Der Winter hat noch gar nicht angefangen, da ist der Skilift in Mertenberg schon Geschichte. Die Betreiber haben ihr Gewerbe abgemeldet. Nicht nur der Klimawandel ist daran schuld.
Generationen von Skifahrern aus der Region haben hier ihre ersten Schwünge absolviert, während Mama oder Papa oben hinter den Panoramafenstern der „Rotschwanzl-Alm” ihren Kaffee getrunken haben - der Zwergerl-Lift in Mertenberg war eine Wintersport-Institution im Landkreis. Jetzt ist er geschlossen. Ob es nun am Buchberg schneit oder nicht: Die Betreiber haben ihr Gewerbe abgemeldet.
„Der Klimawandel macht sich definitiv bemerkbar”, zieht Stefan Walter, bekannt als Bassist der Band „Wöidarawöll”, eine bittere Bilanz. „Zusammenhängende Winterwochen lassen sich in den vergangenen zehn Jahren an einer Hand abzählen. Unser Motto war immer: Wir machen solange weiter, bis wir kein Geld mehr haben.” Zusätzliche Einlagen hätten die Gesellschafter der GbR einvernehmlich ausgeschlossen. Investiert haben die drei Familien, die den Lift vor 50 Jahren auf eigene Faust errichteten, genug. Von den Pionieren lebt nur noch Stefan Walters Vater Karl. Die anderen Männer der ersten Stunde, Hans Weidner und Helmut Piehler, sind schon verstorben.
Vor nunmehr 18 Jahren meisterte die kleine GbR den Generationswechsel. Das Skilift-Geschäft ging an die „Jungen” über: neben Stefan Walter an Armin Neusinger und Thomas Görlich. Nachdem auch die vergangene Wintersaison mehr als enttäuschend verlaufen war, entschlossen sich die drei bereits heuer im Sommer, das Gewerbe abzumelden. Zum 31. August erlosch die Firma. Doch es ist nicht nur das milde Klima. Schwer im Magen lagen den Betreibern auch zusätzliche Auflagen.
„Neueste Vorschrift war, dass am Ausstieg der Liftspur eine Videoüberwachung installiert werden muss.” Die Mertenberger Skilift-Familien wollten dafür kein Geld mehr ausgeben. „Hinzu kommt noch, dass heutzutage große Maschinen keine Mühe mehr haben, solch einen Skihang umzupflügen und zu bewirtschaften. Das sind natürlich auch keine guten Voraussetzungen für eine vernünftige Skipiste.” Derzeit ist ein Großteil des Hanges ein Acker.
„Es waren wirklich schöne 50 Jahre”, blickt Walter zurück. „Generationen haben am Mertenberger Kührangen das Skifahren erlernt.” Gerne erinnert er sich an spannende und schweißtreibende Wettläufe, an viele Flutlicht-Abende und natürlich legendäre Festivitäten in der gemütlichen Hütte unten beim Einstieg. „So bleibt uns nur, uns bei unseren zahlreichen Skigästen zu bedanken”, sagt Walter. „Wir freuen uns, ein Teil ihres Lebens gewesen sein zu dürfen.” Die Mertenberger Anlage ist die zweite im Landkreis, die schließt. Vor fünf Jahren sperrte schon der Lift in Habres bei Neukirchen zu. Auch er wurde einst privat betrieben, vom Landwirt, dem die Wiese gehört.
Ganz abschreiben müssen die Wintersportler den Buchberg nicht. Nur wenige hundert Meter entfernt bereiten sich die Verantwortlichen des Skiclubs Monte Kaolino (SCMK) Hirschau auf die Langlauf-Saison vor. An den Loipen unter dem Rotbühl-Sender stehen vier nagelneue Schneekanonen bereit. Wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken, fangen sie an Kunstschnee zu produzieren. Den braucht der SCMK dringend: Auf 12. und 13. Januar 2019 ist am Rotbühl der Deutschlandpokal im Skilanglauf terminiert.