den Straßen. In Niedersachsen erreichten am frühen Sontnagmorgen 30 Pegel die dritte von vier Warnstufen, wie der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz mitteilte. Diese Schwelle überschritten demnach, wie die DPA mitteilte, unter anderem die Flüsse Weser, Aller, Leine und Oker. Bei Stufe drei ist die Überschwemmung von Grundstücken und größeren Flächen sowie von Straßen und Kellern möglich.

In Köln prüft der DWD einen Tornadoverdacht. Todesfälle durch den Sturm gab es in den Niederlanden und Belgien. Die schwere Sturmflut überschritt in Hamburg am späten Freitagvormittag ihren Höchststand.

Pegel steigen

Angesichts kräftiger Niederschläge bleibt die Hochwasserlage in Bayern in den nächsten Tagen angespannt. Die Pegel nördlich der Donau seien verbreitet bereits kräftig angestiegen, teilte der Hochwassernachrichtendienst (HND) am Samstagmorgen mit.

Niederschläge sollen vor allem in Oberfranken und in der Oberpfalz fallen - diese Regionen sind laut HND bereits von Hochwasser betroffen. Über das Wochenende werden die Wasserstände den Prognosen zufolge insbesondere dort und im Bayerischen Wald weiter steigen. In den oberfränkischen Gemeinden Rödental (Landkreis Coburg) und Mainleus (Landkreis Kulmbach) stieg der Pegel in der Nacht zum Sonntag knapp über die Meldegrenze der Stufe 4. Flüsse in Coburg, Bayreuth, Würzburg, Schweinfurt, Passau und im schwäbischen Landkreis Donau-Ries erreichten in der Nacht die Meldestufe 3. In Neustadt (Landkreis Coburg) könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Pegel des Flusses Steinach auf Meldestufe 4 ansteige und damit eine Überschwemmung von bebautem Gebiet in großem Umfang möglich sein.

Keine weißen Weihnachten

Über den Tag fallen in Bayern überwiegend Regentropfen statt Schneeflocken. Es soll laut DWD nur kurze Regenpausen geben. Für den Frankenwald und das Fichtelgebirge sowie den Bayerischen Wald warnt der Wetterdienst vor Unwettern durch Dauerregen. Die Schneefallgrenze steigt nach Angaben des Bayerischen Lawinenwarndienstes Richtung Abend auf 2100 bis 2400 Meter an.

Auch stürmisch bleibt es weiterhin im Freistaat. Mit Böen zwischen 60 und 70 Kilometer pro Stunde rechnen die Meteorologen im Flachland. In den höheren Lagen der Alpen und des Bayerischen Waldes kann es zu orkanartigen Böen kommen. Auch in den kommenden Tagen bleibt es eher regnerisch und mild.

Lawinenrisiko steigt

Neuschnee und Orkanböen lassen die Lawinengefahr in höheren Lagen der bayerischen Berge steigen. Gebietsweise herrscht am Wochenende sogar großes Lawinenrisiko, teils mit Warnstufe vier von fünf, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt am Freitagabend mitteilte.

Konkret ist die Lawinengefahr in den hohen Lagen der Berchtesgadener Alpen, des Zugspitzgebiets und am Allgäuer Hauptkamm groß. In niedrigeren Gebieten herrscht ebenfalls erhebliche Gefahr und damit Stufe drei auf der fünfteiligen Skala.

In niederschlagsreichen Gebieten könnten Lawinen große Ausmaße annehmen und exponierte Verkehrswege gefährden, so das Landesamt. Über die Weihnachtstage mit höheren Temperaturen bleibe die Lage in den gefährdeten Bereichen angespannt.

Starker Wind hat auch an Heiligabend teilweise den Skibetrieb beeinträchtigt. „Außer Betrieb“ meldet die Bayerische Zugspitzbahn auf ihrer Homepage für die Seilbahn zu Deutschlands höchstem Berg. Auch ein Lift am Zugspitzplatt konnte am Sonntag nicht fahren. In Betrieb war aber wieder die Zahnradbahn zur Zugspitze, die am Samstag nicht gefahren war.

Die neue Gondelbahn am Ochsenkopf im Fichtelgebirge blieb laut Homepage auch an Heiligabend geschlossen. Sie sollte offiziell am Freitag starten. Doch das Wetter spielte nicht mit: Die Bahn konnte wegen des Sturms nicht fahren, auch eine dichte Schneedecke fehlte noch im nordbayerischen Mittelgebirge.

Weitere Wetteraussichten

Am Wochenende bleibt es weiter stürmisch in Bayern, teilweise mit Orkanböen auf den höchsten Gipfeln. Am Heiligabend wird es mild mit Höchstwerten von bis zu zwölf Grad und möglicherweise etwas Sonnenschein, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Samstagmorgen mitteilte. Während die Meteorologen für den Samstag gebietsweise Dauerregen voraussagen, soll es in den kommenden Tagen trockener werden.

Für die meisten Menschen in Bayern wird es keine weißen Weihnachten geben. Neuschnee erwartet der DWD in den Mittelgebirgen oberhalb von 600 bis 800 Metern. In den Alpen kommt oberhalb von 1000 Metern bis zu zehn Zentimeter Neuschnee hinzu, in höheren Lagen des Bayerwaldes können es zwischen zehn bis 20 Zentimeter sein.

Im Flachland wird es am Samstag immer wieder stürmische Böen oder Sturmböen geben, besonders am Mittag und am Nachmittag sowie generell im Bergland auch schwere Sturmböen. In den höheren Lagen der Alpen und des Bayerwalds erwartet der Wetterdienst zeitweise auch orkanartige Böen, auf den Gipfeln zum Teil Orkanböen.

Deutschlandweit werden regional heftige Regen- oder Schneefälle erwartet. Der Deutsche Wetterdienst gab am Wochenende wegen des Dauerregens eine Warnung heraus für Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern und Sachsen. „Die Dauerregenlage dauert teilweise bis zum Montag, dem 1. Weihnachtstag, an“, hieß es darin. Die Behörden warnen demnach für Teile von Niedersachsen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern vor Hochwasser.

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