Sie treten auf Weihnachtsmärkten und Rauhnächten auf und glänzen besonders durch ihre schaurigen Masken, Hörner und Felle. Die Auftritte der Oberpfälzer Schlossteufeln sind viel besucht und sorgen für Spannung in der Weihnachtszeit.
Lange bevor die grusligen Gestalten mit ihren Masken, Hörnern und Fellen auftauchen, ertönen die Glocken aus der Ferne. Hinter den Masken der Krampi, die besonders in der Weihnachtszeit ihr Unwesen treiben, verstecken sich eigentlich Personen. Doch auf Krampus- und Perchtenläufen verbreiten die maskierten Figuren Angst und Schrecken. Auf den eigens organisierten Läufen ziehen die gefährlichen Gestalten durch die Straßen. Auf ihren Shows spielen sie gerne mit dem Feuer. Und den Ruten kommen Zuschauende besser nicht in die Quere. Eine Tradition die besonders in Österreich gelebt wird. Doch auch in der Oberpfalz gibt es Krampus-Vereine, welche die Tradition fortführen. Einer bekanntesten Krampus-Vereine sind die Oberpfälzer Schlossteufeln, deren Mitglieder unter anderem aus Wackersdorf, Rieden und Schwandorf stammen. „Bei uns geht es aber friedlicher zu”, erzählt Lillian Kutter. Die 37-Jährige ist bereits seit 14 Jahren Mitglied der Oberpfälzer Schlossteufeln, die am 17. Dezember, um 17.30 Uhr, am Amberger Marktplatz auftreten. Im Gespräch mit Amberg24 verrät sie mehr ihr besonderes Hobby.
Die Vorfreude bei Lillian Kutter ist groß. Auch in ihrer 14. Saison ist die 37-Jährige noch nervös. Seit 2009 ist sie Mitglied der Oberpfälzer Schlossteufeln, obwohl sie mittlerweile in Österreich nahe Kufstein zu Hause ist, bleibt sie Teil der Gruppe: „Ich war auch in Österreich Mitglied eines Vereins”, sagt sie. Da Frauen im Krampus-Kostüm in ihrer neuen Wahlheimat nicht üblich seien, ist sie aber weiterhin in Wackersdorf dabei. Sie ist ein Schlossteufel durch und durch: 15 bis 20 Kilogramm wiegt ihr Kostüm bestehend aus Gewand, Hörnern und Plateauschuhen. „Ich selbst bin nur 1,70 Meter groß”, erzählt sie und fügt an: „Ein Krampus sollte meiner Meinung nach imposant sein.” Knapp 15 Minuten benötigt sie, bis das Kostüm sitzt und die 37-Jährige ein Teil der Show wird. Auf die Saison freut sie sich bereits im Oktober.
Proben muss Lillian Kutter nicht mehr. Sie ist bereits ein alter Hase im Krampus-Business und kennt ihre Einsatzzeiten auf den Shows. „Es gibt aber Rollen, da müssen die Gesten passen und der Text eingeprägt werden. Da werden beispielsweise Kinder eingebunden. Auch das Feuerspiel muss man vorher abstimmen”, erzählt sie. Der erste Auftritt dieses Jahres ist am 25. November, am Schwandorfer Christkindlmarkt: „Wir sind alle sehr motiviert. Ich hab mir ein neues Fell und Gewand geholt. Die Vorfreude ist sehr sehr groß. Wir können es eigentlich kaum noch erwarten, wir scharren mit den Hufen”, sagt sie im Namen aller Schlossteufeln.
Auch wenn die Perchten und Hexen in ihren Kostümen schaurig und unverwundbar wirken, stecken Menschen hinter der Fassade, die sich im schlimmsten Fall schwer verletzen können. Die Masken und Hörner werden meist kompliziert montiert, daher gibt es für Zuschauende einige Regeln zu beachten. Besonders das Reißen und Ziehen an den Hörnern der Mitwirkenden ist gefährlich. „Weil sich der Hebel verändert”, erklärt Lillian und ergänzt: „Die Masken sind fixiert. In meiner ist beispielsweise eine Snowboardbindung. Wenn dort einer am Horn reißt, verändert sich der Hebel. In Österreich ist es schon vorgekommen, dass Beteiligten fast das Genick gebrochen wurde.” Ein weiteres No-Go ist das Klettern über die Absperrung. Sowohl bei Auftritten als auch bei manchen Läufen wird mit Feuer hantiert. Zuschauende sollten sich an die Regeln halten, im Notfall gibt es aber Ordner, die Störenfriede stoppen.
Grundsätzlich geht es aber friedlich zu, auf den Veranstaltungen, Probleme mit betrunkenen Besuchern gibt es selten. Kinder haben manchmal Angst vor den großen Gestalten, aber selbst dafür hat Lillian Kutter einen Trick: „Ich ziehe meine Handschuhe aus und zeig ihnen meine lackierten Fingernägel. Und dann sind sie erstaunt, 'da ist eine Frau drunter'. Wenn die aber richtig Angst haben, gehe ich einfach und lass es.” Insgesamt soll es eine Veranstaltung für die ganze Familie sein, auf der sich keiner fürchten muss.
Knapp 60 Mitglieder hat der Verein mittlerweile. Viele kommen aus der Oberpfalz, beispielsweise Wackersdorf und Rieden, aber auch in Niederbayern sind noch Schlossteufeln zu Hause. Sie finanzieren sich über ihre Auftritte, Sponsoren gibt es keine. Wer beitreten will, ist willkommen. Der Zusammenhalt ist groß. Lillian Kutter berät Mitglieder beim Kauf der Masken. Sie kennt sich aus und hat die Kontakte nach Österreich, wo viele Schnitzereien beheimatet sind. Häufig werde aber über Verkaufsbörsen, wie Kleinanzeigen oder Willhaben.at gesucht, die Masken sind teuer. Bis zu 1000 Euro kosten die Unikate.
Ein Auftritt im Jahr liegt dem Verein besonders am Herzen. Sie treten kostenlos auf dem Weihnachtsmarkt der „Sozialen Initiative Regensburg” auf. Die Einnahmen des Marktes werden zum Großteil gespendet. Wer den „Original Oberpfälzer Nikolaus”, mit Engeln, Hexen und Krampussen im Anhang sehen will, kann dies auch in Regensburg tun. „Dort ist leider immer wenig los”, erzählt Lillian Kutter.