In einer Jugendhilfeeinrichtung in Wunsiedel haben Mitarbeiter Anfang April 2023 ein totes Mädchen entdeckt. Die Ermittlungen der Sonderkommission sind abgeschlossen. Die Spuren führen zu 11 und 25 Jahre alten Tatverdächtigen.
Angestellte des Kinder- und Jugendhilfezentrums in Wunsiedel hatten im April 2023 ein zehn Jahre altes Mädchen tot in dessen Zimmer aufgefunden. Die Ermittlungen der eingerichteten Sonderkommission „Park“ bei der Kriminalpolizei Hof und der Staatsanwaltschaft Hof sind nun abgeschlossen und führen zu zwei 11 und 25 Jahre alten Tatverdächtigen. Die Ermittlungen liefern laut Mitteilung weitere Erkenntnisse zum Ablauf eines Sexualdelikts an dem Mädchen und der anschließenden Tötung des Kindes.
Nach den Ermittlungen besteht gegen den 25-Jährigen der dringende Tatverdacht einer Vergewaltigung der Zehnjährigen. „Hinsichtlich der Tötung des Mädchens gehen die Ermittler und die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der elfjährige Junge sie ohne Beteiligung des 25-Jährigen getötet hat”, bilanziert Matthias Goers, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Hof.
Die Staatsanwaltschaft Hof hat gegen den 25-Jährigen am 25. August 2023 Anklage zur Jugendschutzkammer des Landgerichts Hof wegen Vergewaltigung und zusätzlich wegen Einbruchsdiebstählen sowie Brandstiftung erhoben.
Der aus dem Raum Wunsiedel stammende deutsche Staatsangehörige steht im Verdacht, seit Jahresbeginn 2022 fünf Einbrüche in Baucontainer begangen zu haben. Hierbei soll er Baumaschinen im Wert von rund 16.000 Euro gestohlen und über das Internet veräußert haben. Einen der Container soll er zur Spurenbeseitigung in Brand gesetzt haben. Insgesamt soll ein Sachschaden von gut 50.000 Euro entstanden sein.
Für einen weiteren Diebstahl soll der Angeschuldigte in der Nacht des 4. April 2023 über ein offenstehendes Badezimmerfenster in das Kinder- und Jugendheim gelangt sein, wo er zufällig auf den elfjährigen Jungen und später auf das Mädchen getroffen sein soll. An der Zehnjährigen soll der 25-Jährige dann sexuelle Handlungen mit seinen Händen ausgeübt haben. Anschließend soll er die Einrichtung wieder verlassen haben.
Eine Beteiligung an der Tötung des zehnjährigen Mädchens ist dem Angeschuldigten nicht nachzuweisen. Vielmehr haben die Ermittlungen den Verdacht erhärtet, dass der elfjährige Junge das Mädchen – nachdem der Angeschuldigte die Einrichtung verlassen hatte – getötet hat, als es zwischen diesen beiden zu einer Streitigkeit kam. Der Junge hat das Mädchen nach Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft stranguliert, wie Matthias Goers von der Staatsanwaltschaft Hof am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
Matthias Goers: „Aufgrund der Strafunmündigkeit des Jungen kann gegen ihn kein Strafverfahren wegen der Tat durchgeführt werden.” Der Elfjährige wurde durch die zuständigen Behörden in gesicherte Obhut genommen. Der Angeschuldigte befindet sich weiterhin in Untersuchungshaft. Er hat die ihm zur Last gelegten Taten zu einem großen Teil gestanden. Die Ermittlungen zu der Strafanzeige einer Privatperson wegen Pflichtverletzungen der für die Fürsorge der Kinder zuständigen Behörden dauern laut Mitteilung noch an.
Nachdem erste Ergebnisse einer rechtsmedizinischen Untersuchung Hinweise auf eine Fremdeinwirkung als Todesursache brachten, haben Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft Hof die Ermittlungen wegen des Verdachts eines Tötungs- sowie Sexualdeliktes aufgenommen und die Sonderkommission „Park“ eingerichtet. Die Sonderkommission setzte sich aus über 40 Einsatzkräften mehrerer oberfränkischer Polizeidienststellen zusammen.
Beamte der Kriminalpolizei Hof übernahmen die Spurensicherung am Tatort sowie auf dem weitläufigen Gelände der Einrichtung. Die Spurenauswertung dauerte mehrere Wochen und bezog sich vor allem auf daktyloskopische, digitale und molekulargenetische Spuren. Insgesamt lagen der Sonderkommission „Park“ mehrere hundert Spuren vor. Zudem führten die Beamten über 130 Vernehmungen – zum Teil in Gegenwart von psychologischen Sachverständigen. Unterstützung bei der Spurenanalyse erhielten die Beamten von Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes und von mehreren rechtsmedizinischen Instituten. Spurenergebnisse sowie rechtsmedizinische Gutachten führten die Ermittler nacheinander zu zwei 11 und 25 Jahre alten Tatverdächtigen.
Zusätzlich zu speziell ausgebildeten Polizeikräften kümmerten sich Notfallseelsorger und Psychologen um die Bewohner der Einrichtung sowie deren Personal. Die polizeiliche Betreuungsgruppe stand während der Ermittlungen in engem Austausch mit den Angehörigen sowie den zuständigen Behörden und Einrichtungen.