Beim ERSC Amberg kämpft Lukas Salinger nicht nur mit dem Formtief der Wild Lions, sondern auch mit Beleidigungen der Fans. Trotz der aktuellen Situation bleibt er optimistisch: „Wir haben keinen schlechten Charakter in der Mannschaft.“
Die Wintermonate im Leben von Lukas Salinger sind stark ausgebucht. Fünfmal die Woche steht der Verteidiger mit der Bayernliga-Truppe des ERSC Amberg auf dem Eis. Vor 22 Uhr ist der Verteidiger selten zu Hause, hinzu kommen lange Auswärtsfahrten. Einen freien Abend oder Tag hat der 29-Jährige in der Regel nur Montag und Samstag.
Klingt nach viel Aufwand für ein Hobby, das er neben seinem 40-Stunden-Job betreibt. „Das zieht schon extrem Energie”, sagt der Verteidiger im Interview mit Oberpfalz-Medien. Vielen seiner Mitspieler ergeht es ähnlich. „Wenn ich mir Michael Kirchberger anschaue, der hat ein Kind zu Hause. Da denke ich mir, bei denen ist das noch schlimmer”, erklärt der 29-Jährige.
Bei all dem Aufwand, den Lukas Salinger und Co. im leistungsorientierten Eishockey betreiben, wurmt es ihm natürlich umso mehr, wenn die sportliche Bilanz bescheiden ausfällt. Besonders reizen und verletzen ihn aktuell aber die Kommentare der Fans in den sozialen Medien. „Ich fahre nicht gerne nach Schongau für vier Stunden. Verliere 8 zu 6, fahr dann wieder nach Hause und denke mir, das Wochenende war heute wieder schön, hat super Spaß gemacht”, reagiert er offen auf die Kritik.
Diese ist häufig nicht mehr konstruktiv, sondern beleidigend und aggressiv. Das ehrenamtliche Social-Media-Team des ERSC bemüht sich, derartige Kommentare schnellstmöglich zu löschen. Einiges bleibt aber dennoch an den Spielern hängen. Beleidigungen wie „Vielleicht hilft's ja was, wenn die Trainer der Mannschaft mal den Nackerten versohlen” oder „haben unsere Spieler keine Eier mehr oder wollen sie nicht mehr für Amberg spielen” sowie „ein Vierjähriger hat mehr Gehirn” kratzen laut Lukas Salinger natürlich am Team. Hinzu kommen Beschimpfungen gegen Spieler Daniel Krieger nach dem Spiel in Schweinfurt.
In einer Zeit, in welcher „Mentale Gesundheit im Arbeits- und Privatleben immer wichtiger wird”, sollten Fans reflektierter reagieren, sich selbst einmal hinterfragen und nicht in den sozialen Medien verstecken: „Da gibt’s ein paar Leute, denen würde ich gerne mal ins Gesicht schauen. Einfach um zu sehen, wie reagierst du denn jetzt. Oder wenn wir mal auf einer Ebene reden, was passiert denn da? Was kommen dann für Aussagen? Sprichst du dann immer noch so?”, hinterfragt der 29-Jährige. Negative Kommentare bleiben laut Lukas Salinger natürlich immer länger im Gedächtnis als positive. Innerhalb der Gruppe versuche man, das Ganze auch ein wenig ins Lächerliche zu ziehen. Insgesamt sei die Situation aber „schon tough.”
Trotz der sportlichen Situation bleibt Lukas Salinger aber optimistisch. Innerhalb der Truppe passt es, trotz zehn Niederlagen aus 18 Partien, auch weiterhin: „Da zeigt sich auch der wahre Charakter von den Leuten und wir haben keinen schlechten Charakter in der Mannschaft.”
Verletzungen, drei Abgänge in der Hinrunde und individuelle Fehler sind mit ein Grund für die angespannte Situation. „Wir sind manchmal einen Schritt zu langsam, das Momentum der letzten Jahre fehlt. Wir müssen uns das wieder erarbeiten”, erklärt der Verteidiger. Vor Weihnachten stehen noch die Partien beim TSV Schongau (Freitag, 20 Uhr) und gegen Geretsried (Sonntag, 18.30 Uhr) auf dem Programm.
Das Fest verbringt Lukas Salinger dann mit „Ente und Eishockey”. Unter dem sportlichen Weihnachtsbaum sollte, laut Salinger, vielleicht ein Neuzugang liegen: „Ich glaube, jeder Spieler, Trainer und die Hauptverantwortlichen wünschen sich neue Spieler. Auch weil der Konkurrenzkampf, die beste Leistung herausholt” Es bleibt abzuwarten, ob Christkind und Sportlicher Leiter Chris Spanger den Wunsch erfüllen kann.