Rapper Feel.ikx kreiert tiefe Emotionen und starke Beats | Amberg24

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vor 3 Tagen
Felix Merl alias FEEL.ikx (Bild: Alexander Weigert)
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Felix Merl alias FEEL.ikx (Bild: Alexander Weigert)

Rapper Feel.ikx kreiert tiefe Emotionen und starke Beats

Eminem war seine erste Berührung zur Rapmusik. Heute inspirieren ihn deutsche Künstler wie Casper, Curse und Prinz Pi. Seit vielen Jahren rappt Felix Merl alias FEEL.ikx selbst mit viel Herzblut über private Probleme und Glücksmomente.

Als Neunjähriger hört Felix im Auto seines Vaters das erste Mal „Without You“ von Eminem. Neun Jahre später ist es ebenso Eminem mit seinem Album „Recovery“, der ihn bei seinen ersten Ausflügen im eigenen Auto begleitet. „Das war die erste und lange Zeit auch die einzige CD, die ich in meinem Auto gehört habe. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass er neben mir steht. Dabei hatte ich immer das Bild vor Augen, wie Eminem in der Gesangskabine steht und alles rauslässt – mit Power und Energy“, erzählt Felix. „Es gibt nicht viele Musikrichtungen, die diese Energie transportieren können. Gleichzeitig catcht Rap mich und spricht was in mir an. Ich hab mich darin wiedergefunden.“

Mittlerweile macht der heute 32-jährige Leonberger selbst seit vielen Jahren Musik. Macht es Eminem gleich und rappt über Themen, die ihn bewegen und beschäftigen. „Teilweise sind seine Texte lustig, aber zeigen auch oft viel von seinen dunklen Seiten. In ,Cleanin´ Out My Closet’ verarbeitet Eminem beispielsweise die Beziehung zu seiner Mum kritisch. In anderen Liedern die zu seiner Ex oder seinen Kindern. Ich fand krass, dass Musik sowas kann.“

Gefühle und Emotionen

Felix alias FEEL. ikx ist begeistert davon, dass sich Rapper mit ihrer Musik komplett nackt machen und Persönliches erzählen können. „Bei Rap-Musik ist mehr Platz für Text – die Musik catcht über Statements.“ Aus diesem Grund und um seine Gefühle besser transportieren zu können, rappt Felix auch auf Deutsch. „Mir geht es darum, die Sachen, die mich persönlich beschäftigen und berühren – also Liebe und Freude oder auch Wut und Trauer – in Songs zu packen. Ich möchte in erster Linie für mich selbst aus den ganzen Gefühlen etwas erschaffen“, erklärt FEEL. ikx.

Überzogene Ängste und kritische Gedanken verarbeiten, aus etwas Negativem etwas Positives schaffen, Gefühle in Musik verpacken: „Positive Emotionen sind gesellschaftlich viel salonfähiger. Davon versuche ich also im Alltag mehr zu zeigen, bin somit auch generell freudig und möchte so andere Leute zum Lachen bringen und glücklich machen. Aber die andere Seite in mir, die mache ich mehr in meiner Musik aus und gebe ihr dort ein Spotlight.“ Der Künstler möchte seine Emotionen nicht unterdrücken und sieht seine Rap-Musik als Selbsttherapie. „Ohne Musik wäre für mich vieles schwerer gewesen“, lässt Felix emotional verlauten.

Prinz Pi, Casper und Curse: Das sind deutsche Rapper, die FEEL. ikx’ Weise Songs zu schreiben und die Art offen und ehrlich über Persönliches zu rappen, beeinflusst haben und es noch immer tun. „Zur damaligen Zeit war Straßen-Gangsta-Rap im Hype, aber die drei haben die gefühlvollsten Songs rausgebracht. Egal, was die Leute drum herum gemacht haben. Musik folgt keinen Regeln – nur deinen eigenen“, erklärt der Musiker. Lediglich bei den Reimen hält er sich meist an gewisse Vorgaben. Dabei spielt er mit Worten, Sätzen und Reimen; verschachtelt acht, neun Reime nach einem bestimmten Schema und unterstreicht somit sein Gesagtes.

