Starkregen hat am Dienstag Teile des Landkreises Amberg-Sulzbach überflutet. In Kastl versanken Fahrzeuge in der Lauterach: Der Fluss wurde zum reißenden Strom, im Ortszentrum sind Menschen in ihren Häusern eingeschlossen.
Was in Amberg am frühen Dienstagabend wie starker, aber nicht ungewöhnlicher Regen daherkam, sorgte in Teilen des Landkreises Amberg-Sulzbach ab 17 Uhr für überschwemmte Straßen und vollgelaufene Keller. Während die angekündigten starken Regenfälle Einsatzkräfte von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk zunächst vor allem in Neukirchen,Weigendorf, Illschwang und Birgland im westlichen Teil von Amberg-Sulzbach beschäftigten, musste gegen 19.30 Uhr in Kastl Katastrophenalarm ausgelöst werden: Hier wurden ein Lkw und mehrere Autos in die Lauterach gespült. Weil sie den Durchfluss unter einer Brücke verstopften, schwoll die sonst so beschauliche Lauterach zu einem reißenden, schlammigen Strom an.
Einsatzkräfte versuchten, die Fahrzeuge aus dem Wasser zu ziehen. Der Fluss, der durch Kastl fließt, ist so angeschwollen, dass Menschen, die hier wohnen, ihre Häuser nicht verlassen konnten. Wie viele Anwohner vom Wasser eingeschlossen worden waren, war zunächst nicht klar. Immerhin: Nach Auskunft der Einsatzkräfte gibt es keine Vermissten, auch keine Verletzten oder gar Todesopfer. „Derzeit ist das Wichtigste, dass keine Menschenleben in Gefahr sind”, sagte Kastls Bürgermeister Stefan Braun am Abend.
Landrat Richard Reisinger, der sich ebenfalls im Lagezentrum bei der Kastler Feuerwehr ein Bild von der Situation machte, sprach aus, was viele dachten: Er hoffe, dass das Wetter nun stabil bleibe, nachdem der Regen am Abend aufgehört hatte. Gegen 21 Uhr begann der Wasserstand in Kastl wieder zu sinken. Außer den Rettungskräften konnte abends niemand mehr ins Ortszentrum von Kastl: Die Situation war einfach zu gefährlich. Deshalb wurde auch das Feuerwehrhaus zum Lagezentrum, wo alle Fäden zusammenliefen.
Kastl war am Dienstagabend am stärksten von den Folgen des Unwetters betroffen, hier wurde nach Auskunft der ILS Oberpfalz-Nord am Abend Katastrophenalarm ausgelöst. Laut ILS-Pressesprecher Jürgen Meyer waren alleine hier 19 Fahrzeuge von Feuerwehr und THW, 13 weitere von Wasserwacht und DLRG sowie 14 von BRK und Rettungsdienst im Einsatz. Neben Kastl sei zuvor, am späten Nachmittag, auch Illschwang ein „Hotspot” im Landkreis Amberg-Sulzbach gewesen.
Dass Kastl so massiv von Überflutungen betroffen war, lag an seiner besonderen Lage: Nach den Worten von Bürgermeister Braun war der Starkregen hier über das Hainthal hereingebrochen – ein sogenannter Trockengraben, der eigentlich zur Entwässerung einer Fläche von 23 Quadratkilometern diene. Wegen der Tallage seien die Fluten dann von hier nach Kastl geströmt. Hier stand das Wasser am frühen Abend einen Meter hoch auf dem Marktplatz.
Von den Folgen des Starkregens betroffen war auch die Bahnlinie Nürnberg-Amberg-Irrenlohe (Schwandorf): Hier stürzte ein Baum aufs Gleisbett, weshalb die Strecke zwischen Hartmannshof und Lehenhammer um 20.39 Uhr gesperrt werden musste. Die Reparaturen am Gleis begannen noch am Abend, um die Bahnstrecke möglichst schnell wieder in Betrieb nehmen zu können.
Über die Nina-Warnapp war am Dienstag eine amtliche Unwetterwarnung vor „schwerem Gewitter mit heftigem Starkregen und Hagel” herausgegeben worden. Darin war die Rede von Niederschlagsmengen zwischen 25 und 40 Liter pro Quadratmeter und Windböen mit Geschwindigkeiten um 60 km/h sowie kleinkörnigem Hagel. Der Raum Amberg lag am Rand eines größeren, als Gefahrenzone markierten Unwettergebiets. Die Arbeit der Einsatzkräfte geht derweil weiter, derzeit insbesondere noch in Kastl.
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Bereits am Nachmittag zog Starkregen über Cham. Wie die Mittelbayerische Zeitung berichtet, standen bereits nach 30 Minuten Keller und Straßen unter Wasser. Am Abend gab der deutsche Wetterdienst (DWD) eine Warnmeldung der Stufe 3 von 4 heraus. Der DWD warnte vor raschen Überflutungen von Straßen/Unterführungen und Kellern, Aquaplaning sowie möglichen Erdrutschen