Sonat Vox: Ein junger Chor mit Mission – und einem Auerbacher | Amberg24

arrow_back_rounded
Lesefortschritt
Mattis Jensen (Mitte) ist Gründungsmitglied des Chors Sonat Vox. (Bild: Sonat Vox/exb)
Mattis Jensen (Mitte) ist Gründungsmitglied des Chors Sonat Vox. (Bild: Sonat Vox/exb)
Mattis Jensen (Mitte) ist Gründungsmitglied des Chors Sonat Vox. (Bild: Sonat Vox/exb)
cancel
info
Mattis Jensen (Mitte) ist Gründungsmitglied des Chors Sonat Vox. (Bild: Sonat Vox/exb)

Sonat Vox: Ein junger Chor mit Mission – und einem Auerbacher

Früher sangen sie im Windsbacher Knabenchor, jetzt sind sie musikalische Medienprofis: Der Chor Sonat Vox ist alles, nur nicht langweilig. Dabei ist auch ein Auerbacher - nur nicht am Samstag, wenn Sonat Vox im Kolpingsaal auftritt.

Erster Platz beim Deutschen Chorwettbewerb, CD- und Videoproduktionen, Zusammenarbeit mit Städten, dem Bayerischen Rundfunk oder dem 1. FC Nürnberg: Bei Sonat Vox läuft es ganz gut. Sonat Vox ist ein Männerchor – aber nicht wie der herkömmliche Männergesangsverein. Seine Mitglieder sind zwischen Anfang und Ende 20, die meisten kennen sich aus ihrer Schulzeit am Musikinternat und Knabenchor Windsbach. „Das war eine sehr prägende Zeit”, erzählt Mattis Jensen. Der gebürtige Auerbacher besuchte das fränkische Internat seit der 4. Klasse.

Ausgerechnet beim Auftritt in seiner Heimat kann Jensen aber nicht teilnehmen – er hat sich für ein anderes Konzert verpflichtet. Der Rest der Truppe vertritt ihn am Samstagabend im Kolpingsaal Auerbach. Geplant sind eine bunte Auswahl aus dem Gesamtrepertoire von Sonat Vox, kündigt der Chor an. „Wir wollen eine möglichst breite Klangpalette bieten.” Die reicht von geistlicher Musik, die sich mit Vergänglichkeit und Ewigkeit beschäftigt, bis in die weltliche mit dem romantischsten aller Themen: der Sehnsucht.

Ernsthafte Kulturarbeit leisten

Inzwischen sind Jensen und seine Kollegen lange fertig mit der Schule, viele auch mit dem Studium. Verstreut sind sie über ganz Deutschland, Lehrer, Polizisten, Wirtschaftswissenschaftler. Um sich nicht aus den Augen zu verlieren und weil es einfach doch zu schön ist, miteinander Musik zu machen, gründeten sie 2015 Sonat Vox. Für einen ist es noch etwas mehr als ein Herzensprojekt: Justus Merkel, der Chorleiter. Gerade ist Merkel mit seinem Chor- und Orchesterleitungs-Studium fertig, jetzt steht möglicherweise die Promotion an. „Für mich war Sonat Vox auch immer ein Übungschor”, sagt er.

In neun Jahren Chor-Geschichte hat sich einiges getan. „Wir sind nicht mehr die 20 Buben. Wir haben viel an uns gearbeitet, mit dem Ziel, immer besser zu werden.” Das gelte nicht nur musikalisch. „Wir wollen ernsthafte Kulturarbeit leisten”, sagt Merkel stolz. Fast wie ein Startup beschreibt der Chorleiter das Projekt. „Wir sind alle sehr jung und wollen etwas auf die Beine stellen.”
Die Webseite von Sonat Vox