Konzerte und Workshops

Regelmäßig hat der Leonberger Gastauftritte bei anderen Künstlern, gibt selbst Konzerte und tritt auf Bühnen auf. „Sobald ich auf der Bühne bin und rappen kann, ist alles schön. Am Tag davor gibt es aber immer mal Momente, an denen ich mir denke, ob ich gut vorbereitet bin. Dann nehme ich mir die Zeit und gehe das ganze Set nochmal minutiös durch“, erzählt FEEL. ikx. „Und fünf bis 15 Minuten bevor ich auftrete, kann ich nicht mit Leuten sein, mit denen ich später nicht auf der Bühne stehe. Ich muss mich dann entweder fokussieren oder schon in den Modus kommen, den ich auf der Bühne brauche.“

Gleichzeitig hält der Musiker, der hauptberuflich Erzieher und Gruppenpädagoge für seelisch und psychisch behinderte Jugendliche ist, Workshops in sozialen Einrichtungen. Dabei geht er mit den Kindern die Basics durch, gibt ihnen Tipps zum Schreiben und Rappen. Motiviert und ermutigt sie, und steht ihnen als Vorbild und Mentor zur Seite.

Singles und Alben

2017 kam Felix’ erstes Album „Hand aufs Herz“ heraus. Weiter ging es mit, „Immergrün“, „Indianerehrenwort“, „+49“ und 2021 mit „Send Love“. „Das aktuellste ist bisher mein Lieblingsalbum. Ich gehe sehr perfektionistisch und mit viel Leidenschaft in meine Musik rein, und hab mir auch meine alten Alben immer wieder angehört. Die waren cool und schön, aber oft nur Momentaufnahmen. ,Send Love’ hat den Test der Zeit am besten bestanden. Ich hab auch ganz bewusst gewählt, welche Lieder auf das Album kommen und ich höre immer noch alle sehr gern“, erzählt der 32-Jährige. Früher standen für den Rapper klassische, minimalistische Beats im Vordergrund – Inhalt und Text sollten für sich sprechen. „Mittlerweile finde ich es auch wichtig, dass das Instrumentale schön ist und dazu passt. Moderne Drums, coole und soulige Samples sind beispielsweise bei ,Send Love’ verbaut.“

Gemeinsam mit seinem Mixing Engineer Brayz arbeitet FEEL. ikx gerade an einem neuen Album, das nächstes Jahr im Frühling erscheinen soll. Für „Kitsch“ entstehen die ersten Songs bereits im September 2021. „Es sind jetzt 14 Lieder, die wirklich perfekt in das Album passen – in die Geschichte, die das Album erzählen soll. Sieben davon sind mit Feature-Künstlern und sieben weitere sind Solo Songs. Sieben ist für mich eine wichtige Zahl.“ Es geht wieder um Persönliches, Emotionen, übertriebene Ängste, Panikattacken und um das Innere Kind. „Ich bin mit meinem Inneren Kind in Kontakt gegangen, habe es angenommen und mir selbst verziehen“, fasst Felix zusammen. Gleichzeitig versucht sich der Rapper immer mehr am Gesang. Anfang November diesen Jahres erscheint die erste Single aus dem Album: In „Simba“ geht es um Mut und darum seine Gefühle frei zu lassen. Mit souligen Tönen greift der Rapper die Charakteristiken des starken Hauptdarstellers von „König der Löwen“ auf. Felix nimmt alle Songs in seinem heimischen Tonstudio auf. Mit einem aufgerüsteten Set-up sowie einem neuen Aufnahmeprogramm hat er aus seinem Aufnahmeraum das Mögliche herausgeholt und kann, wenn am Ende alles gemischt und gemastert ist, mit der Qualität der Großen mithalten. „Ich wollte, dass man erst einen Song von Sido und danach einen von mir anhören kann, ohne, dass man einen großen Unterschied in der Qualität oder Lautstärke hört“, erklärt er. Und das ist ihm gelungen.

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