Das Ziel: Chormusik wieder präsenter machen, vor allem geistliche Stücke. Jensen erklärt: „Wir sind durch unsere Windsbacher Zeit geprägt, wir interessieren uns für Chormusik. Aber meine Freunde zum Beispiel, die nicht auf dem Internat waren, haben da gar keinen Bezug dazu.” Das will Sonat Vox ändern. Mit branchenübergreifenden Projekten etwa. „Wir haben inzwischen auch manchmal Frauenstimmen dabei und ein Orchester”, sagt Merkel. Und viele multimedialen Ideen. Die Aufgabe ist immer: „Wie kann man Chormusik neu in Szene setzen?” – interessanter, vielschichtiger, neu. Vorreiter, Vorbild sein. „Dass man einfach überlegt, wie kann man das meiste Potenzial herausholen, wie können wir es noch weiter verarbeiten, wie können wir viele Leute erreichen, ohne dabei unsere Wurzeln zu verlieren.”

Legenden besingen

Ein Beispiel: „Die Legende lebt”. Die 1.-FC-Nürnberg-Hymne haben Sonat Vox vor kurzem in Zusammenarbeit mit dem Club neu interpretiert. Mit Chor, Cello und Percussion. Und mit epischem Musikvideo. „Wir haben etwas ganz Verrücktes zusammengebracht”, sagt Merkel, „dass man Fangeschrei aus der Nordkurve nimmt und die in Chorstücke packt.” „Das Gesamtkonzept hatte eine totale Energie”, stimmt Jensen zu, „auch das Ergebnis ist unglaublich energetisch.”

Und es bleibt nicht bei Videoproduktionen: „Wir sind dran, größere Programmkonzepte zu entwickeln. Mit Licht, mit Tanz, instrumental. Man kann mit neuer Musik atmosphärisch arbeiten, man kann traditionelle Musik neu aufarbeiten, gewisse Themen ansprechen. Und dann ist der Auftrag der Kunst zu Ende gedacht”, erzählt Merkel mit Leidenschaft in der Stimme. „Irgendetwas transportieren durch die Kunst.”

Zusammen reisen, zusammen singen

Möglich wird das mit Förderungen und Partnerschaften, wie mit der Stadt Ansbach. Deren Kulturbotschafter ist Sonat Vox. Eine große Verantwortung, bestätigt Merkel, aber öffnet auch Türen. Vergangenes Jahr drehten sie ein Video zu Schuberts „Die Nacht” und zeigten darin Ansbachs nächtliche Facetten. Auch ein Besuch in der Ansbacher Partnerstadt Anglet in Frankreich blieb den Sängern in Erinnerung. Das beste daran: „Vor 800 Leuten komplett den Laden abzureißen, ausverkauft, und dann ist 17 Uhr und der komplette Chor trifft sich am Strand”, sagt Merkel und lacht.

Die Reise hat den Chor zusammengeschweißt. Genauso die Tournee durch England und Schottland 2019, „mit Bussen herumfahren und zehn Tage aufeinander hocken.” Dass man sich da auch mal uneins ist, ist klar. Aber das gehört dazu, sind sich Merkel und Jensen einig. Um sich weiterentwickeln zu können. „Gerade in der Musik. Wenn Justus sagt, wie er etwas gerne interpretiert hätte, ist es normal, das zu hinterfragen und darüber zu reden. Um dann umzusetzen, wie es gemeint ist”, erklärt Jensen. Merkel stimmt zu: „Eine normale Diskussion ist wichtig.” Und schlimme Streitereien gab es seit der Schulzeit nicht mehr, hängt er an. Hier zeigt sich, dass die allermeisten schon seit vielen Jahren zusammen singen. „Wir haben zusammen gelernt, Musik zu verstehen.” Übrigens sind nicht alle Chorsänger Schulfreunde. Bei den Neuzugängen ist wichtig: Sie müssen in die Gruppendynamik passen – eine ähnliche musikalische Kompetenz haben.

Service

Das Konzert von Sonat Vox in Auerbach

  • A-Capella-Männerensemble
  • Samstag, 24. Februar, ab 19.30
  • Kolpingsaal Auerbach
  • Karten: 19 Euro bei Schreibwaren Heindl (Kleefeldt)

north